Hans Burkhardt (Mediziner)Hans Burkhardt (* 23. Oktober 1904 in Würzburg; † 1999) war ein deutscher Psychiater, Anthropologe, Neurologe und Schriftsteller. LebenBurkhardt wurde in Würzburg geboren, sein Vater war der Chirurg Ludwig Burkhardt, die Mutter Margarete, geborene Schroeder. Er besuchte das humanistische Alte Gymnasium (heute Melanchthon-Gymnasium) in Nürnberg. 1923 machte er dort sein Abitur. Dann begann er das Studium der Medizin in Würzburg; die Promotion erfolgte 1928 bei Martin Reichardt zum Dr. med. (Dissertation: Zur Analyse der optisch-räumlichen Störungen bei den diffusen organischen senilen und präsenilen Erkrankungen des Gehirns). Bis 1929 war er tätig an der Psychiatrischen und Nervenklinik der Universität Würzburg, von 1929 bis 1932 am psychiatrischen Landeskrankenhaus und der Universitätsklinik Hamburg-Friedrichsberg und von 1932 bis 1934 am Psychiatrischen Landeskrankenhaus Haldensleben. Von 1934 bis zum Ruhestand 1969 war er als leitender Arzt am Psychiatrischen Landeskrankenhaus Schleswig tätig, wo er von 1942 bis 1945 die Kinderfachabteilung leitete. 1928 bis 1945Neben seinem Beruf als Psychiater schrieb Burkhardt Bücher und Aufsätze. Er war ein Anhänger der Rassentheorie und der daraus folgenden Rassenhygiene und verfasste seit 1930 Schriften zu diesem Thema. 1931 erschien sein Buch Der rassenhygienische Gedanke und seine Grundlagen im Ernst Reinhardt Verlag. In Anknüpfung an eine Arbeit über endogene Psychosen bei Juden 1931 sollten die Zusammenhänge zwischen Rasse und Psychose weiter geklärt werden durch Untersuchung einer fälisch-nordischen Gruppe von Geisteskranken, die danach ausgesucht wurden, dass sie 1. schleswig-holsteinischer Abstammung sein und 2. eine Reihe bestimmter anthropologischer Merkmale aufweisen mussten, wobei jedoch nur solche Merkmale berücksichtigt wurden, die sich nicht mit Merkmalen der von Ernst Kretschmer eingeführten Konstitutionstypen überschnitten. Das Ergebnis der Arbeit wurde wie schon die Studie über endogene Psychosen bei Juden in der Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie unter dem Titel Endogene Psychosen bei nordischer Rasse veröffentlicht. 1941 veröffentlichte Burkhardt im zum Gesamtverband Deutscher antikommunistischer Vereinigungen zugehörigen und antisemitisch ausgerichteten Nibelungen-Verlag das Buch Die seelischen Anlagen des nordischen Menschen. Das Buch erschien in der Reihe Nordische Forschungen, die die Nordische Gesellschaft in Auftrag gegeben hatte. Herausgeber war die Arbeitsgemeinschaft für Skandinavienkunde. Verlagsleiter des Nibelungen-Verlages war Eberhard Taubert. Die Nordische Gesellschaft gab die Zeitschrift Rasse – Monatsschrift für den Nordischen Gedanken heraus, deren Schriftverwalter Burkhardt war. Noch 1979 überließ Burkhardt der Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung ein laut Herausgeber nicht verändertes Originalmanuskript aus dem Jahr 1943 zur Veröffentlichung. Die Schrift hatte ursprünglich im zweiten Band eines von Narziß Ach herauszugebenden Lehrbuchs der Psychologie im Bamberger Verlag C. C. Buchner erscheinen sollen, das jedoch infolge der Kriegsereignisse nicht erscheinen konnte. 1946 bis 19991954 veröffentlichte er sein Buch Das Abenteuer ein Mensch zu sein. Nach seinem Ruhestand 1969 schrieb er weitere Bücher. „Alle seine Bücher befassen sich mit der Situation des modernen Menschen in einer gewandelten Welt. Der Autor beabsichtigt, verschüttete Wahrheiten über den Menschen wieder ins Blickfeld zu rücken, das ganze Wesen des Menschen aufzudecken und Einseitigkeiten, die das menschliche Leben verunstalten, bewusst zu machen.“ (Klappentext Verlorene Wirklichkeit) „Wie Erwin Chargaff oder auch Hans Jonas ist Burkhardt ein Ketzer der Wissenschaft. Es geht ihm darum, gerade das zur Sprache zu bringen, was in den ideologischen Auseinandersetzungen nirgends zu Wort kommt. Die Ethik-Diskussion ist hochaktuell. Progressive Technokratie (progressives Machenkönnen) bedeutet: Aus Fortschritt wird nackter Zugzwang. Von Menschheitsbeglückung bleibt nichts übrig als Konstruktion und Programmierung. Ein gesichtslos gewordenes Ich kennt nur noch ein gesichtsloses Du. Beide verstehen die Welt nicht mehr, weil man ohne Einbildungskraft, ohne Gutgläubigkeit und Treue, ohne Poesie und Religion die Welt nicht verstehen kann.“ (Klappentext von Selbstsein oder Weltbeglückung, Matthes und Seitz München, 1988) Publikationen
außerdem Aufsätze zu anthropologischen und psychiatrischen Themen in Fachzeitschriften (Auswahl)
Literatur
Weblinks
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