Um das Jahr 950 tritt erstmals ein Grafengeschlecht in Northeim auf.[1] Einer seiner befestigten Sitze war die aus Holz errichtete Burg Bömene bei Northeim im Leinegau.
Die Macht des Geschlechts erreichte mit Graf Otto I. einen ersten Höhepunkt. Durch seine um 1050 geschlossene Ehe mit Richenza von Werl vermehrte er seinen Besitz beträchtlich und wurde so zu einem der angesehensten und reichsten Fürsten der damaligen Zeit. 1061 wurde Otto von der Witwe Kaiser Heinrichs III., Agnes von Poitou, das Stammesherzogtum Baiern verliehen, das er 1061–1070 als Otto II. regierte. Da er Pläne zur Ermordung von König Heinrich IV. bei einem Besuch in Northeim geschmiedet haben sollte, wurde Otto 1069 des Majestätsverbrechens für schuldig befunden und verlor damit seine Lehen und damit das Herzogtum Bayern. Otto stiftete das Sankt Blasien-Kloster in Northeim, neben dem die Grafen ihren Hof (curtis) bewohnten.
Die Herkunft der Grafen von Northeim ist in der Forschung umstritten. Während Reinhard Wenskus verwandtschaftliche Verbindungen zur Familie des Markgrafen Gero und den Immedingern aufgezeigt hat, sieht Erich von Brandenburg Siegfried (I.) von Northeim als Sohn des Grafen Siegfried I. von Luxemburg,[2] eine These, die von Armin Wolf 1997 aufgenommen und ausgearbeitet wurde. Die Gegenposition wird insbesondere von Eduard Hlawitschka vertreten.
Siegfried (I.) von Northeim, * um 955/965, 983 bezeugt, † März/November 1004; ⚭ um 975/985 Mathilde, wohl Verwandte eines Benno/Bernhard[3]
Bernhard von Northeim, um 1040
Otto (I.), Graf von Northeim, † 11. Januar 1083, Herzog Otto II. von Bayern 1061–1070; ⚭ Richenza, Tochter des Herzogs Otto II. von Schwaben (sehr umstritten), Witwe des Grafen Hermann III. von Werl
Siegfried (II.) von Northeim, * um 975/985, † 1025, 1002 Mörder des Thronkandidaten Ekkehard von Meißen[4]
Literatur
Karl-Heinz Lange: Der Herrschaftsbereich der Grafen von Northeim: 950–1144. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1969
Karl-Heinz Lange: Die Grafen von Northeim (950–1144): Politische Stellung, Genealogie und Herrschaftsbereich. Kiel 1958
Reinhard Wenskus: Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel (AAG Phil. Hist. Kl. III, 93, 1976)
Armin Wolf: Herkunft der Grafen von Northeim aus dem Haus Luxemburg und der Mord an Ekkehard von Meißen 1002, Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte Bd. 69, 1997, S. 427–440;
Eduard Hlawitschka: Stammten die Grafen von Northeim aus dem Hause Luxemburg? In: Rheinische Vierteljahresblätter 63 (1999), S. 276–289
Eduard Hlawitschka: Northeimer und Luxemburger. Nochmals zur angeblichen Abstammungsgemeinschaft der beiden Adelsgeschlechter. In: Festschrift zum 65. Geburtstag von Walter Koch, Wien/Köln/Weimar 2007, S. 477–487
Armin Wolf, Ahnen deutscher Könige und Königinnen, XXXIII: Kaiserin Richenza, in: Herold-Jahrbuch, Neue Folge, 15. Band, 2010, S. 182ff.
Gudrun Pischke: Die Grafen von Northeim im "Land an der Werra" (1015-1144) und deren Nachfolger bis zur Entstehung der Landgrafschaft Hessen (1292). In: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte. Band 103 (1998), Selbstverlag des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde e. V. Kassel
↑Erich Brandenburg: Die Nachkommen Karls des Großen, 1.–14. Generation. Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte, Leipzig 1935; darin: VIII… Siegfried, * 965, 983 und 985 als Sohn des Grafen Siegfried von Luxemburg genannt; er ist identisch mit Siegfried Graf von Northeim, 1002, † 1004 15. VIII.