Guillermo Kuitca ist der Sohn eines Psychoanalytikers. Seine Großeltern waren Emigranten jüdischen Glaubens, die Anfang des 20. Jahrhunderts von Russland nach Argentinien kamen. Diese Ursprünge seiner Familie sollten später Kuitcas Werk beeinflussen. Seine künstlerische Ausbildung begann bereits in frühen Jahren. So lernte er zunächst von 1970 bis 1979 Malerei bei Ahuva Szlimowicz in Buenos Aires. Zeitgleich beschäftigte er sich an der weiterführenden Schule mit Film und Theater. 1975 bis 1977 war er außerdem ein Schüler des argentinischen Malers Victor Chab (* 1930). Mit 13 Jahren hatte Kuitca seine erste Einzelausstellung in der Galeria Lirolay in Buenos Aires und stellte danach regelmäßig aus. Seine frühen Arbeiten waren unter anderem von Francis Bacon beeinflusst. Bei einer Reise durch Europa lernte Kuitca 1980 die Choreografin Pina Bausch und ihr Tanztheater in Wuppertal kennen. Im Jahr darauf kehrte er in seine Geburtsstadt zurück und inszenierte mehrere Theaterproduktionen.[1]
Anfang der 1980er Jahre begann Kuitca mit figürlichen Malereien, wobei er sich von seinen eigenen oder fremden Theaterstücken, Film, Literatur und populärer Musik inspirieren ließ. So basieren beispielsweise seine Bilder-Serien Nadie olvida nada und El mar dulce auf von ihm und Carlos Ianni inszenierten Theateraufführungen. Mit El mar dulce griff er das später wiederkehrende Thema (z. B. Odessa) Immigration auf; der Werkstitel bezieht sich auf den Río de la Plata, wo seine Großeltern in Argentinien eintrafen. Häufig stellte Kuitca großformatige, höhlenartige Bühnenbilder dar, in denen kleine Einrichtungsgegenstände stehen und ebenso kleine Figuren – zum Teil gewalttätig – agieren. Dafür nutzte er überwiegend Öl- oder Acrylfarben auf Leinwand, die er in verwischt-gedämpftem Ton oder einfarbig einsetzte. Später wurden Kuitcas Arbeiten abstrakter und es erschienen keine Menschen mehr darin. 1987 begann er Bilder zu malen, die auf Stadtplänen oder Wohnungsgrundrissen basierten. Die meisten dieser Werke schuf er auf Leinwand, einige aber auch auf Matratzen, die er an die Wand hängte oder auf Betten legte.[2]
Außerdem engagiert Kuitca sich als Lehrer und Förderer junger Künstler. Seit 1991 werden unter seiner Leitung Stipendienprogramme („Beca Kuitca“) durchgeführt, bei denen verschiedene Organisationen wie Fundación Antorchas und Fundación PROA als Sponsoren agieren. Ab 2003 leitete er am Kulturzentrum Centro Cultural Ricardo Rojas einen 18 Monate dauernden Workshop für bildende Kunst. 2004 wurde ihm für seine Verdienste von der Universidad de Buenos Aires ein Diplom überreicht, das ihn als Honorarprofessor akkreditierte.[4] 1999 und 2004 lehrte er als Gastprofessor an der Skowhegan School of Painting and Sculpture in Skowhegan, wo er auch Mitglied des Schulbeirats ist.[5] Im Oktober 2006 nahm er am Master-Artist-in-Residence-Programm des Atlantic Center for the Arts in New Smyrna Beach teil.[6]
Werke (Auswahl)
Nadie olvida nada, 1982
El mar dulce, 1984
Siete últimas canciones, 1986
Odessa, 1987
Oil Cross, 1988
Coming Home, 1990
La Tablada suite, 1991 bis 1993
People on fire, 1993
Orden global, 2002
Everything, 2005
Desenlace, 2006 bis 2007
Einzelausstellungen (Auswahl)
1990: Witte de With, Rotterdam, Wanderausstellung (Katalog)
2007: „Guillermo Kuitca: Si yo fuera el invierno mismo (If I Were Winter Itself)“, argentinisches Pavillon, 52. Biennale von Venedig, Venedig, Italien (Katalog)