Die Käfer erreichen eine Körperlänge von 4 bis 8 Millimeter. Die Flügeldecken sind glatt und moderat bis stark konvex. Am Kopf besitzen die Antennen elf Segmente, am Ende mit einer dreigliedrigen Keule, die nur moderat kompakt ist. Die Fühler sind recht kurz, ihre Länge ist etwas kürzer als der Kopf. Der Vorderrand des Clypeus ist zwischen zwei seitlichen Vorsprüngen in der Mitte gerade. Das Endglied der Unterkiefertaster ist beilförmig. Am Rumpfabschnitt ist das Pronotum quer und einfach gewölbt, sein Seitenrand entweder aufgebogen oder verdickt. Die Mittelbrust ist am Vorderrand ausgerandet, der Vorsprung der Vorderbrust trägt zwei deutliche Kiele. Die Seitenkanten der Flügeldecken sind schmal aufgebogen, ihre untergeschlagenen Epipleuren besitzen keine Grube. Die Mittel- und Hinterschienen der Beine tragen an der Spitze keine Sporne, meist fehlen sie auch an den Vorderschienen.[1][2]
Die Färbung und Zeichnung ist bei der Gattung Harmonia nicht nur zwischen den Arten, sondern auch innerhalb der einzelnen Arten sehr variabel. Die Grundfarbe der Flügeldecken ist meist rot bis orange mit schwarzen Flecken. Die Flecken können miteinander verbunden sein und schwarze Binden bilden. Bei vielen Arten und Farbvarianten nehmen die schwarzen Zeichnungen eine große Fläche ein und verschmelzen miteinander, so dass nur noch wenige rote Flecken übrig bleiben.
Unterscheidung einzelner Arten
Die Unterscheidung der einzelnen Arten innerhalb der Gattung ist oft sehr schwierig und kann in einigen Fällen nur durch die Untersuchung des Geschlechtsapparates sicher erfolgen. Der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) besitzt beispielsweise kein sicheres, in der Feldforschung anwendbares Unterscheidungsmerkmal zu Harmonia yedoensis. Die beiden Arten kommen teilweise im selben Lebensraum vor, z. B. in japanischen Nadelwäldern.[3] Rund die Hälfte aller Exemplare von Harmonia axyridis besitzt jedoch eine Bogenfalte am Zusammenstoß der beiden Flügeldecken, die bei Harmonia yedoensis in jedem Fall fehlt.
Der Vierpunkt-Marienkäfer (Harmonia quadripunctata) und der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) haben viele Farbvarianten. Einige Farbvarianten der beiden Arten in Europa ähneln einander sehr stark. Die Zeichnung des Halsschildes ist jedoch zur Unterscheidung geeignet. Der Vierpunkt-Marienkäfer hat dort mehrere dunkle Flecken auf hellem Grund. Neben einer in der Mitte gelegenen Fünfer-Gruppe, deren mittlere drei Punkte manchmal zu einer „V“-förmigen Zeichnung verschmolzen sind, liegt auch auf beiden seitlichen Rändern je ein schwarzer Fleck. Die Seiten des Halsschildes des Asiatischen Marienkäfers haben aber meist breite, manchmal schmälere weiße Ränder. Eine in der Mitte des Halsschilds liegende Gruppe von Punkten bildet bei dieser Art eine m-förmige Zeichnung.
Die meisten Arten ernähren sich hauptsächlich von Blattläusen, manche auch von Blattflöhen oder Zwergzikaden. Der Asiatische Marienkäfer frisst auch andere kleine Insekten sowie Obst, beispielsweise Weintrauben und angeschlagene Äpfel und Birnen, weshalb er in der Landwirtschaft als Schädling angesehen wird.
Frisch geschlüpften Larven vertilgen oft auch die verbliebenen Eier des Geleges[4] sowie Eier anderer Insekten, z. B. von Blattkäfern.
Taxonomie
Martial Étienne Mulsant führte die Gattung 1846 in seinem Buch Histoire Naturelle des Coléoptères de France (Naturgeschichte der Käfer Frankreichs) ein, oft wird aber auch sein Werk Species des Coléoptères Trimères Sécuripalpes von 1850, in dem die Gattung ebenfalls verzeichnet ist, als Erstbeschreibung angegeben, ohne die frühere Arbeit zu berücksichtigen. Die Typusart ist der Vierpunkt-Marienkäfer. Dieser war zu Zeiten Mulsants in der Wissenschaft als Coccinella marginepunctata (Schaller, 1783) bekannt, heute wird er nach einer älteren Arbeit des Dänen Erik Pontoppidan[5] aus dem Jahr 1763 und seiner Stellung in der von Mulsant beschriebenen Gattung Harmonia quadripunctata genannt.
1943 analysierte P. H. Timberlake die Typusexemplare mehrerer anderer Gattungen der Marienkäfer und kam zu dem Schluss, dass die von George Robert Crotch 1871 für einige südostasiatische Arten eingeführte Gattung Callineda eigentlich nur ein Synonym für Harmonia darstellte. Daher wurden die Arten dieser Gattung wie Callineda sedecimnotata und Callineda testudinaria in die Gattung Harmonia transferiert. 1964 wurden zwei neue Arten aus Neuguinea, Harmonia basinotata und Harmonia uninotata, von Ryszard Bielawski beschrieben und der Gattung Harmonia hinzugefügt.
Arten
Europäische Arten:
Asiatischer Marienkäfer (Harmonia axyridis) (Pallas, 1771), ursprünglich Nepal, China, Taiwan, Japan; nach Europa und in die USA eingeführt
↑Amir Biranvand, Oldřich Nedvěd, Wioletta Tomaszewska, Amir Al Ansi, Lida Fekrat, Zahra Mojib Haghghadam, Mehdi Zare Khormizi, Sara Noorinahad, Derya Senal, Jahanshir Shakarami, Danny Haelewaters (2019): The genus Harmonia (Coleoptera, Coccinellidae) in the Middle East region. Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 59 (1): 163–170. doi:10.2478/aemnp-2019-0014
↑S.A. Slipinski: Australian Ladybird Beetles (Coleoptera: Coccinellidae) their biology and classification. ABRS, Canberra 2007. Seite 161–162.
↑Naoya Osawa, Kazunori Ohashi: Sympatric coexistence of sibling species Harmonia yedoensis and H. axyridis (Coleoptera: Coccinellidae) and the roles of maternal investment through egg and sibling cannibalism European Journal of Entomology, 105, S. 445–454, 2008 Volltext (PDF, engl.)
↑Kayo Nakamura, Kazuki Miura, Peter De Jong und Hideki Ueno: Comparison of the incidence of sibling cannibalism between male-killing Spiroplasma infected and uninfected clutches of a predatory ladybird beetle, Harmonia axyridis (Coleoptera: Coccinellidae). European Journal of Entomology, 103, S. 323–326, 2006 Volltext (PDF, engl.)
↑Erich Pontoppidans kurzgefaßte Nachrichten, die Naturhistorie in Dänemark betreffend. Rothe & Profft, Kopenhagen 1765 (post mortem herausgegeben)
↑ abR. Bielawski: A Review of the New Guinean Species of the Genus Harmonia Muls. (Coleoptera: Coccinellidae). Pacific Insects, 6, 1, S. 5–13, 1964 Volltext (PDF, engl.; 941 kB)
Literatur
Martial Étienne Mulsant: Histoire Naturelle des Coléoptères de France. Sulcicolles-Sécuripalpes. Maison, Paris 1846
Martial Étienne Mulsant: Species des Coléoptères Trimères Sécuripalpes. Annales des Sciencies Physiques et Naturelles, d'Agriculture et d'Industrie, publiées par la Société nationale d'Agriculture, etc., de Lyon, 1850
R. Korschefsky: Bemerkungen über die exotischen Coccinellidae der alten Welt mit Beschreibung einer neuen Art. Entomologische Mitteilungen, 17, S. 41–43, Berlin-Dahlem 1928
P. H. Timberlake: The Coccinellidae or ladybeetles of the Koebele Collection. Part I. Bulletin of the Experiment Station of the Hawaiian Sugar Planters' Association, Entomological Series, 22, S. 1–67, Honolulu 1943
G. R. Crotch: List of Coccinellidae. Printed by the author, Cambridge 1871
G. R. Crotch: A revision of the coleopterous family Coccinellid. K. W. Janson, London 1874
T. Blackburn: Further notes on Australian Coleoptera, with descriptions of new genera and species. XII. Transactions of the Royal Society of South Australia, 15, 2, S. 207–261, 1892
R. D. Pope: A revision of the Australian Coccinellidae (Coleoptera). Part 1. Subfamily Coccinellinae. Invertebrate Taxonomy, 2, [1988], S. 633–735, 1989
S. A. Slipinski: Australian Ladybird Beetles (Coleoptera: Coccinellidae) their biology and classification. ABRS, Canberra 2007