Die Grünscheitel-Flaggensylphe (Ocreatus underwoodii) oder Flaggensylphe ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae).
Sie ist die einzige Art der damit monotypischen[1] Gattung der Flaggensylphen (Ocreatus) und lebt in den Anden von Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien. Der Bestand wird von der IUCN als „nicht gefährdet“ (least concern) eingeschätzt.
Grünscheitel-Flaggensylphe sind kleine, schlanke Kolibris. Die Männchen erreichen, inklusive Schwanzfedern, eine Körperlänge von etwa 13 cm, die Weibchen etwa 8 cm. Das Gewicht beträgt 3 g. Der Schnabel ist gerade[2] und mit 13 mm sehr kurz.[1]
Die Grünscheitel-Flaggensylphe hat ein grün schimmerndes Federkleid, das beim Männchen, mit Ausnahme der auffälligen weißen „Hosen“ an den Beinen, fast einheitlich den gesamten Körper bedeckt. Die Art zeigt einen deutlichen Sexualdimorphismus. Bei den Weibchen ist die Unterseite cremefarben bis weißlich grüngefleckt, bei der Unterart O. u. melanantherus weiß mit einigen grünen Flecken an den Seiten der Brust. Der vordere Oberkopf der Weibchen zeigt eine kupferfarbene Tönung, hinter dem Auge tragen sie einen weißen Fleck.[2]
Die zentralen Steuerfedern der Männchen sind grün, der Rest blauschwarz. Das äußere Paar ist stark verlängert mit langem, blankem Schaft und an der Spitze flaggenartig verbreitert. Bei O. u. peruanus sind die verbreiterten Enden der langen, äußeren Steuerfedern eher länglich, bei O. u. annae rundlich und oft überkreuzt.[3] Beim Weibchen ist der Schwanz dunkelgrün mit dunklerem terminalem Band und tief gegabelt. Die Unterschwanzdecken der Weibchen sind in der Regel gelbbraun.
Lebensraum und Lebensweise
Die Grünscheitel-Flaggensylphe lebt in Gebirgswäldern und Waldrändern in Höhen von 1150 m bis 3000 m, gelegentlich auch bis 600 m hinunter bzw. 4000 m hinauf.[4][5] Ihr Flug ist pendelnd und erinnert an den Flug einer Biene. Auf den ersten Blick könnte man sie für ein großes Insekt halten.[1] Ihre Nahrung nimmt sie schwebend oder gelegentlich an der Blüte festhaltend auf. Man findet sie einzeln im Unterwuchs oder in Gruppen in den Kronen blühender Bäume. Unter anderem sucht sie zum Nahrungserwerb Bäume der Gattung Inga und Calliandra sowie andere Hülsenfrüchtler, Rötegewächse und Bromeliengewächse auf.[1][2]
Unterarten
Es sind acht Unterarten beschrieben worden, die sich in ihrer Färbung, den äußeren Steuerfedern und ihrem Verbreitungsgebiet unterscheiden:
O. u. addae, O. u. annae und O. u. peruanus werden manchmal als ein bis drei eigenständige Arten angesehen, O. u. ambiguus gilt als Synonym zu O. u. incommodus.[14]
Etymologie und Forschungsgeschichte
René Primevère Lesson erhielt von Thomas Richard Underwood (1772–1836) im Auftrag von Charles Stokes (1783–1853) eine Zeichnung des Kolibris zugesandt und beschrieb die Art unter dem Namen Ornismya underwoodii.[13] Später wurde sie der Gattung Ocreatus zugeordnet. Dieser Name ist lateinischen Ursprungs und bedeutet „mit Beinschienen bekleidet“.[15] Das Artepithetonunderwoodii ehrt den Maler und Kupferstecher T. R. Underwood.[16]Polystictus ist aus den griechischen Wörtern πολύςpolys für „viele“ und στικτός, στιγμήstiktós, stigmḗ für „gefleckt, fleckig, Flecken“ zusammengesetzt.[17]Melanantherus ist ein griechisches Wortgebilde aus μέλαςmélas für „schwarz“ und ἀνθερεώνanthereṓn für „Kinn“.[18]Peruanus bezieht sich auf das Land Peru. Incommodus ist das lateinische Wort für „unangenehm, unbequem“.[19]Discifer setzt sich aus den lateinischen Wörtern discus für „Diskus, Scheibe“ und ferre für „tragen“ zusammen.[19]Annae ist Anna Branicka, der Frau von Baron Xavier Branicki gewidmet.[7]Addae ist zu Ehren von Adeline (Adda) Driver Wilson (geb. Stevens) (1819–1891), der Frau von William Savory Wilson (1803–1870), vergeben worden.[20][21][22]
James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
William Jardine, 7. Baronet of Applegarth: Trochilus (Spathura) Melananthera. Samuel Highley, London 1851, S.111–112 (books.google.de [abgerufen am 9. Juni 2014]).
Jules Bourcier: Description de nouvelles espèces de Trochilidèe. In: Revue Zoologique par La Société Cuvierienne. Band9, 1846, S.312–314 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 9. Juni 2014]).
Hans Hermann Carl Ludwig von Berlepsch, Jan Sztolcman: Descriptions de quelques Espèces nouvelle d’Oiseaux du Pérou central. In: The Ibis. Serie 6, Band6, 1894, S.385–405 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 9. Juni 2014]).
Otto Kleinschmidt: Katalog meiner ornithologischen Sammlung. Kommissionsverlag Gebauer Schwetschke A.-G., Halle, Saale (Begonnen 1935, vollendet 1943).Fehler in Vorlage:Literatur – *** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link
John Gould: A monograph of the Trochilidæ, or family of humming-birds. Band3, Lieferung 1. Taylor and Francis, London 1849 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 18. Juli 2011]).
Walter Edmond Clyde Todd: List of the hummingbirds in the collection of the Carnegie Museum. In: Annals of the Carnegie Museum. Band29, Nr.12, 1942, S.271–370 (biodiversitylibrary.org).
René Primevère Lesson: Les Trochilidées ou les Colibris et Les Oiseaux-Mouches Suivis d’un index général dans lequel sont décrites et classées méthodiquement toutes les races et espèces du genere Trochilus. Ouvrage orné de planches dessinées et gravées par les meilleurs artistes. Arthus-Bertrand, Paris 1831 (französisch, archive.org).
↑Natalia C. García, Karl-Ludwig Schuchmann, Peter F. D. Boesman: White-booted Racket-tail – Ocreatus underwoodii. In: birdsoftheworld.org. Birds of the World, 2022, abgerufen am 31. Oktober 2022 (englisch).