Der Pfarrersohn Hans Kopfermann wuchs im Rheinland auf, begann 1913 ein Physikstudium an der Universität Erlangen und der Universität Berlin, meldete sich 1914 freiwillig als Soldat und war bei Kriegsende Stabsoffizier an der Westfront. Nach dem Ersten Weltkrieg setzte er sein Studium in Erlangen und Göttingen fort und beteiligte sich im Frühjahr 1919 im Freikorps Epp an der Repression der Räterepublik in München. Nach dem Staatsexamen fürs Lehramt promovierte er im Jahr 1923 bei James Franck[1] und ging anschließend als Assistent zu Rudolf Ladenburg ans Kaiser-Wilhelm-Institut für physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem (dem späteren Fritz-Haber-Institut). An die Habilitation 1932 schloss sich ein einjähriger Forschungsaufenthalt bei Niels Bohr in Kopenhagen an. 1933 wurde er Oberassistent von Gustav Hertz an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg und bekam den Titel eines nichtbeamteten außerplanmäßigen Professors.
1940 und 1942 setzte er sich in den von Wolfgang Finkelnburg organisierten Schlichtungsgesprächen (später als „Münchner Religionsgespräche“ bezeichnet) gegen Angriffe von Vertretern einer „arischen Physik“ und für die Anerkennung der modernen theoretischen Physik ein.
Während des Zweiten Weltkriegs war er nicht am deutschen Uranprojekt beteiligt.[4]
1942 wechselte er an die Universität Göttingen und wurde dort Direktor des II. Physikalischen Instituts. Kopfermann forschte dort auch am Betatron, das kurz vor Kriegsende von den Siemens-Reiniger-Werken unter Leitung Konrad Gunds[5] in Erlangen fertiggestellt, auf sein Bestreben hin in Göttingen in Betrieb genommen wurde.
Sein letzter beruflicher Wechsel führte ihn 1953 als Direktor des I. Physikalischen Instituts an die Universität Heidelberg. Er war auch Herausgeber der Annalen der Physik.
Mit Ladenburg beschäftigte er sich mit der anomalen Dispersion in Gasen[7] und mit stimulierter Emission. Ab 1931 begann er seine grundlegenden Untersuchungen zur Hyperfeinstruktur in atomaren Spektren und den daraus gewonnenen Erkenntnissen über Kernmomente.
Kopfermann gehörte 1957 (er war damals Vizepräsident des Arbeitskreises Kernphysik in der Deutschen Atomkommission) zu den Unterzeichnern der „Göttinger Erklärung“ von 18 Kernphysikern gegen die geplante Atombewaffnung der Bundeswehr.[8]
Kopfermann war verheiratet mit der Physikerin und Psychologin Dr. rer. nat. Hertha Kopfermann geb. Schwerdtfeger (1902-1987).[9] Sein Grabstein befindet sich auf dem Neuen St.-Nikolai-Friedhof in Hannover.
Klaus-Peter Lieb: Theodor Schmidt and Hans Kopfermann - Pioneers in Hyperfine Physics. In: Hyperfine Interactions. Band 136–137, Nr. 3–8, November 2001.
↑Jagdish Mehra, Helmut Rechenberg: The historical development of quantum theory. Band6, Nr.1. Springer, 2001, S.351 (englisch, cern.ch).
↑„Untersuchungen über die anomale Dispersion angeregter Gase II – anomale Dispersion in angeregtem Neon“, Zeitschrift für Physik Bd. 48, 1928, S. 26, „Experimenteller Nachweis der negativen Dispersion“, Zeitschrift für physikalische Chemie, Abteilung A, Bd. 139, 1928, S. 375