Grafenwörth
Grafenwörth ist eine Marktgemeinde mit 3300 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Tulln in Niederösterreich. GeografieGrafenwörth liegt westlich von Wien im westlichen Tullnerfeld nördlich der Donau in Niederösterreich. Der Ort liegt an einem Mündungsarm des Kamp in die Donau. Im Norden hat die Gemeinde Anteil am Wagram. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 46,4 Quadratkilometer. 19,06 Prozent der Fläche sind bewaldet. GemeindegliederungDas Gemeindegebiet umfasst folgende sechs Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[1]):
Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Feuersbrunn, Grafenwörth, Jettsdorf, Seebarn am Wagram, St. Johann und Wagram am Wagram. Nachbargemeinden
GeschichteDass das Gemeindegebiet bereits in der jüngeren Altsteinzeit besiedelt war, zeigen Funde von Werkzeugen, Tier- und Kohleresten im Weinland und am Wagram. Gefunden wurden ebenfalls Belege aus der Bronzezeit. Aus der Hallstattzeit stammen Flachgräber mit reichen keramischen Beigaben und aus der Keltenzeit die Überreste zweier Töpferöfen. Am Wagram wurden Fundamente von sechs germanischen Grubenhäusern ausgegraben. Die Funde können heute im Freilichtmuseum in Elsarn im Straßertal besichtigt werden.[2] Die erste urkundliche Erwähnung als Wert (Wörth) stammt aus einer Traditionsnotiz des Bistums Freising aus der Zeit 1119/21. Ende des 13. Jahrhunderts wurde der Name auf Graevenwerde erweitert, dieser Name scheint erstmals 1280 in einer Traditionsnotiz des Stiftes Heiligenkreuz auf.[2] Die Siedlung entwickelte sich aus einem Straßendorf am Mühlkamp um die Burg der milites Otto und Leo fratres de Gravenwerde, die 1295 genannt wird, und einem Haufendorf um die alte Pfarrkirche.[2] Der Ort und sein Umland wurden mehrfach von Hochwasser überflutet. So etwa am 4. Juli 1670, wie der damalige Schulmeister und Organist Johann Paul Geispöckh 1768 berichtete. Das Grafenwörther Ratsprotokoll aus dem Jahre 1768 vermerkt, in der Nacht vom 24. auf den 25. Februar habe sich „eine grosse Wasser Eisgiess eilens aifeinmal ergeben“, das ein „Erd-Biten“ (Erdbeben) bewirkte. Im Jahr 2002 wurde Grafenwörth wieder von einem verheerenden Donauhochwasser 2002 heimgesucht. Im Süden drang die Donau über die Ufer und vom Norden flutete der Kamp den Ort. Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in der Marktgemeinde Grafenwörth ein Arzt, zwei Bäcker, drei Binder, drei Dachdecker, ein Eisenwarenhändler, drei Fleischer, zwei Friseure, drei Gastwirte, drei Gemischtwarenhändler, ein Glaser, eine Hebamme, ein Konsumverein, drei Landesproduktehändler, ein Maler, eine Mühle, ein Rauchfangkehrer, ein Sattler, ein Schlosser, zwei Schmiede, zwei Schneider und vier Schneiderinnen, fünf Schuster, ein Spengler, zwei Tischler, drei Viehhändler, ein Wagner, ein Zahntechniker und mehrere Landwirte ansässig.[3] Im Jahr 2019 war der damals dort geplante buddhistische Stupa Gegenstand einer richtungsweisenden Entscheidung des österreichischen Verfassungsgerichtshofes. Die Proteste bestimmter Bevölkerungsgruppen gegen die erteilte Baugenehmigung wurden rechtlich in oberster Distanz entkräftet, da die protestierenden Eigentümer nur Grundstück im Grünland besaßen.[4] Der Bau wurde im selben Jahr fertiggestellt und 2023 eingeweiht. Das Bauprojekt Sonnenweiher der 2020er war mit Grundstücksgeschäften verbunden, die als dubios angesehen wurden und 2023 österreichweite Berichterstattung auslösten.[5] EinwohnerentwicklungKultur und SehenswürdigkeitenBauwerke
Vereine
Wirtschaft und InfrastrukturWirtschaftssektorenVon den 105 landwirtschaftlichen Betrieben des Jahres 2010 waren 59 Vollerwerbsbauern. Diese bewirtschafteten 79 Prozent der Flächen. Im Produktionssektor arbeiteten 57 Erwerbstätige in der Bauwirtschaft, 25 im Bereich Herstellung von Waren, 11 im Bergbau und 2 in der Wasserver- und Abfallentsorgung. Die wichtigsten Arbeitgeber des Dienstleistungssektors waren die Bereiche soziale und öffentliche Dienste (188), Handel (115), Verkehr (56) und Beherbergung und Gastronomie (50 Mitarbeiter).[8][9][10]
1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999 Arbeitsmarkt, PendelnIm Jahr 2011 lebten 1455 Erwerbstätige in Grafenwörth. Davon arbeiteten 355 in der Gemeinde, drei Viertel pendelten aus.[11] Öffentliche EinrichtungenIn Grafenwörth befinden sich drei Kindergärten[12] und eine Volksschule.[13] Verkehr
EnergiegewinnungGrafenwörth ist seit September 2023 bilanziell energieautark. Durch die Nutzung des Kleinkraftwerkes und die Errichtung bzw. Erweiterung von insgesamt 15 Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden kann ab Herbst 2023 mehr Strom erzeugt werden, als für öffentliche Einrichtungen und Straßenbeleuchtung aufgewendet werden muss. Auf einem bisher ungenutzten stehenden Gewässer wird eine schwimmende Photovoltaikanlage von EVN und Ecowind errichtet. Mit 24,5 MWpeak geht sie als größte Floating PV-Anlage Mitteleuropas im Frühjahr 2023 in Betrieb. Eine weitere schwimmende Photovoltaikanlage mit Aussicht auf Bürgerbeteiligung oder Energiegemeinschaft ist geplant.[15] PolitikGemeinderatDer Gemeinderat hat 23 Mitglieder.
Bürgermeister
GemeindepartnerschaftenDie Gemeinde unterhält Partnerschaften mit:[22]
Persönlichkeiten
Literatur
WeblinksCommons: Grafenwörth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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