Zwischen 1789 und 1863 bauten Johann Viktor Gruol der Ältere und seine Söhne Johann Viktor der Jüngere und Johann Georg (1798–1833) zusammen mit einigen bekannten Schülern und Partnern wie zum Beispiel Christoph Ludwig Goll und Wilhelm Blessing (* 12. April 1832; † 26. Juni 1870) zwischen einer und drei Orgeln jährlich.
Die Orgeln von Gruol zählen zu den bedeutendsten romantischen Orgeln im Südwesten Deutschlands, vor allem in Baden-Württemberg. Sie zeichnen sich durch einen besonders weichen Klang aus. Gestaltet sind die Prospekte überwiegend im Stil der Neugotik, des Barocks oder Rokokos. Die Kegelladen- und Schleifladenorgeln haben in der Regel ein bis zwei Manuale und bis zu 30 Register sowie Metall- als auch Holzpfeifen. Einige Gruol-Orgeln wurden aufwendig restauriert und stehen heute unter Denkmalschutz.[1][2][3]
Zwei seiner Söhne, Johann Georg und Johann Viktor, erlernten ebenfalls den Beruf des Orgelbauers. Ab 1823 bauten sie zusammen die Orgel für die Marienkirche in Bissingen.[3]
Nach dem Tod von Johann Georg Gruol 1833 und Johann Viktor Gruol d. Ä. 1836 führte Johann Viktor Gruol d. J. den Betrieb zusammen mit seinen Schülern Christoph Ludwig Goll und Wilhelm Blessing weiter. Zwischen 1841 und 1845 hatte Goll den Betrieb vorübergehend verlassen, um bei Schäfer in Heilbronn und Weigle in Echterdingen zu arbeiten. 1845 baute Victor Gruol d. J. seine erste Kegelladenorgel für die Gemeinde Rommelshausen. Aufgrund von Mängeln kam es zu einer Gewährleistungsklage. Nachdem ein Sachverständiger die Mängel bestätigt hatte, musste die Orgel von Gruol sowie den Orgelbaumeistern Schäfer und Weigle nachgebessert werden. Der Prozess schadeten Gruols fachlicher Reputation so, dass in Folge der Auftrag für die neue (II/P/37)-Orgel der Stadtkirche Giengen an die Gebrüder Link als Subunternehmer von Gruol abgegeben werden musste. So entstand die erste Link-Orgel.[6][7]
Ab 1850 war Christoph Ludwig Goll als Assessor an der Firma Gruol beteiligt, die fortan unter Gruol & Goll firmierte. Goll schied 1854 aus und übernahm in Kirchheim seine eigene Werkstatt. Für ihn trat Wilhelm Blessing als Kompagnon ein, und man firmierte unter Gruol & Blessing. In dieser Zeit entstanden zusammen acht Orgeln.[6][1]
Nach dem Ausscheiden von Viktor Gruol d. J. um 1863 zog auch Wilhelm Blessing weg, er arbeitete ab 1863 bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1870 als Orgelbauer in seiner Geburtsstadt Esslingen am Neckar. Viktor Gruol d. J. verstarb 1871.[4][6][8]
Gruol d. Ä.; ursprünglich für eine Kirche in Mönsheim gebaut. Später wurde sie von der Kirchengemeinde Wimsheim für die alte Michaelskirche erworben und 1883 in den Kirchenneubau übernommen. Restauriert 1977.[9][10]
Gruol d. J.; mechanische Kegelladen im Manual, Schleiflade im Pedal; 1853/1854 Revision durch Weigle; 1937 Erweiterungsumbau durch Walcker; 1993 restauriert.[20]
Die 1862 von Gruol & Blessing für die Evangelische Kirche in Kleinengstingen gebaute Orgel (Werknummer 80) mit zwei Manualen und 13 Registern kostete damals 1489 Gulden. Sie hatte 10 Jahre Garantie und wurde am 21. Juli 1862 mittels drei zweispännigen Fuhrwerken geliefert.[23]
Seit 2014 gibt es Klingeltöne von der 1809 gebauten Gruol-Orgel in Schopfloch zum Download.[28]
Literatur
Ernst Leuze: Orgeln unter Teck. In: Schriftenreihe Stadtarchiv Kirchheim unter Teck. Band36. Eigenverlag, Kirchheim unter Teck 2013, ISBN 978-3-925589-61-4.
Manfred Keller, Alfred Hub: Bissingen – Heimat zwischen Teck und Breitenstein. Eigenverlag, Kirchheim unter Teck 1972.
↑Volker Lutz: Abnahmegutachten. (PDF) 11. August 2005, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Februar 2017; abgerufen am 9. Februar 2017.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/jw.zabernet.de
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Angelika Fink: Die Geschichte Mundelsheims – ein Überblick. In: Mundelsheim. Weinort am Neckar. Gemeinde Mundelsheim, 1995, ISBN 3-9804177-0-0, S.8ff.
↑Volker Jehle: Bestandsverzeichnis. (PDF) In: Vierte, korrigierte und ergänzte Auflage S. 54. Musikhistorische Sammlung Jehle, April 2015, abgerufen am 10. Februar 2017.
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Klaus Könner: Die Orgel als Klang-, Technik- und Kunstdenkmal. Eine besondere Herausforderung in der konservatorischen Praxis. In: Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in Baden-Württemberg (1958–1970). Band32, Nr.1, 2003, ISSN0342-0027, S.98ff. (online verfügbar).
↑Andreas Schmutz: Projekt Seeburg. as-orgelbau, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Februar 2017; abgerufen am 9. Februar 2017.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/as-orgelbau.com