Harald Kislinger gilt als Wegbereiter einer neuen gewaltsprachigen Generation von Dramatikern in den 1980er und 90erJahren. Anfang der 90er-Jahre gehörte er zusammen mit Werner Schwab und Marlene Streeruwitz der neuen "österreichischen Welle" von Dramatikern an und wurde vom deutschen Feuilleton als "hereinbrechendes Naturereignis" gefeiert. Er ist Autor zahlreicher Theaterstücke, Hörspiele und Erzählungen. Uraufführungen fanden unter anderem am Wiener Burgtheater, im Residenztheater München, im Wiener Schauspielhaus und im Royal Court Theatre London statt.
Neben vielen anderen Preisen erhielt er 1995 für Höllenschlund die höchstdotierte deutsche Dramatikerauszeichnung, den Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis. In der Saison 1991/92 war er der meisturaufgeführte Dramatiker deutscher Sprache. Harald Kislinger lebt in Wien.
Im Frühjahr 2018 erwarb das Stifterhaus in Linz den Vorlass von Harald Kislinger.
Rezeption
„In der Spielzeit 1991/2 wird Kislinger mit fünf Stücken zum meist uraufgeführten Autor der Saison. Gleichzeitig mit Werner Schwab und Marlene Streeruwitz brechen seine Texte wie ein Naturereignis herein über eine eher lethargische Theaterlandschaft und setzen grell auftrumphende Akzente. Wüst, grell, deformiert – so zeigt sich sein Theater – ein Theater aus Wut und Schmerz über den Zustand der Welt. Die Stoffe sind oft belanglose Normalfälle, Material für Sozialreportagen. Doch aus dem Abbildungsrealismus wird der Absprung gesucht in den monströsen Alptraum. Doch nicht mehr der Mensch im Konflikt mit der Gesellschaft ist hier Thema, sondern der Mensch selbst wird sich zum Schrecken, taumelt durch Alpträume, durch Horror-Erfahrungen.“
– Siegfried Kienzle: Schauspielführer der Gegenwart[1]
„Charakteristisch ist Kislingers bilderreiche Sprache, auffallend seine vielen Worterfindungen. „Die Realität ist nur mehr als Groteske erfahrbar“, heißt es programmatisch in seinem Vorwort zu HEIMATSTÖHNEN, in dem Kislinger die Groteske zur zeitgemäßen dramatischen Form für Gesellschafts- und Sozialkritik erklärt. Seine Stücke stellen zwar Wirklichkeit nach, zeigen soziale Mißstände, legen seelische Deformationen bloß, aber das wahrhaft Merk-Würdige an ihnen ist ihre Sprache.“