Haugschlag, die nördlichste Gemeinde Österreichs, liegt am Reißbach in der nordwestlichen Ecke des Waldviertels in Niederösterreich, an der Staatsgrenze zu Tschechien. An der Einmündung des Rottaler Baches in den Neumühlbach befindet sich gegenüber der ehemaligen tschechischen Kaserne Peršlák der nördlichste Punkt Österreichs.
Am Stankauer Teich steht an der Grenze im Rottaler Forst ein Meridianstein, der den Schnittpunkt des 15. Längenkreises und 49. Breitenkreises kennzeichnet.
Die Fläche der Gemeinde umfasst 22,65 km², 65,58 % der Fläche sind bewaldet.
Um das Jahr 980 sandte Bischof Pilgrim von Passau fränkische Siedler in diese Gegend, die den Boden Stück für Stück urbar machten und besiedelten. Der Rodungsname „-schlag“ deutet siedlungsgeschichtlich auf die Entstehung in der hochmittelalterlichen Rodungswelle zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert hin. Urkundlich scheint der Ort erstmals im Jahre 1369 auf, wo er als „Hawslag“ im Untertanenverzeichnis der Herrschaft Litschau geführt und dort mit 14 Lehen und einer Hofstatt erwähnt wird. 1784 wurde die Pfarre Haugschlag errichtet und 1787 die Pfarrkirche Haugschlag fertiggestellt.[2]
Haugschlag zählte über viele Jahrhunderte zur Herrschaft Litschau. 1590/91 gab es im Ort 14 untertänige Häuser; 1751 zählte Haugschlag 20 untertänige Häuser.[3]
Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in der Ortsgemeinde Haugschlag ein Bäcker, ein Fleischer, drei Gastwirte, drei Gemischtwarenhändler, ein Schmied, zwei Schneider, zwei Schuster, ein Tischler und mehrere Landwirte ansässig.[4]
Die Einwohnerzahl nimmt seit vielen Jahrzehnten kontinuierlich ab. Seit 1981 sind sowohl die Geburtenbilanz als auch die Wanderungsbilanz negativ, wobei die Abwanderung in den letzten Jahren abnahm.[6]
Katholische Pfarrkirche Haugschlag Zur Kreuzerhöhung: Josephinische Saalkirche aus dem Jahre 1787.
Ortskapelle Türnau
Wirtschaft und Infrastruktur
In Haugschlag gibt es 46 land- und forstwirtschaftliche Betriebe (Stand 2010), davon sind zwölf Haupterwerbsbetriebe.[7] Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gibt es vier im sekundären und 24 im tertiären Wirtschaftssektor (Stand 2011).[8] Diese Betriebe beschäftigen zehn Personen im Produktionssektor und 73 Personen im Dienstleistungssektor.[9]
In Haugschlag befindet sich das „Leading Golfresort Haugschlag“.[10] Durch das Gemeindegebiet verläuft auch der Eisenwurzen-Weitwanderweg.
Nina Proll (* 1974), Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin
Literatur
Anton Steinhauser, Administrativkarte von Niederösterreich Blatt 2, Sektion Haugschlag, 1:28.800, Hrsg: Verein für Landeskunde von Niederösterreich, in Kommission von Artaria & Co., Wien 1867-1882 JPG (6,4 MB)
Stefan René Buzanich: Die Lebenswelt der dörflichen Untertanen der Kuefstein´schen Herrschaft Litschau im Spiegel der Verlassenschaftsabhandlungen der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts (Dissertation an der Universität Wien, 2020, 4 Bände).
Stefan René Buzanich: Die Lebenswelt der dörflichen Untertanen der Herrschaft Litschau in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Eine sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Fallstudie auf Basis von Verlassenschaftsabhandlungen. Mit 66 Abbildungen und 3 Grafiken (Schriftenreihe des Waldviertler Heimatbundes, herausgegeben von Doris Gretzel und Marlene Müllner, Band 60, Horn 2020).
Hermine Grabenhofer: Chronik des Dorfes Haugschlag. (2 Bände, Haugschlag 2009).
↑Katastralgemeinden. Gemeinde Haugschlag, abgerufen am 16. November 2022 (österreichisches Deutsch).
↑Stefan René Buzanich: Die Lebenswelt der dörflichen Untertanen der Kuefstein´schen Herrschaft Litschau im Spiegel der Verlassenschaftsabhandlungen der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts (Dissertation an der Universität Wien, 2020, 4 Bände). S.22.