Die Haubenlerche wird etwa 18 cm groß und ca. 45 g schwer. Sie ist unauffällig gefärbt, von gedrungener Gestalt, hat einen kräftigen, gebogenen Schnabel, mittelhohe Füße, große, breite Flügel und eine Federhaube auf dem Kopf. Die Färbung des Federkleids ist dunkel-grau gestreift, die Unterseite ist weiß und im Bereich der Flügel rötlich. Ihr Schwanz weist einen rostbraunen Außensaum auf.
Haubenlerchen weisen kaum Geschlechtsunterschiede auf. Bei Brutpaaren sind Männchen allenfalls etwas größer und verfügen über eine leicht längere Haube. Zur Brutzeit kann der Brutfleck des Weibchens Hinweise auf das Geschlecht geben.[1]
Der Lockruf klingt wie „trüdritri-eh“ und bildet auch das Hauptmotiv des Gesanges, der oft vom Boden und manchmal im Fluge vorgetragen wird. Er ist sehr melodiös; der Vogel imitiert sogar andere Vögel.
Ökologie
Verbreitungsgebiet
Die Haubenlerche ist ein Brutvogel der südlichen borealen Zone von West- und Südwesteuropa bis nach Korea und dem Gelben Meer. Die Südgrenze verläuft von Senegal und Gambia, Nigeria, Sudan, dem Norden Kenias und der Küste Arabiens über den Nordosten Indiens bis ins Tiefland von Nepal. Im Nordosten des Brutareals ist die Haubenlerche ein Zugvogel, ansonsten ein Standvogel. Für einzelne Individuen sind jedoch sehr weite Wanderungen nachgewiesen.[2]
Ernährung
Die Nahrung der Haubenlerche besteht aus Samen von Wildkräutern und Gräsern, im Winter mit einem wechselnden Anteil an Kleintieren. Jungvögel benötigen animalische Kost. Zu der animalischen Kost, die Haubenlerchen fressen, zählen Regenwürmer, kleine und mittelgroße Käfer, Fliegen, kleine Schmetterlinge, Raupen und selten kleine Schnecken sowie Spinnen.
Lebensraum
Im Allgemeinen bevorzugt die Haubenlerche offenes trockenes Grasland, ist aber auch an Feld- und Straßenrändern, in Industriegebieten, Häfen und in Städten anzutreffen. Ideal sind trockenwarme Flächen mit niedriger und lückenhafter Vegetationsdecke vorzugsweise auf lehmigen Sandböden. Eine fortschreitende Bodeneutrophierung beschränkt dabei zunehmend geeignete Habitate.
Das Weibchen baut ein gut getarntes Nest am Boden, manchmal auch an Böschungen und Steinmauern. Zwischen April und Juni werden zweimal je zwei bis fünf Eier gelegt, die elf bis vierzehn Tage bebrütet werden. Die Jungen verlassen das Nest neun bis elf Tage nach dem Schlüpfen.
Bestandsentwicklung
Die Haubenlerche hat in den letzten Jahrhunderten mehrere klimabedingte Arealerweiterungen und -verluste durchlebt. So dehnte sich das Verbreitungsgebiet in den Wärmephasen im 16. und 18. Jahrhundert aus und ging in den Kältephasen des 17. Jahrhunderts wieder zurück. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts profitierte die Haubenlerche von der Entstehung neuer Bruthabitate in Städten und Industrieanlagen. Beginnend ab den 1930er Jahren ging der Bestand, vom Südosten Europas abgesehen, fast in ganz Europa dramatisch zurück.[3]
Die europäische Gesamtpopulation ist seit 1980 um insgesamt 98 % geschrumpft[4] und befindet sich in einem ungünstigen Erhaltungszustand.[5]
Bestandsentwicklung in Deutschland
In Niedersachsen waren bis 1980 nach Hochrechnungen zwischen 10.000 und 15.000 Brutreviere vorhanden. Bis 1990 hatte sich diese Zahl auf maximal 1.200 verringert, bis 1995 auf höchstens 210. Seit 1998 ist von höchstens 80 Brutrevieren auszugehen.[6] In Sachsen-Anhalt ist für 2005 ein Bestand von 1000 bis 1500 Tieren verzeichnet mit ebenfalls stark rückläufiger Tendenz.[7] In Bayern hat sich der Bestand zwischen 1975 und 1999 um mehr als die Hälfte reduziert[8] und wurde für das Jahr 2016 mit 45 bis 70 Brutpaaren angegeben.[9]
Aufgrund des drastischen Bestandsrückgangs ist die Haubenlerche in der Roten Liste 2020 für die Bundesrepublik Deutschland in der Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht) gelistet.[10]
Auch für die Bundesländer Bayern,[9] Niedersachsen und Bremen,[11] Nordrhein-Westfalen (letzter Brutnachweis 2003),[12] Saarland[13] und Schleswig-Holstein[14] ist dies der Fall.
In Brandenburg ist die Haubenlerche in Kategorie 2 (stark gefährdet) eingestuft,[15] in Sachsen-Anhalt ist sie in die Vorwarnliste aufgenommen worden.[16]
In Hamburg stammt der letzte Nachweis aus dem Sommer 2007, die Art muss seither als verschollen gelten.[17]
2005 bis 2009 wurde der Brutbestand für Deutschland auf 3700 bis 6000 Paare geschätzt. 80 bis 95 Prozent der Brutpaare befanden sich in den Bundesländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Dazu gab es inselartige Verbreitungsschwerpunkte in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Brutplätze befinden sich heute in Gewerbegebieten, auf unasphaltierten Großraumparkplätzen und an Bahnanlagen. In ländlichen Gebieten Ostdeutschlands werden heute vorzugsweise Flächen um große Biogasanlagen und Viehzuchtställe besiedelt.[18]
Der Brutbestand für Deutschland im Zeitraum 2011 bis 2016 wird auf 1700 bis 2700 Reviere geschätzt und weist einen stark abnehmenden Trend auf.[19]
Im Mai 2022 wurde, um drei Brutpaare zu schützen, vom Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreisesverfügt, dass Katzen in Teilen von Walldorf von April bis August kein Freigang gewährt werden darf.[20] Die Maßnahme gilt (zunächst) bis 2025 und ist sehr umstritten.[21]
Ursachen des Bestandsrückgangs
Trotz günstiger klimatischer Bedingungen im 20. Jahrhundert hat es keine Wiederausbreitung der Art gegeben. Hauptgefährdungsursachen sind offensichtlich Nahrungsmangel und Habitatveränderungen. Ruderal-, Öd- und Brachflächen stehen vielfach nur noch in geringem Maße und über relativ kurze Zeiträume zur Verfügung. Freiflächen beispielsweise in Stadtgebieten, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Haubenlerchen besiedelt wurden, werden heute zunehmend begrünt, gedüngt und dicht bepflanzt. Auch andere Rohbodenflächen werden sofort eingegrünt. Hinzu kommen eine Intensivierung der Landwirtschaft und eine Aufgabe der extensiven Weidewirtschaft bei gleichzeitiger Versiegelung der Landschaft und Verlust breiter, unbehandelter Ackerrandstreifen und -raine. Dadurch fehlen Wildkräuter, die für die Samennahrung wichtig sind. Gleichzeitig besteht kein ausreichendes Insektenangebot zur Brutzeit mehr.[22]
Schutzstatus
Die Haubenlerche steht als europäische Vogelart unter dem Schutz der Vogelschutzrichtlinie der Europäischen Union. In der Bundesrepublik Deutschland zählt sie gem. § 7 Abs. 2 Nr. 14 c) Bundesnaturschutzgesetz zu den streng geschützten Arten.
Galerida cristata tenuirostrisBrehm, CL, 1858 ist vom Osten Ungarns und Rumäniens bis in den Süden Russlands bis Kasachstan verbreitet.
Galerida cristata caucasicaTaczanowski, 1888 kommt auf den östlichen Ägäischen Inseln, der nördlichen Türkei und dem südlichen Kaukasus vor.
Galerida cristata kleinschmidtiErlanger, 1899 kommt im Nordwesten Marokkos vor.
Galerida cristata riggenbachiHartert, 1902 kommt im Westen Marokkos vor.
Galerida cristata carthaginisKleinschmidt, O & Hilgert, 1905 kommt im Nordosten Marokkos bis ins nördliche Tunesien vor.
Galerida cristata arenicolaTristram, 1859 ist im Nordosten Algeriens, im Südens Tunesiens und dem Nordwesten Libyens verbreitet.
Galerida cristata festaeHartert, 1922 kommt an der Küste im Nordosten Libyens vor.
Galerida cristata brachyuraTristram, 1865 ist im Innenland des nordöstlichen Libyen bis in den Süden Iraks und das nördliche Arabische Halbinsel verbreitet.
Galerida cristata helenaeLavauden, 1926 kommt im Südosten Algeriens und dem Südwesten Libyens vor.
Galerida cristata jordansiNiethammer, 1955 kommt in den Aïr-Bergen vor.
Galerida cristata nigricansBrehm, CL, 1855 ist im Nildelta verbreitet.
Galerida cristata maculataBrehm, CL, 1858 kommt im zentralen Ägypten vor.
Galerida cristata halfaeNicoll, 1921 ist im Süden Ägyptens und im nördlichen Sudan verbreitet.
Galerida cristata altirostrisBrehm, CL, 1855 kommt im Osten des Sudans und in Eritrea vor.
Galerida cristata somaliensisReichenow, 1907 ist im Süden Äthiopiens, im nördlichen Somalia und im nördlichen Kenia verbreitet.
Galerida cristata isabellinaBonaparte, 1850 ist im zentralen Sudan verbreitet.
Galerida cristata cinnamominaHartert, 1904 kommt im Westen des Libanons und dem Nordwesten Israels vor.
Galerida cristata zionMeinertzhagen, R, 1920 ist vom Süden der Türkei bis ins nordöstliche Israel verbreitet.
Galerida cristata subtaurica (Kollibay, 1912) kommt in der Zentraltürkei bis in den Südwesten Turkmenistans und den Norden Irans vor.
Galerida cristata magnaHume, 1871 ist vom zentralen Iran und das zentrale Turkmenistan bis in den Nordwesten Pakistans, Kasachstan, die südliche Mongolei und den Nordwesten Chinas verbreitet.
Galerida cristata leautungensis (Swinhoe, 1861) kommt im nordöstlichen und östlichen China vor.
Galerida cristata coreensisTaczanowski, 1888 kommt in Korea vor.
Galerida cristata lynesiWhistler, 1928 ist im Norden Pakistans verbreitet.
Galerida cristata chendoola (Franklin, 1831) kommt im zentralen und östlichen Pakistan über das westliche und nördliche Indien bis in den Süden Nepals vor.
Die Unterart Galerida cristata iwanowi, die Charles Vaurie 1959 beschrieben hatte, wird heute als Synonym für Galerida cristata magna betrachtet.
Trivia
Der Asteroid des inneren Hauptgürtels (8775) Cristata ist nach der Haubenlerche benannt (wissenschaftlicher Name: Galerida cristata). Zum Zeitpunkt der Benennung des Asteroiden am 2. Februar 1999 befand sich die Haubenlerche auf der niederländischen Roten Liste gefährdeter Arten.[24]
Literatur
Hans-Günther Bauer, Einhard Bezzel und Wolfgang Fiedler (Hrsg.): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas: Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 2: Passeriformes – Sperlingsvögel. Aula-Verlag Wiebelsheim, Wiesbaden 2005, ISBN 3-89104-648-0.
↑BirdLife International 2004: Birds in Europe: population estimates, trends and conservation status. BirdLife Conservation Series No. 12, BirdLife International, Wageningen, The Netherlands.
↑ H. Zang, P. Südbeck (2000): Zur Situation der Haubenlerche Galerida cristata in Niedersachsen. Vogelwelt 121: 173–181.
↑Torsten Ryslavy, Hans-Günther Bauer, Bettina Gerlach, Ommo Hüppop, Jasmina Stahmer, Peter Südbeck & Christoph Sudfeldt: Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 6 Fassung. In: Deutscher Rat für Vogelschutz (Hrsg.): Berichte zum Vogelschutz. Band57, 30. September 2020.
↑T. Krüger, B. Oltmanns (2007): Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brutvogelarten, 7. Fassung, Stand 2007. Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 27, Nr. 3 (3/07): 131–175.
↑Mitschke 2009: Die Haubenlerche (Galerida christata) im Hamburger Raum - vom Kommen und Gehen eines "Steppenvogels in der Stadt". Hamburger avifaun. Beitr. 36, 2009: 91–100
↑Michael Tetzlaff: Aus der Steppe in die Dörfer. Vögel 3/2020: 24–29
↑Gerlach, B., R. Dröschmeister, T. Langgemach, K. Borkenhagen, M. Busch, M. Hauswirth, T. Heinicke, J. Kamp,
J. Karthäuser, C. König, N. Markones, N. Prior, S. Trautmann, J. Wahl und C. Sudfeldt: Vögel in Deutschland – Übersichten zur Bestandssituation. (pdf) DDA, BfN, LAG VSW, 2019, S. 34, abgerufen am 9. Januar 2021.