Giacomo Ceruti

Giacomo Ceruti: Selbstporträt, Pinacoteca di Brera, Mailand

Giacomo Antonio Melchiorre Ceruti (* 13. Oktober 1698 in Mailand; † 28. August 1767 ebenda) war ein italienischer Maler des Spätbarock. Er ist auch bekannt als Pitocchetto (kleiner Bettler) wegen seiner zahlreichen Bilder von armen Menschen aus dem Volk, Bettlern und Bauern.

Biografie

Frau mit Spindel und Weinbauer, Castello Sforzesco, Mailand

Man weiß nur sehr wenig über Cerutis Herkunft, Jugend und Ausbildung. Sein Vater war ein gewisser Giuseppe Ceruti. Er war verheiratet mit einer Matilde De Angelis, mit der er mehrere Kinder hatte.[1] Sein erstes bekanntes Werk ist ein Porträt des Conte Fenaroli, signiert und datiert 1724.[2] Um 1728 war er in Brescia, 1736 in Venedig, wo er einige Gemälde für den Marschall J. M. von der Schulenburg malte. Von 1737 bis 1741 oder 1742 ist er in Padua nachweisbar: Hier schuf er u. a. für die Basilica di S. Antonio ein Altarbild mit der Taufe der Heiligen Giustina, und für Santa Lucia (heute: Corpus Domini) das Bild für den Hauptaltar Madonna mit Kind und den Heiligen San Rocco und Lucia.[3] Zwischen 1743 und 1746 lebte Ceruti in Piacenza, danach in Brescia, wo er u. a. für die Familie Lechi arbeitete. 1757 war er in Mailand.

Giacomo Ceruti schuf Werke in verschiedenen Gattungen, Altarbilder, Porträts, Stillleben und Genrebilder. Seine Leistungen auf dem Gebiet der religiösen Malerei gelten im Allgemeinen als eher durchschnittlich, seine Stillleben als gut. In Erinnerung bleibt er vor allem für seine herausragenden Genrebilder von Bettlern, Bauern, Landstreichern, armen Kindern und Frauen aus dem Volk, die er völlig ungeschönt malte und die ihm seinen Spitznamen il Pitocchetto einbrachten. Diese Werke sind von einem im 18. Jahrhundert außergewöhnlichen Realismus geprägt, wenn es auch durchaus einige Vorgänger oder Vorbilder gab, wie in Frankreich die Brüder Le Nain, in Spanien Bartolomé Esteban Murillo mit seinen armen Kindern, in Italien selber Giuseppe Maria Crespi und bis zu einem gewissen Grade auch Caravaggio oder die Bamboccianti. Ceruti war auch ein exzellenter Porträtist mit interessanten Bildnissen wie demjenigen eines Cellisten (Kunsthistorisches Museum, Wien), einer Frau mit Hund (Metropolitan Museum, New York) oder Rauchender Mann mit Turban (Privatsammlung).

Galerie

Literatur

  • Ceruti, Giacomo, in: Lexikon der Kunst, Bd. 3, Karl Müller Verlag, Erlangen 1994, S. 142.
  • Vittorio Caprana: Ceruti, Giacomo Antonio, detto il Pitocchetto. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 24: Cerreto–Chini. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1980.
  • Giuseppe Fiocco: Giacomo Ceruti a Padova, in: Bolletino d’arte, 29, 1935, S. 139–165.
  • Mina Gregori: Giacomo Ceruti, Cinisello Balsamo 1982.
  • Francesco Frangi & Alessandro Morandotti: Giacomo Ceruti 1698–1767. Popolo e nobiltà alla vigilia dell’età dei Lumi. Robilant + Voena con Skira, Mailand 2013.
  • Filippo Piazza (Hrsg.): La realtà dello sguardo: ritratti di Giacomo Ceruti in Valle Camonica. Mailand 2017.
  • Daniele Radini Tedeschi: Pittura a Brescia e nelle Valli. Rom 2011.
  • John T. Spike: Giuseppe Maria Crespi and the Emergence of Genre Painting in Italy. In: ?. Kimball Museum of Art, Fort Worth 1986, S. 66–67.
Commons: Giacomo Ceruti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vittorio Caprana: Ceruti, Giacomo Antonio, detto il Pitocchetto. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 24: Cerreto–Chini. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1980.
  2. Vittorio Caprana: Ceruti, Giacomo Antonio, detto il Pitocchetto. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 24: Cerreto–Chini. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1980.
  3. Reproduktionen in Fiocco 1968, S. 208–212. Hier nach: Vittorio Caprana: Ceruti, Giacomo Antonio, detto il Pitocchetto. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 24: Cerreto–Chini. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1980.