Gertrude Reum erhielt ihre künstlerische Ausbildung von 1942 bis 1946 – mehrfach durch die Kriegsereignisse unterbrochen – bei Jacob Schug in Saarbrücken. 1947 schloss sie ein Studium an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main an (bis 1950).
Reum lebte und arbeitete seit Mitte der 1950er Jahre in Buchen (Odenwald), wo sie 2015 im Alter von 88 Jahren starb.
Auszeichnungen
1970 Preis der Jury (Salon International de la Femme, Nizza)
1984 Arthur-Grimm-Kunstpreis des Neckar-Odenwald-Kreises
1985 Preis des Deutschen-Kupfer-Institutes Berlin
1987 Willibald-Kramm-Preis Heidelberg
1996 Förderpreis von Industrie und Handel der Stadt Offenburg
2001 Verdienstmedaille der Stadt Buchen
2011 Ehrenmitglied des Kunstvereins Neckartal Odenwald Kreis
Einzelausstellungen (Auswahl)
Zu den mit «K» gekennzeichneten Ausstellungen erschien ein Katalog.
Zunächst widmete sich Reum der Malerei; ihre Frühwerke aus den 1950er und 1960er Jahren zeigen häufig noch realistisch-gegenständliche Motive wie z. B. Odenwaldlandschaften, Blumen, Stillleben, Kinderbilder. In den 1970er Jahren ging sie zum plastischen Gestalten in Metall, insbesondere Reliefs, über. Häufig nutzte sie hierfür vorgestanzte industrielle Formteile aus Aluminium, Messing, Nickel und Kupfer. Seit 1983 entstanden auch Radierungen und Serien von Aquarellen. Ihre Zellstoffreliefs mit den aufbrechenden Strukturen, die sie bekannt machten, entstanden ab 1986. 1997 übersetzt sie die ins Metall eingeschliffenen Lichtbündel ins Dreidimensionale: monumentale Skulpturen – von denen etliche im öffentlichen Raum aufgestellt wurden – entstehen, bei denen sich kreuzende (Licht-)Bahnen, die von irgendwo kommen und sich ins Unendliche verlieren,[1] sich in geschwungen aufwärts strebenden Chromnickelstahlrohren manifestieren.
Gemeinsam ist Reums Arbeiten das bewegte und das naturhafte Moment. Aber insbesondere das Offene, das Transitorische ist ihnen einbeschrieben – man mag sie als Form gewordene Metapher für den Fluss des Lebens lesen.
„Licht und Schatten, Reflexionen, Durchblicke in den Raum und in die Landschaft sind genuine Bestandteile dieser Arbeiten, mit denen Gertrude Reums Schaffen einen vorläufigen Höhepunkt großzügiger, souveräner Gestaltung erreicht hat. Es sind Arbeiten autonomer Form, die zugleich offen sind für Deutungen und Assoziationen, in denen sich der Bogen zu den Anfängen schließt.“
Rathaus der Stadt Schweinfurt: Innenhof mit Skulptur Ohne Titel aus dem Jahr 2002
Arbeiten im öffentlichen Raum (Auswahl)
Reums Werke zieren Kirchen, Museen, öffentliche Gebäude und Plätze, darunter Auftragsarbeiten für den Altarraum in Kirchen wie z. B. St. Oswald in Buchen und St. Johannes in Heimbuchenthal.
Ohne Titel. Bismarckstraße 16, Saarbrücken – Sankt Johann
Buchen, Stadtkirche St. Oswald, Gestaltung Altar und Chorraum
Buchen, Kreuz in der Friedhofskapelle
Buchen, Stadthalle, „Fünfteilige Arbeit auf Kupferplatten“[3]
Buchen, Stadthalle, „4 Aluminiumarbeiten“
Buchen, Sportzentrum Odenwald (Kreissporthalle), Henry-Dunant-Straße 4, Skulptur, ca. 4 m hoch, an der Außenwand
Gertrude Reum – Durchgänge. Werkgruppen 1992–1999. Hrsg. Carmen Sylvia Weber. Text: Sonja Klee. Swiridoff Verlag, Künzelsau, 1999. Katalog zur Ausstellung vom 15. September bis 14. November 1999 in der Hirschwirtscheuer, Künzelsau
Gertrude Reum – Verwandlungen. Metallarbeiten, Skulpturen, Zellstoffreliefs. Swiridoff Verlag, Künzelsau, 2002. Katalogred.: Norbert Brey. Katalog zu den Ausstellungen im Saarland Museum Saarbrücken vom 4. Februar bis 7. April 2002 und in den Städtischen Sammlungen Schweinfurt vom 5. Juli bis 8. September 2002
Gertrude Reum – das Raue und das Lichte. Hrsg. Bernd-und-Gisela-Rosenheim-Stiftung, Offenbach, 2009. Katalog zur Ausstellung im Rosenheim-Museum Offenbach vom 5. Juli bis 27. September 2009.
Maria Gehrig: Gertrude Reum. Eine Künstlerin mit unerschöpflichen [sic!] Ideenreichtum. In: Beiträge zur Buchener Geschichte. Stadt Buchen, Buchen 2023 (Zwischen Neckar und Main; 39), ISBN 978-3-9825499-1-0, S. 483–490.