Die Arten der Gattung Haworthia sind kleinbleibende ausdauerndesukkulente Pflanzen. Einige Arten sprossen durch die Bildung von Stolonen, die meisten verzweigen von der Basis aus und bilden so dichte Gruppen. Wenige Arten wachsen einzeln. Ihre Wurzeln sind faserig bis sukkulent und manchmal spindelförmig.[1]
Die in der Regel dicht rosettig an der Sprossachse angeordneten Laubblätter, nur bei Haworthia truncata sind sie zweizeilig, sind sitzend oder befinden sich an kurzen Stämmen. Die flachen bis kugelförmigen oder verlängerten Rosetten erreichen Durchmesser von 2 bis 15 Zentimeter. Die Blätter sind aufrecht, ausgebreitet bis zurückgebogen, gelegentlich stark zurückgebildet. Ihre Blattspreite dreieckig-lanzettlich bis linealisch und meistens fest. Sie vertrocknet häufig von der Spitze her und wird dann papierartig. Die sehr blass grüne, blaugrün bis dunkel (schwärzlich) grüne Epidermis ist oft warzig, verschiedenartig gemustert, kahl und nur selten filzig. Häufig gibt es durchscheinende Fenster und netzförmige Aderungen. Die Blattoberseite flach oder rinnig bis konvex, die
Unterseite konvex und oft zur Spitze hin gekielt. Die Blattränder sind ganzrandig, gezähnelt, bewimpert, mit borstenartigen Dornen besetzt oder warzig. Die manchmal stumpfe oder gestutzte Blattspitze ist meist spitz oder zugespitzt und besitzt manchmal ein aufgesetztes Spitzchen.[1]
Blütenstände und Blüten
Der aufrechte, einfache oder verzweigte, feste bis drahtige Blütenstand erscheint aus der Mitte der Blattrosette und trägt 1 bis 5 Rispen mit kleinen Brakteen. Der Blütenstandsstiel ist bräunlich grün und häufig puderig überhaucht. Die Blüten sind klein, zygomorph, zweilippig und etwa 15 Millimeter lang. Es sind 5 bis 50 Blüten pro Blütenstand vorhanden. Die Blütenröhre ist gebogen oder gerade und zur Basis hin leicht geschwollen. Die 6 weißen bis rosafarbenen Tepalen weisen oft einen grünen oder bräunlichen Mittelstreifen auf. Ihre Spitzen sind ausgebreitet bis zurückgebogen, in der Mitte sind sie grün, bräunlich oder gelegentlich gelb gefärbt. Die 6 Staubfäden ragen nicht aus der Blütenröhre heraus. Der längliche bis länglich eiförmig Fruchtknoten ist dreifächrig und sechsrinnig, der Griffel priemlich und die Narbe apikal, winzig dreilappig oder rund.[1]
Früchte und Samen
Die Früchte sind aufrechte, länglich eiförmige, holzige Kapselfrüchte, die der Länge nach aufreißen. Sie enthalten schwarze bis graue, unregelmäßig kantige oder fast flache Samen.[1]
Die Gattung Haworthia ist im Süden Namibias und in Südafrika zwischen dem 25. und 34. südlichen Breitengrad und dem 16. und 32. Längengrad verbreitet.[3] Das Gebiet mit der größten Artenvielfalt befindet sich in den südafrikanischen Provinzen Ostkap und Westkap in der Succulent Karoo (Sukkulentenkaroo) und der Nama-Karoo. Die Pflanzen wachsen meist an felsigen Stellen im Schatten von Gräsern oder Sträuchern.
Systematik
Äußere Systematik
Haworthia gehört innerhalb der Unterfamilie der Affodillgewächse in die monophyletische Gruppe der Alooideae (bis 2009 eine Unterfamilie der Asphodelaceae).
Innere Systematik
Die Erstbeschreibung der Gattung Haworthia durch Henri Auguste Duval wurde 1809 veröffentlicht.[4] Anhand von Blütenmerkmalen wird sie in drei Untergattungen gegliedert und umfasst folgende Arten:[5]
Haworthia minima var. poellnitziana(Uitewaal) M.B.Bayer
In diesem Umfang ist die Gattung jedoch nicht monophyletisch.[6][7][8][9][10] Für die Arten der Untergattung HexangularesUitewaal ex M.B.Bayer wurde 2013 durch Gordon Douglas Rowley die neue Gattung HaworthiopsisG.D.Rowley aufgestellt. Gleichzeitig erkannte er für die Arten der Untergattung RobustipeduncularesUitewaal ex M.B.Bayer die Gattung TulistaRaf. wieder an.[10]
Hybriden
Es sind mehrere Hybriden innerhalb der Gattung und Gattungshybriden mit nahe verwandten Gattungen bekannt; z. B.: Haworthia × manteliiUitewaal ist eine 1947 beschriebene Gartenhybride von Haworthia truncata und Haworthia cuspidata, deren zweiter Elternteil unzureichend gesichert ist.[11] Weiterhin gibt es Hybriden mit den Gattungen Aloe (× Alworthia[12]), Astroloba (× Astroworthia[13]), mit ×Astroworthia bicarinata(Haw.) G.D.Rowley und Gasteria (× Gasterhaworthia[14]) sowie die Dreifachhybriden ×BayeraraD.M.Cumming (= Aloe × Haworthia × Gasteria), ×CummingaraG.D.Rowley (= Gasteria × Haworthia × Poellnitzia) und ×MaysaraD.M.Cumming (= Astroloba × Gasteria × Haworthia).
Nutzung
Haworthia limifolia besitzt gute antibakterielle Eigenschaften. Die Art wird auf den Märkten von Durban gehandelt. Ein aus den Blättern hergestellter Sud wird von einigen südafrikanischen Stämmen, beispielsweise den Zulu, gegen Magenbeschwerden angewendet.[15]
Nachweise
Literatur
Ingo Breuer: Die Gattung Haworthia im Überblick. In: Detlev Metzing, Joachim Thiede (Hrsg.): Schumannia. Band 2, S. 3–74, Isensee, Oldenburg 1998.
Urs Eggli (Hrsg.): Sukkulenten-Lexikon. Einkeimblättrige Pflanzen (Monocotyledonen). Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3662-7, S.207–231.
O. A. Fawole, J. F. Finnie, J. Van Staden: Antimicrobial activity and mutagenic effects of twelve traditional medicinal plants used to treat ailments related to the gastro-intestinal tract in South Africa. In: South African Journal of Botany. Band 75, Nummer 2, 2009, S. 356–362 (doi:10.1016/j.sajb.2008.11.002).
Gideon F. Smith, Ben-Erik Van Wyk: Generic Relationships in the Alooideae (Asphodelaceae). In: Taxon. Band 40, Nummer 4, 1991, S. 557–581 (JSTOR:1222765).
Jens Treutlein, Gideon F. Smith, Ben-Erik Van Wyk, Michael Wink: Phylogenetic Relationships in Asphodelaceae (Subfamily Alooideae) Inferred from Chloroplast DNA Sequences (rbcL, matK) and from Genomic Fingerprinting (ISSR). In: Taxon. Band 52, Nummer 2, 2003, S. 193–207 (JSTOR:3647389).
Jens Treutlein, Gideon F. Smith, Ben-Erik Van Wyk, M. Wink: Evidence for the Polyphyly of Haworthia (Asphodelaceae Subfamily Alooideae; Asparagales) Inferred from Nucleotide Sequences of rbcL, matK, ITS1 and Genomic Fingerprinting with ISSR-PCR. In: Plant Biology. Band 5, Nummer 5, 2003, S. 513–521 (doi:10.1055/s-2003-44793).
Canio Giuseppe Vosa: On chromosome uniformity, bimodality and evolution in the tribe Aloineae (Asphodelaceae). In: Caryologia. Band 58, Nummer 1, 2005, S. 83–85 (PDF).
Einzelnachweise
↑ abcdUrs Eggli (Hrsg.): Sukkulenten-Lexikon. Einkeimblättrige Pflanzen (Monocotyledonen). S. 207.
↑Canio Giuseppe Vosa: On chromosome uniformity, bimodality and evolution in the tribe Aloineae (Asphodelaceae). S. 84.
↑Ingo Breuer: Die Gattung Haworthia im Überblick. S. 3–4.
↑H. A. Duval: Plantae succulentae in horto Alenconio. Gabon et Cie, Paris 1809, S. 7 (Reprint).
↑Jens Treutlein, Gideon F. Smith, Ben-Erik Van Wyk, M. Wink: Evidence for the Polyphyly of Haworthia (Asphodelaceae Subfamily Alooideae; Asparagales) Inferred from Nucleotide Sequences of rbcL, matK, ITS1 and Genomic Fingerprinting with ISSR-PCR. In: Plant Biology. Band 5, Nummer 5, 2003, S. 520 (doi:10.1055/s-2003-44793).
↑S. Ramdhani, M. B. Bayer, R. M. Cowling, N. P. Barker: Molecular phylogenetic studies in Haworthia Duval (Asphodelaceae). In: Alsterworthia International. The Succulent Asphodelaceae Journal. Band 9, Nr. 3, 2009, S. 13–17 (PDF).
↑S. Ramdhani, N. P. Barker, R. M. Cowling: Revisiting monophyly in Haworthia Duval (Asphodelaceae): Incongruence, hybridization and contemporary speciation. In: Taxon. Band 60, Nr. 4, 2011, S. 1001–1014 (JSTOR:41317322).
↑B. H. Daru, J. C. Manning, J. S. Boatwright, O. Maurin, N. Mclean, H. Schaefer, M. Kuzmina, M. van der Bank: Molecular and morphological analysis of subfamily Alooideae (Asphodelaceae) and the inclusion of Chortolirion in Aloe. In: Taxon. Band 62, Nr. 1, 2013, S. 62–76 (JSTOR:24389313).
↑ abJ. C. Manning, J. S .Boatwright, B. H Daru, O. Maurin, M. van der Bank: A molecular phylogeny and generic classification of Asphodelaceae subfamily Alooideae: A final resolution of the prickly issue of polyphyly in the Alooids. In: Systematic Botany. Band 39, Nr. 1, 2014, S. 55–74 (doi:10.1600/036364414X678044).
↑Urs Eggli (Hrsg.): Sukkulenten-Lexikon. Einkeimblättrige Pflanzen (Monocotyledonen). S. 220.
↑Urs Eggli (Hrsg.): Sukkulenten-Lexikon. Einkeimblättrige Pflanzen (Monocotyledonen). S. 193.
↑Urs Eggli (Hrsg.): Sukkulenten-Lexikon. Einkeimblättrige Pflanzen (Monocotyledonen). S. 194.
↑Urs Eggli (Hrsg.): Sukkulenten-Lexikon. Einkeimblättrige Pflanzen (Monocotyledonen). S. 199.
↑O.A. Fawole et al.: Antimicrobial activity and mutagenic effects of twelve traditional medicinal plants used to treat ailments related to the gastro-intestinal tract in South Africa. S. 357.