Das Funktionszuordnungsdiagramm wurde ursprünglich entworfen, um die Transformation von Input-Daten zu Output-Daten in einer graphischen Darstellung bereitzustellen.[1](Kapitel 4.4.1.2.2 Funktionszuordnungsdiagramm (I/O); Seite 97) Das ist eine Fähigkeit, die das Wertschöpfungskettendiagramm in seiner ursprünglichen Form, der Wertkette (englischValue Chain)[2](Chapter 2 The Value Chain and Competitive Advantage; Figure 2–3: The generic Value Cain; Seite 37) von Michael E. Porter und die Ereignisgesteuerte Prozesskette (EPK)in ihrer ursprünglichen Form, der schlanken EPK[1](Kapitel 4.4.1.2.1 Ereignissteuerung – ereignisgesteuerte Prozesskette (EPK); Seite 89), nicht besaßen.
Jüngere Interpretationen des Funktionszuordnungsdiagramms lassen weit mehr Elemente und Beziehungen (siehe folgender Abschnitt) zu.[3](Kapitel A.III.2.1.1.2 Funktionszuordnungsdiagramme) und [4](Kapitel 3.7.2 Funktionszuordnungsdiagramme)
Verlagerung von Elementen und Beziehungen aus WKD und eEPK, um deren Lesbarkeit durch eine kompakte Darstellung zu verbessern und
Modellierung vom Elementen und Beziehungen, die in WKD und eEPK nicht verfügbar sind.
Es gibt aber auch Ansätze, das Funktionszuordnungsdiagramm vollständig zu ersetzten, z. B. im Symbio Process Designer[5]. Dazu zählen:
Vollständig automatischens Layout für WKD und eEPK, so dass die grafische Anordnung der Elemente und Beziehungen nicht mehr von Hand gesetzt werden muss. Damit ist ein Umschalten zwischen Ansichten ohne Zuordnungen, mit ausgewählten Zuordnungen oder mit allen Zuordnungen möglich.
Von der Vergrößerung abhängiges Einblenden von Elementen und Beziehungen (siehe Bild).
Elemente und Beziehungen des Funktionszuordnungsdiagramms
Im Funktionszuordnungsdiagramm kann die Funktion zu sehr vielen Elementen Beziehungen eingehen. Hier soll daher nur eine Auswahl der möglichen Elemente beschrieben werden, die für die Praxis von besonderer Bedeutung sind.
Ressourcen
Als Human-Ressource sind Rollen/Personentypen am gebräuchlichsten. Sie sollten verwendet werden, wenn eine oder mehrere Personen in einem Unternehmen zu bezeichnen sind und die Zuordnung der Person(en) zu einer Organisationseinheit eine untergeordnete Rolle spielt.
Auch Gruppen sind als Human-Ressourcen weit verbreitet. Sie sollten verwendet werden, wenn ein fest definiertes Team zu bezeichnen ist.
Organisationseinheiten werden seltener zum Ausdruck einer Human-Ressource verwendet. Ihr Nachteil ergibt sich hauptsächlich daraus, dass die Namen von Organisationseinheiten bei einer Unternehmensreorganisation regelmäßig mit verändert werden und diese Änderung dann auch in den Funktionszuordnungsdiagrammen gepflegt werden muss.
Als technische Ressource sind Anwendungssysteme am gebräuchlichsten. Sie sollten verwendet werden, wenn eine Software zu bezeichnen ist, die nicht an nahezu jedem Arbeitsplatz des Unternehmens zur Verfügung steht, also zum Beispiel kein E-Mail-Programm/keine Office-Suite ist.
Element
Beziehung zur Funktion
Rolle/Personentyp
verantwortlich
Gruppe
Organisationseinheit
Rolle/Personentyp
entscheidet
Gruppe
Organisationseinheit
Rolle/Personentyp
führt aus
Gruppe
Organisationseinheit
Rolle/Personentyp
wird informiert
Gruppe
Organisationseinheit
Rolle/Personentyp
wirkt mit
Gruppe
Organisationseinheit
Anwendungssystem
unterstützt
Informationsobjekte
Als Informationsobjekte sind Fachbegriffe am gebräuchlichsten. Sie sollten verwendet werden, wenn das Informationsobjekt hauptsächlich einen betriebswirtschaftlichen Begriff repräsentiert.
Auch Informationsträger sind als Informationsobjekte weit verbreitet. Sie sollten verwendet werden, wenn das Informationsobjekt ein Dokument, eine Datei, einen optischen Datenträger oder ähnliches repräsentiert.
Element
Beziehung zur Funktion
Fachbegriff
ist Input
Fachbegriff
ist Output
Informationsträger
trägt Input
Informationsträger
trägt Output
Standards, Regelungen und Empfehlungen
Als Standard, Regelung oder Empfehlung ist die Verwendung von Dokumentiertem Wissen am gebräuchlichsten.
Element
Beziehung zur Funktion
Dokumentiertes Wissen
wird benötigt
Weitere Elemente und Beziehungen
Ereignis
Maske
Risiko, Control
Cluster
Entity-Typ
Attribut
Klasse
Use Case
Hardware-Komponente
Kostentreiber
Leistung
Einsatzgebiete
Das folgende Bild zeigt das Beispiel eines Funktionszuordnungsdiagramms mit Fokus auf der Beschreibung von Geschäftsprozessen. Dabei geht es vorrangig darum, eine Funktion näher zu beschreiben, um etwa ein Qualitätsmanagementhandbuch (QMH) zu erstellen, eine Geschäftsprozessoptimierung durchzuführen oder einfach nur das Geschäftsprozessmodell zu vervollständigen.
Das folgende Bild zeigt das Beispiel eines Funktionszuordnungsdiagramms mit Fokus auf der Beschreibung von Datenflüssen und der zugehörigen Anwendungssysteme. Dabei geht es vorrangig darum, die an die Funktionen gelieferten Daten mit ihrer Herkunft und die von der Funktion erzeugten Daten mit ihrem Ablageort zu beschreiben. Darüber hinaus können die in der Funktion verwendeten Anwendungssysteme, Dialoge und Systemtransaktionen erfasst werden.
Durch Auswertung aller nach diesem Schema erstellten Funktionszuordnungsdiagramme kann für die Anwendungssysteme
für die Anforderungsanalyse bei der Planung, Auswahl oder Einführung neuer Anwendungssysteme gewonnen werden.
Vorteile und Nachteile des Funktionszuordnungsdiagramms
Vorteile
Mittels Funktionszuordnungsdiagrammen kann die Übersichtlichkeit von Wertschöpfungskettendiagramm (WKDs) durch Auslagerung der nicht strukturbildenden Beziehungen verbessert werden.
Auch beim Vorgangskettendiagramm (VKD) kann die Komplexität durch Auslagerung der nicht strukturbildenden Beziehungen in beliebiger Abstufung reduziert werden.
Bei Verwendung von Funktionsbäumen können Funktionszuordnungsdiagramme die Darstellung nicht strukturbildende Beziehungen ermöglichen.
Grundsätzlich kann man sagen, dass die Verwendung eines Funktionszuordnungsdiagramms überall von Vorteil sein kann, wo die Darstellung nicht strukturbildender Beziehungen nicht im Vordergrund steht, aber auch nicht gänzlich verzichtbar ist.
Nachteile
Werden Funktionszuordnungsdiagramme verwendet, um die Übersichtlichkeit von Wertschöpfungskettendiagrammen zu verbessern oder die Komplexität von erweiterten Ereignisgesteuerten Prozessketten (eEPKs) oder Vorgangskettendiagramm zu reduzieren, erfordert der Zugriff auf die nicht strukturbildenden Beziehungen einer Funktion eine getrennte/zusätzliche Darstellung, auf die explizit zugegriffen werden muss.
Im Funktionszuordnungsdiagramm unterliegt die Darstellung von Beziehungen zwischen Elementen (außer Funktionen) einigen Einschränkungen:
So lässt sich etwa eine Funktion mit einer Rolle über die Beziehung führt aus verbinden, es ist aber nicht möglich, die Rolle mittels einer Beziehung gehört zu einer Organisationseinheit zuzuordnen.
Auch die Beziehungen aktiviert vom Ereignis zur Funktion und erzeugt von der Funktion zum Ereignis lassen sich im Funktionszuordnungsdiagramm nicht abbilden, wodurch die Zustände vor und nach der Ausführung einer Funktion nicht beschrieben werden können.
Ebenso ist es nicht möglich, Fachbegriffe, die mittels der Beziehungen ist Input oder ist Output den Datenfluss an einer Funktion beschreiben, mit einem Datenträger zu verbinden, um den physikalischen Ablageort der Daten zu spezifizieren.
Weiterhin kann zwar die Beziehung einer Funktion zu einer Maske dargestellt werden, um einen von der Funktion verwendeten Dialog zu beschreiben. Aber die Maske kann keine Beziehung zu einem Anwendungssystem eingehen, um darzustellen, durch welche Software der Dialog bereitgestellt wird.
August-Wilhelm Scheer und Wolfram Jost (Hrsg.): ARIS in der Praxis: Gestaltung, Implementierung und Optimierung von Geschäftsprozessen, Springer, Berlin, Heidelberg, New York 2002, ISBN 3-540-43029-6
Andreas Gadatsch: Grundkurs Geschäftsprozess-Management. Analyse, Modellierung, Optimierung und Controlling von Prozessen, 9. Auflage, Springer Vieweg, Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-658-27811-3.
Einzelnachweise
↑ abSoftware AG: ARIS Methode, ARIS Version 9.7 - Service Release 2, Februar 2015, Bunutzerhandbuch ARIS-Methode.pdf