Grand Traité d’instrumentation et d’orchestration modernesGrand Traité d’Instrumentation et d’Orchestration modernes (französisch für Große Abhandlung moderner Instrumentation und Orchestrierung) ist eine Abhandlung des französischen Komponisten Hector Berlioz (1803–1869). Diese Instrumentationslehre erschien erstmals 1844 bei Henry Lemoine. Auf Vorschlag von Alexander von Humboldt, den Berlioz im Dezember 1842 in Paris kennengelernt hatte, widmete der Verfasser sein Werk dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. Es erlebte einen unmittelbaren Erfolg und wurde zu Lebzeiten des Verfassers auf italienisch (übersetzt von Alberto Mazzucato), englisch, spanisch und deutsch (in zwei unterschiedlichen Fassungen, von Schlesinger in Berlin, übersetzt von Johann Christoph Grünbaum, und Breitkopf & Härtel in Leipzig) übersetzt. 1855 erschien eine zweite Auflage, die um Angaben zum Orchester-Dirigat erweitert wurde. Im deutschen Sprachraum ist das Werk in der Bearbeitung von Richard Strauss bekannt geworden, der 1905 eine Fassung unter dem Titel Instrumentationslehre veröffentlichte. Hector Berlioz selbst hielt die Abhandlung für so bedeutend, dass er sie in seinem 1852 publizierten Werkverzeichnis als Opus 10 bezeichnete. Das Buch enthält zahlreiche Beispiele von klassischen Partituren, mit Werken von Mozart (Don Giovanni, Die Zauberflöte, Ave verum), Beethoven (5. Klavierkonzert und Sinfonien Nr. 3–9), Gluck (Iphigénie en Tauride, Orfeo ed Euridice), Weber (Der Freischütz, Oberon), Spontini (La vestale), Méhul, Rossini (Wilhelm Tell), Meyerbeer (Die Hugenotten, Robert der Teufel), Halévy (La Juive), Wagner und Berlioz selbst: Benvenuto Cellini, La damnation de Faust, Les Troyens, L’enfance du Christ, Harold en Italie, Lélio ou Le retour à la vie, Symphonie fantastique, Te Deum, Requiem. AufbauDie zweite, erweiterte Auflage von 1855 enthält nach einer Einführung 67 nach Instrumentengruppen geordnete Kapitel:
2. Violine
7. Harfe
10. Klavier
11. Transponierende und nicht transponierende Instrumente
12. Oboe
22. Querflöte
24. Orgel
25. Horn
39. Serpent
42. Instrumente mit festgelegter bzw. nicht festgelegter Tonhöhe
57. Einführung 66. Orchester 67. Der Dirigent: Theorie seiner Kunst BedeutungDas Werk behandelt Tonumfang und Klangfarben der in der Mitte des 19. Jahrhunderts aktuellen Orchester-Instrumente. Dazu schreibt der Verfasser am Schluss von Kapitel 56:
Dass er die Entdeckung solcher Gesetze für keine leichte Sache gehalten hat, geht aus dem Schlusssatz der Einleitung hervor:
– Hector Berlioz[2] Im ersten Kapitel seines Grand Traité zieht Berlioz die Grenze zwischen Erlernbarem und Unerlernbarem und behandelt demgemäß die Instrumentationslehre als eine überkommene, Erfahrungen vermittelnde Handwerkslehre, während er die eigentliche Kunst der Instrumentation als der schöpferischen Eingebung zugehörig betrachtet; diese Kunst ist für ihn ein kompositorischer Vorgang. Die Beherrschung der Instrumentationstechnik ist an zwei Voraussetzungen gebunden: einerseits an die Fähigkeit einer inneren Klangvorstellung (Klangfantasie), die bei schöpferischen Künstlern eigene und neue Wege geht; andererseits an die genaue Kenntnis der Instrumente und ihrer klanglichen Möglichkeiten im solistischen wie im kombinierten Zusammenspiel.[3] Zu den Komponisten, die sich mit Berlioz’ Instrumentationslehre auseinandergesetzt haben, gehören neben R. Strauss insbesondere Rimski-Korsakow sowie die weiteren Vertreter der Gruppe der Fünf, Widor, Gevaert, Paul Dukas, Leoš Janáček, Edvard Grieg, Frederick Delius, Georges Bizet und Gustav Mahler, der die Stereofonie in Berlioz’ Orchesterwerken im Schlusssatz seiner 2. Sinfonie aufnimmt. Camille Saint-Saëns kommentiert das Werk wie folgt:
– Camille Saint-Saëns[4] Ausgaben
Einzelnachweise
Literatur
WeblinksWikisource: Berlioz – Traité d’instrumentation et d’orchestration – Quellen und Volltexte (französisch)
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