Die Gebrauchskategorie wird für elektrische Schaltgeräte oder Schmelzsicherungen festgelegt. Sie ist definiert als die „Kombination festgelegter Anforderungen, die unter Berücksichtigung der Betriebsbedingungen eines Schaltgeräts oder einer Sicherung ausgewählt wurde, um einer wesentlichen Gruppe praktischer Anwendungsfälle zu entsprechen“. Zu den festgelegten Anforderungen dürfen zum Beispiel Einschaltvermögen (falls zutreffend), Ausschaltvermögen und andere Kenngrößen wie die Kurzschlussleistung, die Daten der zugehörigen Stromkreise, die entsprechenden Bedingungen für das Betriebsverhalten und die Funktion gehören. (Internationales Elektrotechnisches Wörterbuch – IEV 441-17-19)
Die Eigenschaft der zu schaltenden oder zu steuernden Last bestimmt die Anforderungen an die Schaltgeräte und deren korrekte Auswahl für die geplante Anwendung. Speziell die Beanspruchung der Schaltstrecken durch Strom und Spannung beim Ein- und Ausschalten sind von enormer Bedeutung. So entsprechen der Ein- und Ausschaltstrom bei Widerstandslast dem Dauerbetriebsstrom, während z. B. Kurzschlussläufermotoren beim Einschalten und in der Beschleunigungsphase ein Mehrfaches des Bemessungs-Betriebsstroms aufnehmen.
Beim Schalten entsteht ein Schaltlichtbogen, welcher von der Stärke und Art der angeschlossenen Last abhängig ist. Die Kategorien DC-… müssen den Lichtbogen durch eine ausreichende Trennstrecke zum Abreißen bringen, und die Kontakte müssen der höheren thermischen Belastung standhalten. Bei AC-… hilft der Null-Durchgang dabei, diesen einfacher und schneller zum Erlöschen zu bringen. Dafür sind die AC-… für tendenziell höhere Ein- und Ausschaltströme ausgelegt, als die DC-… Kategorien. Innerhalb der Kategorie sind die Unterschiede in der induktiven Belastung der Schaltkontakte sowie dem Schaltvermögen zu finden.
Die folgenden Tabellen geben einen Überblick über die verschiedenen Abkürzungen. Innerhalb einer Gebrauchskategorie muss für den jeweiligen Typ die geeignete Baugröße ausgewählt werden. Diese ist abhängig vom Nennstrom, der Nennspannung und der zu schaltenden elektrischen Last.
Festlegung von Gebrauchskategorien in den Normen
Die „Gebrauchskategorien“ werden vorwiegend in der IEC/EN 60947 in folgenden Teilen definiert:
Teil 1: Allgemeine Festlegungen
Teil 2: Leistungsschalter
Teil 3: Lastschalter, Trennschalter, Lasttrennschalter und Schalter-Sicherungs-Einheiten
Teil 4-1: Schütze und Motorstarter; elektromechanische Schütze und Motorstarter[1]
Teil 4-2: Schütze und Motorstarter – Halbleiter-Motor-Steuergeräte und -Starter für Wechselspannung
Teil 5-1: Steuergeräte und Schaltelemente – Elektromechanische Steuergeräte[1]
Teil 6-1: Mehrfunktionsschaltgeräte – Netzumschalter (Kategorien AC-32A/B)
Teil 6-2: Mehrfunktions-Schaltgeräte – Steuer- und Schutz-Schaltgeräte (CPS)
Teil 7-1: Hilfseinrichtungen; Reihenklemmen für Kupferleiter
Teil 7-2: Hilfseinrichtungen; Schutzleiter-Reihenklemmen für Kupferleiter
Außerdem werden in der IEC/EN 61095 auch noch Kategorien für „Haushalts- und ähnliche Anwendungen“ definiert.
Gebrauchskategorien für Wechselspannung
Gebrauchskategorie
typische Anwendung
IEC-Gerätenorm
AC-1
nicht induktive oder schwach induktive Last. Widerstandsöfen
schwach induktive Last für Haushalts- und ähnliche Anwendungen
60947-4-1 61095
AC-7b
Motorlasten für Haushaltsanwendungen
60947-4-1 61095
AC-7c
Schalten der Steuerungen von kompensierten Entladungslampen
61095
AC-8a
Steuern von hermetisch abgeschlossenen Kühlkompressormotoren mit manueller Rückstellung der Überlastauslöser
60947-4-1
AC-8b
Steuern von hermetisch abgeschlossenen Kühlkompressormotoren mit automatischer Rückstellung der Überlastauslöser
60947-4-1
AC-11
durch AC 15 abgelöst
früher 60947-4-1
AC-12
Steuern von ohmscher Last und Halbleiterlast mit Trennung durch Optokoppler
60947-5-1 60947-5-2
AC-13
Steuern von Halbleiterlast mit Trenntransformatoren
60947-5-1
AC-14
Steuern von kleiner elektromagnetischer Last
60947-5-1
AC-15
Steuern von elektromagnetischer Last bei Wechselspannung
60947-5-1
AC-20A AC-20B ³)
Ein- und Ausschalten bei Leerlast
60947-3
AC-21A AC-21B ³)
Schalten ohmscher Last einschließlich mäßiger Überlast
60947-3
AC-22A AC-22B ³)
Schalten gemischter ohmscher und induktiver Last einschließlich mäßiger Überlast
60947-3
AC-23A AC-23B ³)
Schalten von Motorlast oder anderen stark induktiven Lasten
60947-3
AC-31A AC-31B ³)
nicht induktive oder schwach induktive Lasten
60947-6-1
AC-33A AC33B³)
Motorlasten oder gemischte Lasten einschließlich Motoren, Widerständen und bis zu 30 % Glühlampenlast
60947-6-1
AC-35A AC-35B ³)
Gasentladungslampenlast
60947-6-1
AC-36A AC36B ³)
Glühlampenlast
60947-6-1
AC-40
Verteilungsstromkreise aus gemischten ohmschen und induktiven Lasten
60947-6-2
AC-41
nicht induktive oder schwach induktive Lasten, Widerstandsöfen
60947-6-2
AC-42
Schleifringläufermotoren: Anlassen, Ausschalten
60947-6-2
AC-43
Käfigläufermotoren: Anlassen, Ausschalten während des Laufs
60947-6-2
AC-44
Käfigläufermotoren: Anlassen, Gegenstrombremsen 1 oder Reversieren 1, Tippen 2
60947-6-2
AC-45a
Schalten von Gasentladungslampen
60947-6-2
AC-45b
Schalten von Glühlampen
60947-6-2
AC-51
induktionsfreie oder leicht induktive Lasten, Widerstandsöfen
60947-4-3
AC-52a
Steuern der Statorwicklung eines Schleifringläufermotors: 8-Stunden-Betrieb mit Anlaufströmen für Startvorgänge, Maneuvering, Betrieb
60947-4-2
AC-52b
Steuern der Statorwicklung eines Schleifringläufermotors: Aussetzbetrieb
60947-4-2
AC-53a
Steuern eines Käfigläufermotors: 8-Stunden-Betrieb mit Anlaufströmen für Startvorgänge, Maneuvering, Betrieb
60947-4-2
AC-53b
Steuern eines Käfigläufermotors: Aussetzbetrieb
60947-4-2
AC-55a
Schalten von elektrischen Steuerungen von Entladungslampen
60947-4-3
AC-55b
Schalten von Glühlampen
60947-4-3
AC-56a
Schalten von Transformatoren
60947-4-3
AC-56b
Schalten von Kondensatorbatterien
60947-4-3
AC-58a
Steuern eines hermetisch gekapselten Kühlkompressormotors mit automatischer Rückstellung der Überlastauslösungen: 8-Stunden-Betrieb mit Anlaufströmen für Startvorgänge, Maneuvering, Betrieb
60947-4-2
AC-58b
Steuern eines hermetisch gekapselten Kühlkompressormotors mit automatischer Rückstellung der Überlastauslösungen: Aussetzbetrieb
60947-4-2
AC-140
Steuerung kleiner elektromagnetischer Lasten mit Haltestrom ≤ 0,2 A; z. B. Hilfsschütze
60947-5-2
1
Gegenstrombremsen oder Reversieren des Motors ist das schnelle Bremsen oder Umkehren der Drehrichtung durch Vertauschen von zwei Zuleitungen (Außenleiter) bei laufendem Motor.
2
Unter Tippen versteht man das einmalige oder wiederholte kurzzeitige Einschalten eines Motors, um kleine Bewegungen von Maschinen zu bewirken.
3
Die Gebrauchskategorien mit Endung A gelten für häufiges Schalten, jene mit Endung B für gelegentliches Schalten.
Gebrauchskategorien für Wechsel- und Gleichspannung
Gebrauchskategorie
typische Anwendung
IEC-Gerätenorm
A
Schutz von Stromkreisen ohne Bemessungs-Kurzzeitstromfestigkeit
60947-2
B
Schutz von Stromkreisen mit Bemessungs-Kurzzeitstromfestigkeit
60947-2
Gebrauchskategorien für Gleichspannung
Gebrauchskategorie
typische Anwendung
IEC-Gerätenorm
DC-1
nicht induktive oder schwach induktive Last, Widerstandsöfen
60947-4-1
DC-3
Nebenschlussmotoren: Anlassen, Gegenstrombremsen a oder Reversieren b, Tippen c, Widerstandsbremsung von Motoren
60947-4-1
DC-5
Reihenschlussmotoren: Anlassen, Gegenstrombremsen a oder Reversieren a, Tippen b, Widerstandsbremsung von Motoren
60947-4-1
DC-6
Schalten von Glühlampen
60947-4-1
DC-12
Steuern von ohmscher Last und Halbleiterlast mit Trennung durch Optokoppler
60947-5-1 60947-5-2
DC-13
Steuern von Elektromagneten bei Gleichspannung
60947-5-1 60947-5-2
DC-14
Steuern von elektromagnetischer Last bei Gleichspannung mit Sparwiderständen im Stromkreis
60947-5-1
DC-31
Widerstandslasten
60947-6-1
DC-33
Motorlasten oder gemischte Lasten einschließlich Motoren
60947-6-1
DC-36
Glühlampenlast
60947-6-1
DC-40
Verteilungsstromkreise aus gemischten ohmschen und induktiven Lasten
60947-6-2
DC-41
nicht induktive oder schwach induktive Lasten, Widerstandsöfen
60947-6-2
DC-43
Nebenschlussmotoren: Anlassen, Gegenstrombremsen a, Tippen b
60947-6-2
DC-45
Widerstandsbremsung von Gleichstrommotoren Reihenschlussmotoren: Anlassen, Gegenstrombremsen a, Tippen b
60947-6-2
DC-46
Widerstandsbremsung von Gleichstrommotoren
Schalten von Glühlampen
60947-6-2
a
Gegenstrombremsen oder Reversieren des Motors ist das schnelle Bremsen oder Umkehren der Drehrichtung durch Vertauschen von zwei Zuleitungen bei laufendem Motor
b
Unter Tippen versteht man das einmalige oder wiederholte kurzzeitige Einschalten eines Motors, um kleine Bewegungen von Maschinen zu bewirken
c
Die Gebrauchskategorien mit Endung A gelten für häufiges Schalten, jene mit Endung B für gelegentliches Schalten
Nachweis von Lebensdauer und Schaltvermögen (Auszug)
Schaltgerätehersteller machen zu ihren Produkten Angaben zum Schaltvermögen und zur Lebensdauer. Die Lebensdauer (Zahl der Schaltspiele bis zum Ausfall) ist zum Beispiel in Form von Diagrammen in Abhängigkeit des geschalteten Stromes und der Gebrauchskategorie angegeben. Um diese Tests beziehungsweise Lebensdauerangaben herstellerübergreifend zu vereinheitlichen, ist in der DIN EN 60 947-4-1 (VDE0660-102, Tabelle 1) jeder Gebrauchskategorie ein definiertes Verhalten der Last (Einschaltstromstoß, induktives Verhalten + möglicher Ausschalt-Überstrom) zugeordnet. Bemerkenswert ist die praxisfremd niedrige wiederkehrende Spannung für die Tests des Schaltvermögens induktiver Lasten. In der Praxis tritt beim Abschalten einer induktiven Last und Verlöschen des Schaltlichtbogens oft eine sehr viel höhere Spannungsspitze auf, die auch zum Wiederzünden des Lichtbogens führen kann.
Geb.-Kat.
Lebensdauer
Schaltvermögen
Einschalten
Ausschalten
Einschalten
Ausschalten
cos
cos
cos
cos
AC-1
x
1
1
0,95
1
1
0,95
1,5
1,05
0,80
1,5
1,05
0,80
AC-2
x
2,5
1
0,65
2,5
1
0,65
4
1,05
0,65
4
1,05
0,80
AC-3
≤017
6
1
0,65
1
0,17
0,65
8
1,05
0,45
8
1,05
0,45
≤100
0,35
0,35
>100
0,35
0,35
AC-4
≤017
6
1
0,65
6
1
0,65
10
1,05
0,45
10
1,05
0,45
≤100
0,35
0,35
0,35
>100
0,35
AC-5a
x
-
-
-
-
-
-
3
1,05
0,45
3
1,05
0,45
AC-5b
x
-
-
-
-
-
-
1,5
1,05
(1)
4
1,05
AC-6a
≤100
-
-
-
-
-
-
4,5
1,05
0,45
3,6
1,05
0,45
>100
0,35
0,35
AC-6b
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
AC-7a
x
-
-
-
-
-
-
1,5
1,05
0,8
1,5
1,05
0,8
AC-7b
≤100
-
-
-
-
-
-
8
1,05
0,45
6
1,05
0,45
>100
0,35
0,35
AC-8a,
AC-8b
≤100
-
-
-
-
-
-
6
1,05
0,45
6
1,05
0,45
>100
0,35
0,35
AC-12
x
-
-
-
-
-
-
1
1
0,9
1
1
0,9
AC-13
x
-
-
-
-
-
-
10
1,1
0,65
1,1
1,1
0,65
AC-14
-
-
-
-
-
-
-
6
1,1
0,7
6
1,1
0,7
AC-15
-
10
1
0,7
1
1
0,4
10
1,1
0,3
10
1,1
0,3
Geb.-Kat.
Lebensdauer
Schaltvermögen
Einschalten
Ausschalten
Einschalten
Ausschalten
[ms]
[ms]
[ms]
[ms]
DC-1
x
1
1
1
1
1
1
1,5
1,05
1
1,5
1,05
1
DC-2
x
2,5
1
2
2,5
1
2
4
1,05
2,5
4
1,05
2,5
DC-3
x
2,5
1
2
2,5
1
2
4
1,05
2,5
4
1,05
2,5
DC-5
x
2,5
1
7,5
2,5
1
7,5
4
1,05
15
4
1,05
15
DC-6
x
-
-
-
-
-
-
1,5
1,05
(1)
4
1,05
(1)
DC-12
x
-
-
-
-
-
-
1
1
1
1
1
1
DC-13
x
1
>1
≤300
1
1
≤300
1,1
1,1
≤300
1,1
1,1
≤300
DC-14
x
-
-
-
-
-
-
10
1,1
15
10
1,1
15
x alle Werte
:Bemessungsstrom :Einschaltstrom :Ausschaltstrom :Spannung :Bemessungsspannung :Wiederkehrende Spannung [ms]: Zeitkonstante
Siehe auch: Eaton Schaltungsbuch[1], Siemens Systemhandbuch[3] sowie [4]
Literatur
Wilfried Knies, Klaus Schierack: Elektrische Anlagentechnik; Kraftwerke, Netze, Schaltanlagen, Schutzeinrichtungen. 5. Auflage. Hanser Fachbuchverlag, Leipzig 2006, ISBN 3-446-40574-7.
Georg Schöllhorn: Schalten, Schützen, Verteilen in Niederspannungsnetzen. 3. Auflage. Siemens Aktiengesellschaft, Berlin und München 1992, ISBN 3-8009-4122-8, S.116ff.
Fußnoten
↑ abcSchaltungsbuch. Normen. Eaton Industries GmbH (Moeller), S. 606, abgerufen am 11. April 2012.
↑Niederspannungs-Schaltgeräte. (PDF; 6,4 MB) Ein Leitfaden für den Einsatz. Rockwell Automation, 2009, S. 12ff, abgerufen am 5. September 2012.
↑Siemens Systemhandbuch. (PDF; 21,5 MB) 3.1.1 Gebrauchskategorien. Siemens, Mai 2017, S. 117–120, abgerufen am 27. Januar 2019.