Geboren in der kleinen Gemeinde Wydyniw (ukrainisch Ви́динів) im südwestukrainischen, damals noch zur Sowjetunion gehörenden Oblast Iwano-Frankiwsk absolvierte Hanna Oleksijiwna Hawrylez das Konservatorium in Lwiw (Lemberg), wo sie bei Wolodymyr Flys studierte. In der Folge setzte sie ihre Ausbildung als postgraduales Studium am Kiewer Konservatorium bei Myroslaw Skoryk fort.[1] Nach ihrem Abschluss arbeitete sie u. a. als Kritikerin[3] und Angestellte des Ukrainischen Komponistenverbandes, ehe sie 1992 Lehrbeauftragte am ehemaligen Konservatorium, der nunmehrigen Nationalen Musikakademie der Ukraine wurde, wo sie ab 2011 eine Professur innerhalb der Abteilung Komposition, Instrumentation sowie Musik und Informationstechnologie innehatte.[4]
Hawrylez war seit 1985 Mitglied und seit 2010 Leiterin der Kiewer Sektion der Nationalen Union der Komponisten der Ukraine[5] sowie Korrespondierendes Mitglied der Nationalen Akademie der Künste der Ukraine. Sie wirkte als Mitglied und Vorsitzende vieler nationaler und internationaler Chorwettbewerbe. Neben sinfonischen Werken, Instrumentalkonzerten und Kammermusik enthält ihr Œuvre einen Schwerpunkt im Bereich der Chormusik weltlichen und sakralen Charakters. Ihre Werke wurden sowohl in der Ukraine und in Russland als auch in zahlreichen anderen Ländern Europas und in Nordamerika aufgeführt. Sie war mit dem ukrainischen Bratschisten Dmytro Hawrylez verheiratet. Ihre Schwester Bohdana Froljak ist ebenfalls Komponistin. Hanna Hawrylez starb nach längerer schwerer Krankheit am 27. Februar 2022, dem vierten Tag des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine, wodurch keine akute ärztliche Versorgung stattfinden konnte.[6] Ihre Verabschiedung und Einäscherung erfolgte am 10. März 2022 auf dem Kiewer Baikowe-Friedhof. Die Beisetzung fand am 19. April 2022 auf dem Lytschakiwski-Friedhof in Lwiw statt.[7]
Preise, Auszeichnungen (Auswahl)
1989: Preisträgerin beim 1. Gesamtukrainischen Festival für Popmusik „Chervona Ruta“
1995: Preisträgerin beim Internationalen Kompositionswettbewerb Ivan und Mariana Kots
Мій Боже любий, заступись… (Mein lieber Gott, trete ein…) nach Gedichten von Fedir Mlyntschenko für gemischten Chor (1991)
Lamento nach Worten von Oleksandr Oles für gemischten Chor (1993)
Psalmen Davids. Drei Chöre (2000)
Блаженний, хто дбає про вбогого… (Gesegnet ist, wer sich um die Armen kümmert…) für Frauenchor
Боже мій, нащо мене Ти покинув? (Mein Gott, warum hast du mich verlassen?) für gemischten Chor
До Тебе підношу, мій Господи, душу свою… (Ich biete dir, mein Herr, meine Seele…) für Männerchor
Нехай воскресне Бог! (Möge Gott auferstehen!). Chorkonzert in drei Teilen nach kanonischen Texten für gemischten Chor (2004)
Кроковеє колесо (Laufrad). Konzert nach Volkspoesie für Frauenchor (2004)
Тільки в Богові спокій душі моїй (Nur in Gott ist der Friede meiner Seele). Psalm für gemischten Chor (2004)
Außerdem zahlreiche Klavierstücke für den Unterricht, weitere Chöre, Lieder und Songs zu Gedichten ukrainischer Dichter sowie Bearbeitungen ukrainischer Volkslieder.
↑ abN. Kostjuk, A. Musa: Hawrylez, Hanna Oleksijiwna. In: Ukrajinska musytschna enzyklopedija. 1 A–D. Rylsky Institute of Art Studies, Folklore and Ethnology (IAFE), Kiew 2006, S.425–426 (ukrainisch, wordpress.com [PDF; abgerufen am 6. März 2022]).