Geschichten mit KnotenGeschichten mit Knoten (englischer Originaltitel A Tangled Tale) ist eine Sammlung mathematischer Rätselgeschichten des Autors Lewis Carroll. Ursprünglich erschienen sie von April 1880 bis November 1884[1] in der Zeitschrift The Monthly Packet, 1886 dann überarbeitet und mit Illustrationen von Arthur Burdett Frost versehen als Buch bei Macmillan Publishers. Die deutsche Übersetzung durch Walter E. Richartz wurde 1978 veröffentlicht. AufbauDas Buch enthält zehn kurze Geschichten, genannt Knoten, die jeweils ein oder mehrere mathematische Probleme enthalten. Vereinzelt finden sich auch Scherzfragen und Paradoxa. Die Aufgaben sind mit üblichem Schulwissen lösbar, es kommen lineare Gleichungssysteme, Dreisatz und Ähnliches vor. Im zweiten Teil werden die Lösungen zu den Aufgaben vorgestellt. Diese beginnen mit der aus der Geschichte extrahierten Problemstellung und einer Lösung inklusive Lösungsweg. Anschließend stellt Carroll auszugsweise die von den Lesern unter Pseudonymen eingesandten Lösungen vor, wobei er vor allem die Einsender falscher Lösungen in spaßigem Ton verspottet. Immer wieder weist er auch auf die Notwendigkeit hin, nicht nur die Lösung, sondern auch den Lösungsweg einzusenden, und geht schließlich dazu über, die Einsender von Lösungen ohne Lösungsweg gar nicht mehr zu erwähnen. Abgeschlossen werden die Lösungen jeweils durch eine Auflistung derjenigen, die eine richtige Lösung eingesandt haben, unterteilt in drei Klassen, je nach Qualität der Lösung. Nach einigen Lösungen folgen weitere Bemerkungen zu früheren Aufgaben, die sich aus Briefen zwischen Carroll und einzelnen Lesern ergaben. Eine Aufgabe zur Datumsgrenze bleibt ungelöst, da Carroll, wie er schreibt, die nötigen Informationen, die er zu erhalten hoffte, noch fehlen. InhaltDem Buch ist ein Gedicht vorangestellt, das ähnlich einem Akrostichon den Namen einer seiner jungen Freundinnen Edith Rix ergibt, wenn man jeweils den zweiten Buchstaben eines jeden Verses liest. Im Vorwort schreibt Carroll zur Intention des Werks: “The writer’s intention was to embody in each Knot (like the medicine so dexterously, but ineffectually, concealed in the jam of our early childhood) one or more mathematical questions—in Arithmetic, Algebra, or Geometry, as the case might be—for the amusement, and possible edification, of the fair readers of that magazine.” (deutsch: „Die Absicht des Autors war es jedem Knoten (wie die Medizin, die so geschickt, aber unwirksam in der Marmelade unserer frühen Kindheit verborgen wurde) eine oder mehrere mathematische Fragen – in Arithmetik, Algebra oder Geometrie, wie es sich gerade ergab – beizufügen zur Vergnügung und möglichen Erbauung des Lesers dieser Zeitschrift.“) Die einzelnen Geschichten haben keine fortlaufende Handlung, nehmen aber teils Bezug auf vorherige Geschichten. Es kommen drei verschiedene Personengruppen vor, die zunächst in keiner Beziehung zu stehen scheinen, in der letzten Geschichte jedoch vereint werden. Die Geschichten spielen im 20. Jahrhundert,[2] aus damaliger Sicht also in der Zukunft. Der damit verbundene technische Fortschritt zeigt sich im dritten Knoten, in dem eine Vorrichtung beschrieben wird, die hunderte Reisende innerhalb einer Sekunde in Zugabteile hinein und aus ihnen heraus schleudern kann.
RezeptionCarrolls Neffe schrieb über das Buch: “With some people this is the most popular of all his books; it is certainly the most successful attempt he ever made to combine mathematics and humour.” (deutsch: „Für einige Menschen ist dies das beliebteste seiner Bücher; es ist sicherlich der erfolgreichste Versuch Mathematik und Humor zu kombinieren, den er jemals unternommen hat.“)[3] Lewis Carroll kann mit diesem Werk als Vorgänger Samuel Loyds gesehen werden, dessen Bücher mit mathematischen Rätseln kurze Zeit später populär wurden. Die Aufgaben wurden immer wieder veröffentlicht, zum Teil auch in gemeinsamen Ausgaben mit den Pillow Problems, einer weiteren Rätselsammlung von Lewis Carroll. Auch andere Autoren mathematischer Rätsel greifen immer wieder auf die Aufgaben zurück und veröffentlichen sie in neuer Form, so etwa Heinrich Hemme in seinem Buch Alice im Knobelland.[4] Literatur
Einzelnachweise
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