Nach einem verlorenen Rechtsstreit mit dem Bastei-Verlag musste das Tonstudio Braun 1991 die Produktion neuer Folgen einstellen. Das Urteil verbot die Herstellung und den Vertrieb neuer Kopien der bereits aufgenommenen Folgen, lediglich die Restbestände der Hörspiele durften noch vollständig verkauft werden.[4]
Nach dem Verlust der zugkräftigen John-Sinclair-Lizenz versuchte das Tonstudio Braun mit der Eigenproduktion Larry Maccloud – Der Kämpfer gegen das Unfassbare an die früheren Erfolge anzuknüpfen. Die neue Serie wurde mit denselben Sprechern besetzt und auch das Coverdesign orientierte sich stark an der John-Sinclair-Serie.
Autoren
Sämtliche adaptierte Geschichten wurden unter dem Pseudonym Jason Dark veröffentlicht. In den meisten Fällen stammen diese aus der Feder des Autors Helmut Rellergerd, für die Folge 86 Sandra und ihr zweites Ich war jedoch Richard Wunderer verantwortlich. Weiterhin schrieb Friedrich Tenkrat die Vorlagen zu den Folgen 88 Die Geier und der Wertiger, 91 Der Vulkanteufel von Hawaii, 92 Der siebenarmige Tod, 93 Im Landhaus der Schrecken und 95 Insel der Seelenlosen.[5]
Erscheinung und Nummerierung
Im Dezember 1981 kündigte Sinclair-Autor Jason Dark auf seiner Leserseite damals das Erscheinen der ersten Tonstudio-Braun-Hörspiele zur Romanserie „in einigen Wochen“ an.[6] Kurz darauf waren bereits die ersten vier Kassetten erschienen, bei denen es sich um die Folgen Die Nacht des Hexers, Die Töchter der Hölle, Hügel der Gehenkten und Die Teufelsuhr handelte.[7] Zu diesem Zeitpunkt trugen die Hörspiele der Erstauflage noch drei- bis fünfstellige Nummern, welche der Nummer der jeweiligen Romanvorlage entsprachen. Eine separate Folgenzahl auf dem Cover selbst gab es noch nicht. Dies führte zu einiger Verwirrung, da die eigenständige John-Sinclair-Heftromanserie, der Gespenster-Krimi und die John-Sinclair-Taschenbücher je eine eigenständige Nummerierung hatten.[8]
Erst nach einigen Jahren wurde eine durchlaufende Nummerierung der Hörspiele eingeführt, welche nun auch für die späteren Auflagen der vorherigen Kassetten übernommen wurde. Allerdings orientierte sich die neu verwendete Reihenfolge nicht an der Chronologie der Geschichten oder der Produktionsreihenfolge, weshalb in einigen Fällen früher erschienene Hörspiele nun eine höhere Nummer erhielten als später produzierte Folgen.[9] So wurde etwa die ursprünglich erste erschienene Folge Die Nacht des Hexers in den späteren Editionen als Folge 38 neu aufgelegt. Die erst im März 1983[10] aufgenommene Folge Das Horror-Schloß im Spessart erhielt stattdessen aus unbekannten Gründen die Nummer 1. Diese Umsortierung durch das Studio führt unter anderem dazu, dass sich der Sprecher von John Sinclair nach der neuen Reihenfolge oftmals von Folge zu Folge ändert.
Als Erscheinungszeitpunkt der ersten John-Sinclair-Hörspiele von Tonstudio Braun wird manchmal fälschlicherweise der Juni 1983 genannt, so unter anderem im offiziellen John Sinclair Lexikon.[11][12] Allerdings ist die Veröffentlichung der ersten Folgen anhand von Werbeanzeigen und Angaben auf Jason Darks damaliger Leserseite in den Romanheften eindeutig auf den Winter 1981/1982 zu datieren.[3][6]
Chronologie
Die Romane wurden nicht in chronologischer Reihenfolge vertont, sondern nach ihrer Eignung für den Hörspielmarkt ausgewählt. So wurden die einzelnen Romane vom Tonstudio Braun, Autor der Hörspiele Max Braun und sogar den Fans ausgewählt.[1]
Die Handlungen der einzelnen Folgen wurden für die Vertonung nicht an die geänderte Erscheinungsreihenfolge angepasst, so dass sie inhaltlich weiterhin den Romanen entsprechen. Dies führt zu inhaltlichen Ungereimtheiten, wenn zum Beispiel eine Person auftritt, die einige Folgen zuvor gestorben ist. Durch die Umsortierung der Hörspiele nach der Nummerierung der jeweiligen Romanvorlagen lassen sich diese Kontinuitätsfehler beheben.[3]
Covergestaltung
Für die Gestaltung der Cover griff man auf die von der Romanserie bereits vorhandenen Illustrationen zurück. Die Mehrzahl der Titelbilder stammt von dem Spanier Vicente B. Ballestar, einzelne Werke steuerten Joseph Mart Ripoll, Rufus, Manuel Prieto, Sebastian Boada, Michael Whelan, Josè Pèrez Montero und Montana bei.[5]
Nicht realisierte Folgen
Nach dem verlorenen Rechtsstreit endete die Hörspielserie 1991 abrupt mit der Folge 107 Herrin der Dunkelwelt – dem ersten Teil eines geplanten Zweiteilers.[13] Das Tonstudio hatte ursprünglich geplant, die Reihe mindestens bis zur Nr. 200 weiterzuführen. Die Titel der Romanvorlagen bis zur Folge 160 waren bereits ausgewählt.[14] Aufgrund des Gerichtsurteils mussten diese Pläne verworfen werden. Aus logistischen Gründen waren die Kassetteninlays für die nicht produzierten Folgen 108 Dr. Tods Rache, 109 Die Totenpriester, 110 Fenris, der Götterwolf und 111 Das Geistergrab allerdings noch gedruckt worden.[9][15]
In Fankreisen gab es jahrzehntelang weitverbreitete Spekulationen, laut denen es nach der letzten veröffentlichten Folge 107 noch Aufzeichnungen zu weiteren Hörspielen gegeben habe, bevor die Serie eingestellt werden musste. Demnach durften die Folgen ab 108 wegen des verlorenen Prozesses nicht mehr veröffentlicht werden, obwohl sie angeblich bereits produziert vorlagen.[4][16]
Der heutige Inhaber des Tonstudios Braun, Michael Braun, dementierte diese Gerüchte allerdings wiederholt und erklärte, dass damals nach der 107 keine weiteren Folgen mehr aufgezeichnet wurden. Lediglich die Titelbilder für die Kassettenhüllen hatte das Studio noch drucken lassen.[15][9]
Neuauflage
Lübbe Audio und Tonstudio Braun legen die Serie seit Dezember 2015, inklusive der bisher nie erschienenen Folge 108, auf CD neu auf.[17] Bei der neu veröffentlichten Folge 108 handelt es sich nicht um eine originale Aufzeichnung aus dem Jahr 1991, sondern um eine 2020 aufgenommene Vertonung.[13]
Folge 108
Um der Neuveröffentlichung der Reihe auf CD „einen würdigen Abschluss zu geben“ und den Hörern nach fast 30 Jahren die Komplettierung ihrer Sammlung zu ermöglichen, gab Lübbe Audio den Anstoß zu einer Vertonung der zuvor nie adaptierten Geschichte Dr. Tods Rache. Die Aufnahmen fanden 2020 im Studio von Lübbe Audio in Köln statt. Das Hörspielskript wurde von Marc Freund verfasst, während Michael Braun Regie führte. Mehrere Originalsprecher konnten noch ausfindig gemacht und kontaktiert werden, um ihre Rollen noch ein letztes Mal aufzunehmen. Peter Niemeyer (Suko), Aart Veder (Bill Conolly), Karin Dieck (Glenda Perkins) und Hans-Joachim Heist (verschiedene Rollen) sind in der Produktion zu hören, allerdings waren einige der anderen Sprecher zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben, darunter Helmut Winkelmann (John Sinclair) und Erwin Scherschel (Dr. Tod). Peter Niemeyer verstarb drei Monate nach Vollendung seiner Aufnahmen für Folge 108. Die fehlenden Rollen wurden mit anderen Sprechern neu besetzt. Unter anderem wurde John Sinclair auf Empfehlung Peter Niemeyers mit Volker Lippmann besetzt, während Hennes Bender in der Vertonung die Figur des Dr. Tod spricht.[18] Da Marianne Mosa aus organisatorischen Gründen nicht verfügbar war, wurde Kerstin Fischer für die Folge als Erzählerin aufgenommen.[19]
Mögliche Wiederbelebung der Hörspielserie
Im offiziellen John Sinclair Night Talk von Lübbe Audio deuteten Michael Braun und Hennes Bender an, dass eine Fortsetzung der Tonstudio-Braun-Hörspielserie bei Erfolg der Folge 108 möglich wäre. Braun gab an: „Vielleicht könnte dann noch eine Folge kommen, man weiß es nicht.“ Er erklärte sich dabei offen für den Vorschlag, in diesem Fall erneut die Regie zu übernehmen.[20]
Soundtrack
Im Zuge der Neuauflage auf CD wurden mehrere originale Soundtrack-Kompositionen von Peter Seidel erstmals in voller Länge veröffentlicht, jeweils als Extras zu den Jubiläumsfolgen 75 Doktor Tods Höllenfahrt und 100 Voodoo-Land, Teil 2. Unter dem Titel Klänge des Schreckens – Was damals im Studio geschah erschienen so zwei Bonus-CDs, die neben einigen Musikstücken Geräusche aus dem Tonarchiv des Studios, sowie geschnittene Szenen und Outtakes enthalten. Die Titelbilder für die beiden Sonderfolgen wurden vom deutschen Künstler Timo Wuerz angefertigt.
Klänge des Schreckens – Was damals im Studio geschah I (Veröffentlichung: 25. Mai 2018)
Klänge des Schreckens – Was damals im Studio geschah II (Veröffentlichung: 29. Juni 2020)
↑ abcJochen Bärtle: Grusel, Grüfte, Groschenhefte. Deutsche Grusel-Heftromane von 1968 bis heute – eine Chronik des „Dämonen-Booms“. Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe. Books on Demand, Norderstedt 2018, ISBN 978-3-7528-7995-7, S.239.