Fritz Bilz lebt seit 1945 im Elternhaus im Kölner Vorort Brück. Er ist als Arbeiterkind aufgewachsen, dem es auf dem Mülheimer Gymnasium nicht leicht gemacht wurde. Er ging nach der Mittleren Reife ab, machte eine Lehre und konnte damit auf die Ingenieursschule gehen.[1] Er arbeitete in verschiedenen Berufen, unter anderem als Packer, Bauhilfsarbeiter, Bauingenieur, Hauptschullehrer, Gewerkschaftssekretär, Geschäftsstellenleiter, Historiker und Publizist. Erst Ende der 1980er Jahre entdeckte er seine Liebe zum Schreiben und schrieb im Rahmen der Werkstatt für Ortsgeschichte Köln-Brück seine ersten Aufsätze zu geschichtlichen Sachverhalten. Dies vertiefte er durch ein Studium. 1999 schloss er sein Studium der Mittleren und Neuen Geschichte an der Universität zu Köln mit dem Magisterexamen ab.[2] 2007 wurde er dort bei Wolfgang Schieder mit der Arbeit Zwischen Kapelle und Fabrik. Die Sozialgeschichte Kalks von 1850 bis 1910 promoviert. Die sozial- und kulturgeschichtliche Betrachtung befasst sich mit dem heutigen Kölner Stadtteil Kalk, der bis 1910 eine selbständige Stadt war.
Seit 1989 lassen sich neben seinen Monographien über 60 Aufsätze und Miszellen aufzählen, die hauptsächlich das Ergebnis der Geschichtsforschungen von Fritz Bilz darstellen. Schwerpunkte dieser Forschungen sind geschichtliche Sachverhalte aus der Region, insbesondere mit dem Hauptaugenmerk auf die Alltagsgeschichte, die Arbeitergeschichte und den Nationalsozialismus. Bilz kommt aus der Bewegung der Geschichtswerkstätten, die im Rahmen der Neuen Sozialen Bewegungen Anfang der 1980er Jahre entstanden. Der Erforschung und Darstellung der regionalen Geschichte von unten verpflichtet, brachte er sich als Mitbegründer der Geschichtswerkstatt Köln-Brück[3] und der Geschichtswerkstatt Köln-Kalk[4] mit ein und hat sowohl durch entsprechende Publikationen als auch durch eine Vielzahl von Führungen sein Wissen an Interessierte weitergegeben.
Außerdem vermittelt Bilz seit 1988 im Rahmen von bisher über 200 historischen Führungen in den Kölner Vororten Brück, Kalk und Mülheim sowie dem Stadtzentrum auf verständliche Art Geschichte. Seit 2002 führt er auch Grundschul- und Realschulkinder durch die Vororte Brück und Kalk.
Auszeichnungen
1998 wurde Bilz für seine „Verdienste in der landschaftlichen Kulturpflege“ der Rheinlandtaler verliehen.
2015 wurde ihm mit dem Ehrenamtspreis KölnEngagiert der Stadt Köln ausgezeichnet.[5]
Als Fritz Bilz nach dem Tode seiner Mutter ihren Nachlass sichtete, fand er ihm bisher unbekannte Sparguthaben und Münzen im Wert von etwa einer halben Million DM. Da ihr Lebensunterhalt gesichert schien, beschloss das Ehepaar
1998 eine gemeinnützige Stiftung zu gründen. Die „Bilz-Stiftung“[7] zeichnet alljährlich lokale und regionale Institutionen aus, die sich entweder der Völkerverständigung widmen, sich für politisch, rassistisch oder religiös Verfolgte oder gegen Diskriminierung von Minderheiten einsetzen. Der Bilz-Preis ist jährlich mit 5000 € dotiert.[8]
Bisherige Preisträger der Bilz-Stiftung
1999 Unterstützerkreis für die von Abschiebung bedrohten Kinder und Jugendlichen, Köln-Bickendorf[9]
Kölner Sozialgeschichte „von unten“. Gesammelte Aufsätze zur Alltagsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg. von Michael Klöcker, Rheinlandia-Verlag, Siegburg 2009, ISBN 978-3-938535-60-8.
Hrsg. mit Brigitte Bilz: Die Familie Ganz und die Lengfeld’sche Buchhandlung. Lebensgeschichten einer jüdischen Buchhändlerfamilie (Kleine Reihe des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, Band 2). Metropol, Berlin 2020, ISBN 978-3-86331-510-8.
Geschichtswerkstatt Kalk (Hrsg.): Jüdinnen und Juden in Kalk: Eine verdrängte Geschichte. Edition Kalk, Köln 2021, ISBN 978-3-935735-22-3.
Geschichtswerkstatt Kalk (Hrsg.): Die Geschichte des Kalkberges: Der Brei wird niemals fest. Edition Kalk, Köln 2022, ISBN 978-3-935735-12-4.
Im Schatten des Doms zu Köln – Bausteine einer Gegengeschichte, PapyRossa Verlag, Köln 2022, ISBN 978-3-89438-798-3