Hans Sträuli war der Sohn des Juristen und Politikers Heinrich Emil Sträuli und dessen Ehefrau Anna (geb. Ganzoni) (1836–1867) aus Celerina; er hatte noch mehrere Geschwister.[1]
Im Jahre 1900 schloss er den Bund der Ehe mit seiner Cousine Karolina Maria (* 1867; † 1950)[2], der Tochter von Benjamin Carl Sträuli (1839–1913) und von dessen Ehefrau Maria Haggenmacher (1840–1916) aus Winterthur; ihre Schwester Lilly war mit dem UnternehmerFritz Schoellhorn (1863–1933) von der BrauereiHaldengut in Winterthur vermählt. Er hatte mehrere Kinder und wohnte mit seiner Familie in der Villa Sträuli in der Museumstr. 60 in Winterthur, die er von 1908 bis 1911[3][4] erbauen liess.
Hans Sträuli war ab 1892 Mitglied im Grossen Stadtrat (1897: I. Vizepräsident)[9] beziehungsweise ab 1921 im Gemeinderat von Winterthur und, als Nachfolger des verstorbenen Rudolf Geilinger, von 1911 bis zu seinem Rücktritt 1930,[10]Stadtpräsident von Winterthur. Er führte im Rahmen der Stadtvereinigung 1922[11] die Eingemeindung von fünf heutigen Quartieren durch, mit der er sich bereits frühzeitig[12] beschäftigt hatte. Während des Landesstreiks 1918 war er, gemeinsam mit Fritz Studer, als vermittelnder Politiker massgeblich daran beteiligt, dass es in Winterthur verhältnismässig ruhig blieb. Als es 1929 zu einem Arbeitskonflikt in der Maschinenindustrie kam, war er Mitglied der interkantonalen Schlichtungsstelle und leistete mit seinem Mitwirken eine wichtige Vorarbeit für das Friedensabkommen in der Schweizer Metall- und Maschinenindustrie von 1937.[13]
Anlässlich seines Rücktritts als Stadtpräsident stiftete er dem Stadtrat 20.000 Schweizer Franken zur Einrichtung des Hans-Sträuli-Fonds,[14] der bis heute Verwendung findet.[15][16] Sein Nachfolger als Stadtpräsident wurde Hans Widmer (1889–1939)[17].[18]
Von 1894 bis 1919 war er, als Nachfolger seines Vaters[19], im Zürcher Kantonsrat und präsidierte diesen 1904; 1895[20] war er zuständig für den Rechenschaftsbericht des Obergerichts. Als Nachfolger des verstorbenen Rudolf Geilinger war er vom 27. März 1911 bis zu seinem gesundheitsbedingten Rücktritt am 1. März 1934[21] im Nationalrat vertreten und 1929 deren Vizepräsident sowie 1930[22] deren Präsident; sein Nachfolger im Nationalrat wurde Oberst Hans Kern (1867–1940)[23].[24] Hans Sträuli präsidierte im Nationalrat die Kommission für die Revision des Obligationenrechts und verfasste Kommentare zum Gerichtsverfassungsgesetz, zur Zivilprozess- und zur Strafprozessordnung.
1898 trat er als Mitglied der Bezirksschulpflege zurück, deren Mitglied er seit 1888 war und deren Präsident er sieben Jahre lang war.[25]
Er war 1924 Präsident des Organisationskomitees[29] für die Kantonale Zürcherische Ausstellung für Landwirtschaft und Gartenbau[30].
Schriftstellerisches Wirken
Hans Sträuli beschäftigte sich mit Rechtsfragen und verfasste Studien über die zürcherische Rechtsgeschichte, unter anderem gab er einen Supplementband zum Kommentar zur zürcherischen Rechtspflege heraus, den sein Vater bereits Jahre vorher verfasst hatte.
Verfassung des Eidgenössischen Standes Zürich vom 18. April 1869. Zürich, 1902.[36]
Über das Frauenstimmrecht. In: Frauenbestrebungen, Heft 1. 1911. S. 5–7 (Digitalisat).
Das Zürcherische Einführungsgesetz zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch vom 2. April 1911. Zürich, 1911.[37][38]
Gesetze betreffend die zürcherische Rechtspflege. 1913.
Stadtpräsident Dr. Joh. Jakob Sulzer, 1821 bis 1897. Ein Lebensbild. In: Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur, Band 264. 1931. Buchdruckerei Geschwister Ziegler, Winterthur 1930.
Literatur
Hans Sträuli. In: Zürcherische Freitagszeitung vom 3. März 1911. S. 1 (Digitalisat).
Der neue Stadtpräsident von Winterthur. In: Chronik der Stadt Zürich vom 18. März 1911. S. 121 (Digitalisat).
Nationalrats-Vizepräsident Dr. Sträuli. In: Briger Anzeiger vom 7. Dezember 1929. S. 1 (Digitalisat).
Hans Sträuli. In: Neue Zürcher Zeitung vom 7. Juni 1938. S. 5 (Digitalisat).
Emanuel Dejung: Zwei Winterthurer Stadtpräsidenten: Dr. jur. Hans Sträuli, 1862–1938, Dr. med. Hans Widmer, 1889–1939, Zürich 1940. S. 182–210 (Digitalisat).
Hans Rüegg: Stadtpräsident Dr. Hans Sträuli. In: Winterthurer Jahrbuch. 1972, S. 41–73.
Emil Hauser: Chronik der Familie Sträuli. Winterthur, 1959.