Die Familie Gundling (Plural: Gundlinge) ist ein deutsches Geschlecht. Es gibt in Deutschland nach derzeitiger Forschung lediglich eine Familie mit diesem Familiennamen.[1] Die Familie war zunächst protestantisch. Die Linien, die sich im heutigen Norden von Baden-Württemberg niederließen, konvertierten zum römisch-katholischen Glauben. Aus ihnen entsprangen auch die Linien in Prag und Krakau.
Laut familiärer Tradition soll Gundling von „Gunstling“ beziehungsweise „Günstling“ abgeleitet, und deshalb der Nenn-Name des Balthasar sein, der in der Gunst des Kaisers Maximilian I. gestanden haben soll. Diese Theorie wird auch von Andreas Würfel vertreten. Sie ist die früheste schriftlich erwähnte Theorie. Roman von Procházka deutet den Namen Gundling als eine matronische Bezeichnung des Sohnes einer Kunigunde oder Adelgunde (kurz: Gundel). Hans Bahlow dagegen leitet den Namen vom germanischen gund (Kampf) ab.[7] Diese Herleitung wird auch von Theo Konrad Gundling vertreten, der Gundling von gundo (Kämpfer) ableitet.[8]
Zu den Namensvarianten von Gundling gehört, neben den geadelten Linien, Gundel oder Gundl, welche vor allem im Raum Hohenlohe-Taubertal (Tauberfranken) als Kurzform des Namens auftrat. Ebenfalls in dieser Region war die umgangssprachliche Variante Grafe(n) Gundling verbreitet, mit der Legende verbunden, dass die Gundlinge ihre Herrschaft durch einen Krieg verloren hätten. Tatsächlich resultierte die Variante vermutlich aus der häufigen Stellung von Mitgliedern der Familie als Centgrafen in der Region.[9] Indes gab es einen Burggrafen Philipp Gundling (1636–1691) zu Lichtel-Finsterlohr (heute Ortsteile von Creglingen).[10]
Wappen
Das Stammwappen der Gundlinge wird wie folgt blasoniert: Silbern-grün gespalten, rechts drei rote Pfähle, links neun (3:3:3) goldenen Fensterrauten, auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-silbernen, links grün-goldenen Decken ein Pfauenfedernstoß von 6 Federn. Im Freiherrenstandsdiplom werden die Rauten nicht durchbrochen und auf blauem Grund angegeben.
Mit der Nobilitierung 1724 wurde Jacob Paul von Gundling folgendes gebessertes Wappen verliehen: Über einem grünem Schildfuß dreimal geteilt, die erste und dritte Reihe sind zweimal, die zweite Reihe dreimal gespalten, Feld 1: in Blau eine goldene Laubkrone, Feld 2: in Silber ein golden bewehrter schwarzer Adlerrumpf, Feld 3: in Gold ein grüner Laubkranz, Felder 2 und 7: in Silber jeweils ein mit den Saxen einwärts gekehrter schwarzer Flügel, Feld 5: in Silber drei rote Pfähle, Feld 6: in Blau 9 (3:3:3) goldene Rauten, Felder 8 und 10: in Gold eine jeweils zum Schildrand gerichtete, golden bewehrte rote Adlerklaue, Feld 9: in Silber der Schwanz eines schwarzen Adlers an den oberen Feldrand anschließend. Oberwappen: Zu rechts golden-rot-silbern-schwarzen und links silbern-blau-schwarz-golden-grünen Decken auf dem gekrönten Helm drei silberne Straußenfedern, von denen jede oben einen naturfarbenen Pfauenfederbusch zu je fünf Federn trägt. Als Schildhalter dient auf der linken Seite eine Pallas Athene mit dem Gorgoneion auf Aigis und Schild und mit der Eule.
Im Siebmacher ist zudem eine dritte, bürgerliche Wappenvariation für Nicolaus Hieronymus Gundling überliefert. Es stellt hauptsächlich die rechte Wappenhälfte des Stammwappens dar und wird wie folgt blasoniert: In Silber drei rote Pfähle, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken drei Straußenfedern, eine silberne zwischen zwei roten.[11] Diese im Siebmacher überlieferte Wappenvariation beruht wahrscheinlich auf einem Übertragungsfehler, der aus einer missverständlichen Formulierung des Freiherrenstandsdiploms für Jacob Paul von Gundling resultiert. Es gibt keine belastbaren Anhaltspunkte, dass diese Wappenvariation tatsächlich geführt wurde.[12]
Bekannte Mitglieder und Linien
Georg genannt Jörg Gundling (um 1495–vor 1562), Stammvater der Fränkischen Linie[13]
Johannes Gundteling (1613–1681), Gemeinderichter von Markelsheim, Rat, deutschherrischer Kellermeister und Küfer (Stammvater der sogenannten Markelsheimer Linie)[17]
Johann Leonhard Gundling (* 1641), Taubermüller
Johann Georg Gundling (1664–1729), Gemeinderichter von Markelsheim, Rat und Taubermüller
Johann Nikolaus Gundling (1692–1762), Gemeinderichter von Markelsheim, vorstehender Rat und Taubermüller
Johann Paulus Gundling (1673–1743), deutschherrischer Kellermeister, Rat und Küfer
Johannes Wendelinus Gundling (1710–1783), deutschherrischer Kellermeister, Gemeinderichter und Küfer
Hans der Jüngere Gundling (1596–1676), Sattler- und Gürtlermeister[18]
Philipp Gundling (1636–1691), Burggraf zu Lichtel-Finsterlohr
Johann Wilhelm Gundling (1685–1738), deutschherrischer Centgraf und Rentmeister
Johann Jonas Gundling (1724–1792), Oberforstmeister (Stammvater der sogenannten Böhmischen/Prager Linie)
Anton Gundling (1786–1864), Jurist und Eisenhandelsherr in Prag
Heinrich Freiherr von Roßbacher, österreichischer Offizier
Konrad Gundling (um 1598–1675), Sattler in Nürnberg (Stammvater der jüngeren Nürnberger Linie der Fränkischen Linie)[21]
Wolfgang Gundling (1637–1689), Prediger, Diakon, Kapitelsdekan und protestantischer Schriftsteller in Nürnberg ⚭ 1668 Helena, die Tochter des Dichters Johannes Vogel[22]
Nicolaus Hieronymus Gundling (1671–1729), Universalgelehrter, Professor des Naturrechts und der Philosophie in Halle/Saale, Mitbegründer der Lehre des Geistigen Eigentums
Theo Konrad Gundling: Die Markelsheimer Gundling: Eine genealogische Studie mit Sippenbild, Markelsheim 1954 (Reprint in Genealogische Blätter der Familie Gundling und anverwandte Familien Nr. 11, 13, 15 und 17, 2017–2020).
Roman Freiherr von Procházka: Nochmals Gundling. In: Archiv für Sippenforschung, 30. Jahrgang, Heft 16 1964, S. 542–543.
Roman Freiherr von Procházka: Physiognomie und Phänotyp der Gundlinge. In: Archiv für Sippenforschung, 31. Jahrgang, Heft 19, August 1965.
Roman Freiherr von Procházka: Familiengeschichte Gundling, Ellwangen 1971.
Lukas Christoph Gundling (Hrsg.): Genealogische Blätter der Familie Gundling und anverwandte Familien (GBFG), Erfurt 2013–heute. ISSN2196-386X
Lukas C. Gundling: Zur Herkunft der Gundlinge in Nord-Württemberg: Warum die Gundling-Forschung in der Abstammungsfrage wieder fast am Anfang steht. In: Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde (SWDB) Band 33, Stuttgart 2015, S. 115–131.
Lukas C. Gundling: Die Wege der Gundlinge nach Osten: Wie die Gundlinge von Württemberg nach Danzig, Krakau, Prag und Wien kamen, nebst der Verbindung der Gundlinge zum Genealogen Roman von Procházka. In: Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde (SWDB) Band 34, Stuttgart 2016, S. 81–104.
Lukas C. Gundling: Die Herkunft des Gelehrten Nicolaus Hieronymus Gundling im Lichte neuerer Erkenntnisse der Gundling-Forschung. In: Ekkehard, Familien- und regionalgeschichtliche Forschung, N.F. Band 24 (2017), S. 1–11.
↑Genealogische Blätter der Familie Gundling und anverwandte Familien (GBFG) Nr. 1, Erfurt 2013, S. 1.
↑ abAletop Hilo: Examen rigorosum, welches Apollo zwischen Herrn Nicalao Hyeronimo Gundlingen und Herrn Joh. Francisco Buddeo nach deren Tode, bey einem Convent-Tage seiner Musen angestellet, 1731, S. 60f. (Auszüge in GBFG Nr. 12, Erfurt 2018, S. 5 f.).
↑Lukas C. Gundling: Zur Herkunft der Gundlinge in Nord-Württemberg. In: Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde (SWDB) Band 33, Stuttgart 2015, S. 117ff.; ders.: Die Familie Gundling wie sie im Buche steht, in: Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde (SWDB) Band 35, Stuttgart 2017, S. 74.
↑ Übersicht bei Gundling 2015, S. 117ff.; Gundling, SWDB 35 (2017), S. 76f. Fn. 63.
↑Jean-Pierre Nicéron: Mémoires pour servir à l'histoire des hommes illustres dans la république des lettres, avec un catalogue raisonné de leurs ouvrages ..., Band 21, Braisson, Paris 1733, S. 381 (Auszüge in GBFG Nr. 12, Erfurt 2018, S. 6 f.).
↑GBFG Nr. 12, Erfurt 2018, S. 5ff; GBFG Nr. 1, Erfurt 2013 S. 3f.; mögliche Ahnenreihe ab Balthasr gen. Gundling in: GBFG Nr. 7, Erfurt 2015, S. 2, Fn. 12.
↑Lore Schretzenmayr: Die Vorfahren des R. Frhr. v. Procházka, in: Sudetendeutsche Familienforschung, Jahresheft 1980, 22. Jahrgang Band IV, S. 370.
↑Otto Titan von Hefner et al.: J. Siebmacher's Großes Wappenbuch; Band 9: Die Wappen bürgerlicher Geschlechter Deutschlands und der Schweiz; Teil 1, Bauer und Raspe, Neustadt an der Aisch 1971, Abt. 3, S. 79 Tafel 86.
↑GBFG Nr. 7, Erfurt 2015, S. 5; GBFG Nr. 8, Erfurt 2016, S. 1 ff.
↑Andreas Würfel; Carl Christian Hirsch: Diptycha ecclesiae Laurentianae, das ist: Verzeichnüß und Lebensbeschreibungen der Herren Prediger, Herren Schaffer und Herren Diaconorum, welche seit der gesegneten Reformation biß hieher an der Haupt- und Pfarr-Kirche bey St. Laurenzen in Nürnberg gedienet haben; Nürnberg, Roth 1756, S. 90 (Nr. XXI); Lukas C. Gundling: Franciscus Gundling. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 42, Bautz, Nordhausen 2021, ISBN 978-3-95948-505-0, Sp. 593–595.
↑Lukas C. Gundling: Rudolf Freiherr von Roßbacher – ein kurzer biographischer Abriss. In: Genealogische Blätter der Familie Gundling und anverwandte Familien (GBFG), Nr. 16 (2020), S. 1–6.