Grasland

Bisonherde, Prärie, Montana (2008)
Eiszeitliche Höhlenmalerei mit Grasfressern subtropischer Klimate, Chauvet-Höhle, Ardèche, Südfrankreich (ca. 30.000 – 22.000 v. Chr.)

Grasland (auch Urgrasland) wird speziell in der Vegetationskunde häufig als Oberbegriff für das natürliche Grünland verwendet, auf dem klimatisch bedingt überwiegend Gras und/oder krautige Pflanzen wachsen (können). Der größte Anteil der irdischen Landoberfläche wird von solchen grasbewachsenen Offenland-Biomen eingenommen, in denen Bäume fehlen oder eine untergeordnete Rolle spielen.[1]

Urgrasland kommt vorwiegend in Regionen vor, in denen weniger als 400 mm Niederschlag im Jahresdurchschnitt fallen und deshalb keine natürliche Sukzession hin zu Busch- und Waldland stattfindet. Dazu zählen die Prärien Nordamerikas, die Eurasische Steppe, die Wüstensteppen Patagoniens, die Graslandschaften Australiens sowie die Trockensavannen im gesamten Tropengürtel, die Wiesentundren in einigen arktischen Regionen und die Hochlandsteppen in den amerikanischen Kordilleren und den asiatischen Hochgebirgen wie etwa in Anatolien oder Tibet. Eine klimatische Ausnahme stellen die subtropischen Grasländer der Pampa in Südamerika und des Highveld-Grasland in Südafrika dar: Aufgrund der höheren Niederschläge würde dort Lorbeerwald gedeihen, jahrtausendelange anthropogene Einflüsse und/oder regionale ökologische Phänomene haben eine steppenähnliche Vegetation entstehen lassen (siehe auch „Pampa-Problem“).

Im Übergangsraum zu Waldgebieten und in (scheinbar natürlichen) Graslandschaften mit Niederschlagsmengen deutlich über 400 mm pro Jahr wird die Entstehung des Graslandes häufig auf den jahrhundertelangen Einfluss großer weidender Wildtierherden (Megaherbivorentheorie) oder die Herden der Hirtenvölker zurückgeführt.

Graslandbiotope können aufgrund der klimatischen Bedingungen, der kargen Vegetation oder ihrer Abgelegenheit in der Regel nur als extensives Weidewirtschaftsland genutzt werden (Pastoralismus). Früher geschah dies durch nicht sesshafte Nomaden (Nomadismus), heute vorwiegend durch halbsesshafte oder sesshafte mobile Tierhalter.

Beispiele für Graslandökosysteme

Eurasische Grassteppe (hellblau) von der Puszta bei Wien im Westen bis zur Mandschurei im Osten

Kulturgrasland

Kulturgrasland oder Grünland ist kein Urgrasland. Es entstand durch naturausbeutende Landwirtschaft ohne standortschonende oder -verbessernde Bewirtschaftung in Gebieten, deren Klimaxvegetation vor allem Wälder sind. Die intensivere Landwirtschaft formte durch Regulierung von Wasser- und Nährstoffhaushalt, das Einbringen produktiver Pflanzenarten und geregelte Nutzungsabläufe in den letzten 200 Jahren das sogenannte Kulturgrasland.[2] > Fällt die Bewirtschaftung zu intensiv aus, bringt diese Übernutzung einen Verlust an Biotop- und Strukturvielfalt mit sich und führt zu instabileren Ökosystemen.[3]

Beim traditionell bewirtschafteten Grünland handelt es sich häufig um biologisch sehr vielfältige Ökosysteme. Speziell bei der Erhaltung überkommener Graslandtypen geht der Naturschutz sehr eng mit dem Schutz von Kulturlandschaften einher. Bei Resten früherer Kulturformen wird deren Wert als kulturelles Erbe immer noch vernachlässigt.[2]

Bis heute hat die gute fachliche Praxis (GfP) in der Landwirtschaft zu einem Verlust und zur Gefährdung der Biodiversität und der Bodenfruchtbarkeit geführt.[4]

Wiktionary: Grasland – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Matthias Schaefer: Wörterbuch der Ökologie. 5. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin 2003, ISBN 3-8274-0167-4, S. 109. Hinweis: Gräser allgemein umfasst die Ordnung Poales; Poaceae steht nur für die Süßgräser.
  2. a b Hartmut Dierschke, Gottfried Briemle: Kulturgrasland: Wiesen, Weiden und verwandte Staudenfluren. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5641-2.
  3. Stephan Santschi: Der Bund ist auf der Suche nach Luzerner Bauern mit raren Wiesen. In: luzernerzeitung.ch. 17. Februar 2019, abgerufen am 17. Februar 2019.
  4. Gesine Hellberg-Rode: Bodenerosion. hypersoil.uni-muenster.de, abgerufen am 3. Dezember 2015. Projekt Hypersoil – Universität Muenster.