Heinrich Frankl wuchs in Wiesbaden auf. Sein Vater stammte aus Wien.[2] Mit einem Affidavit, das ihm Freunde aus seiner Wiesbadener Gruppe des Nerother Wandervogels besorgen konnten, sowie einem Visum, das ihm Quäker verschafften, gelang ihm als 19-Jährigem drei Tage vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ein Entkommen nach Schweden;[3] seine jüdischen Eltern kamen vermutlich im Lager Litzmannstadt ums Leben.[4] Zunächst arbeitete er in einer Gärtnerei. Mit Heinz Goldstein trat er als Gruppe Las Guitarras bei Vereinsveranstaltungen und in schwedischen Volksparks auf. Nach Kriegsende konnte er mit einem monatlichen Zuschuss der Quäker ein vierjähriges Malerei-Studium an einer Kunstfachschule aufnehmen. 1951 kaufte das Stockholmer Stadtmuseum seine Wandmalerei Tunnel unter der Stadt auf. Frankl war Mitglied der International Association of Art – UNESCO und der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft.
Auf der Kunstfachschule lernte er Topsy (Gunnel Wahlström) kennen, die an derselben Kunstschule Graphik studierte. Hatte er sich bisher mit der Musik der Ostjuden und internationaler Folklore befasst, wurde er durch sie mit dem schwedischen Liedgut bekannt. Sie traten gemeinsam auf, und Hai & Topsy, wie sich das Duo nun nannte, begannen ihre Tourneen mit schwedischer und internationaler Folklore, später vor allem mit jiddischen Liedern und Liedern von Carl Michael Bellman. Zeitweise arbeiteten beide mit den schwedischen Spielleuten Kjell Westling (Klarinette, Saxophon, Horn und Flöte) und Björn Ståbi (Fiedel) zusammen.
1964 bis 1966 traten sie in Deutschland bei den internationalen Waldeck-Festivals auf der Burg Waldeck im Hunsrück auf,[5] zusammen mit Reinhard Mey, Dieter Süverkrüp, Hannes Wader, Hein und Oss Kröher, Franz Josef Degenhardt und Peter Rohland. In seiner Jugend war Hai Frankl in einer Gruppe des Nerother Wandervogels und lernte dort den Schriftsteller Werner Helwig kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Hai & Topsy sangen später seine Lieder und Helwigs Brecht-Vertonungen aus der Hauspostille. Als Sammler und Editoren jiddischer Musik und mit den entsprechenden Tonträgeraufnahmen und Veröffentlichungen haben sie der untergegangenen Welt des Ostjudentums ein bleibendes Denkmal gesetzt.
„Topsys Handbewegungen, ihr Gesichtsausdruck und ihre gefühlstiefe Artikulation, die die Lieder zusätzlich interpretieren, bekunden ihre Lebenserfahrung, Verständnis und Weisheit und runden für den Zuhörer das Gesamterlebnis ihres Vortrages ab.“[6]
Literatur
Salcia Landmann: Das Volkslied der Juden. In: „Jahrbuch für Volksliedforschung“, 30. Jahrg., Berlin 1985. ISSN0075-2770
Gisela und Klaus Peter Möller: Hai Frankl erinnert sich. (Interview). In: „Köpfchen“. Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck. H. 4/1997. Dorweiler
Frederik Hetmann (d. i. Hans-Christian Kirsch): Hai & Topsy – ein Stück europäische Zeitgeschichte in Liedern. Beiheft „Spätlese“. Thorofon. Wedemark 2000
↑Michaela Bolland: Wir sind noch! Dokumentation über Dr. Erich und Elli Frankl und ihre Familien. 2015. Manuskript hinterlegt im Stadtarchiv Wiesbaden.
↑Hotte Schneider: Die Waldeck – Lieder Fahrten Abenteuer. Die Geschichte der Burg Waldeck von 1911 bis heute. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2005, ISBN 3-935035-71-3, S. 220 f.