Dieser Artikel befasst sich mit Urgrasland im Unterschied zum vom Menschen geschaffenen und genutzten Grünland.
Grasland (auch Urgrasland) wird speziell in der Vegetationskunde häufig als Oberbegriff für das natürliche Grünland verwendet, auf dem klimatisch bedingt überwiegend Gras und/oder krautige Pflanzen wachsen (können). Der größte Anteil der irdischen Landoberfläche wird von solchen grasbewachsenen Offenland-Biomen eingenommen, in denen Bäume fehlen oder eine untergeordnete Rolle spielen.[1]
Im Übergangsraum zu Waldgebieten und in (scheinbar natürlichen) Graslandschaften mit Niederschlagsmengen deutlich über 400 mm pro Jahr wird die Entstehung des Graslandes häufig auf den jahrhundertelangen Einfluss großer weidender Wildtierherden (Megaherbivorentheorie) oder die Herden der Hirtenvölker zurückgeführt.
Graslandbiotope können aufgrund der klimatischen Bedingungen, der kargen Vegetation oder ihrer Abgelegenheit in der Regel nur als extensivesWeidewirtschaftsland genutzt werden (Pastoralismus). Früher geschah dies durch nicht sesshafte Nomaden (Nomadismus), heute vorwiegend durch halbsesshafte oder sesshafte mobile Tierhalter.
Puszta in Ungarn, deren Existenz möglicherweise nicht klimatisch, sondern nur anthropogen zu erklären ist.
Pontokaspis, benannt nach dem antiken Namen des Schwarzen Meeres (Pontos Euxeinos), oder Wildes Feld war, ohne geographische Barrieren, seit jeher ein Durchgangsgebiet für zahlreiche Reitervölker.
Great Plains, die klassischen Prärien des nordamerikanischen Westens, welche Heimat mehrerer Millionen amerikanischer Bisons und der Prärieindianer waren, die mit Hilfe des aus Europa eingeführten Pferdes eine nomadische Reiterkultur begründeten.
Serengeti, eine baumarme Savanne östlich des Victoriasees und andere Trockensavannen Afrikas, die Lebensraum riesiger Herden wilder Weidetiere sind, die ausgedehnte, saisonale Wanderungen unternehmen.
Kulturgrasland oder Grünland ist kein Urgrasland. Es entstand durch naturausbeutende Landwirtschaft ohne standortschonende oder -verbessernde Bewirtschaftung in Gebieten, deren Klimaxvegetation vor allem Wälder sind. Die intensivere Landwirtschaft formte durch Regulierung von Wasser- und Nährstoffhaushalt, das Einbringen produktiver Pflanzenarten und geregelte Nutzungsabläufe in den letzten 200 Jahren das sogenannte Kulturgrasland.[2] > Fällt die Bewirtschaftung zu intensiv aus, bringt diese Übernutzung einen Verlust an Biotop- und Strukturvielfalt mit sich und führt zu instabileren Ökosystemen.[3]
Beim traditionell bewirtschafteten Grünland handelt es sich häufig um biologisch sehr vielfältige Ökosysteme. Speziell bei der Erhaltung überkommener Graslandtypen geht der Naturschutz sehr eng mit dem Schutz von Kulturlandschaften einher. Bei Resten früherer Kulturformen wird deren Wert als kulturelles Erbe immer noch vernachlässigt.[2]
↑Matthias Schaefer: Wörterbuch der Ökologie. 5. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin 2003, ISBN 3-8274-0167-4, S. 109. Hinweis: Gräser allgemein umfasst die Ordnung Poales; Poaceae steht nur für die Süßgräser.
↑ abHartmut Dierschke, Gottfried Briemle: Kulturgrasland: Wiesen, Weiden und verwandte Staudenfluren. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5641-2.