Friedrich Henkel ist das einzige Kind des Ehepaars Karl und Maria Henkel. Der Vater arbeitete als Prokurist in einem der Holzschnitzerbetriebe der Rhön, die Mutter war Hausfrau. Nach der Grundschule im Heimatort absolvierte er ab 1950 eine zweijährige Holzbildhauerlehre bei seinem Großonkel, dem Bildhauer Nikolaus Gille in Kirstingshof/Rhön. Ein Jahr lang setzte Henkel seine Ausbildung an der Fachgrundschule für Holzbildhauer in Empfertshausen/Rhön fort, die er 1953 mit der Facharbeiterprüfung als Holzbildhauer abschloss. Er studierte von 1953 bis 1956 an der Fachschule für angewandte KunstLeipzig in der Abteilung Plastik und von 1956 bis 1958 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Theo Balden und Waldemar Grzimek, Abteilung Plastik. Wegen finanzieller Schwierigkeiten brach Henkel das Studium ab. Als Sohn eines Angestellten erhielt er nur ein reduziertes Stipendium.
Im Jahr 1958 heiratete er die Berliner Fotografin Dorothea Rudszeck (* 1937). Die beiden haben drei Kinder: einen 1958 geborenen Sohn und zwei Töchter, 1959 und 1964 geboren.
Von 1958 bis 1959 war Henkel Mitarbeiter im Atelier von Waldemar Grzimek, als Künstler trat er fortan unter seinem Namen Friedrich B. Henkel auf. In Berlin wohnte die Familie in der Wisbyer Straße 113 im damaligen Stadtbezirk Prenzlauer Berg.[1]
Er arbeitete unter anderem mit an der Realisierung der Denkmal-Gruppe für das ehemalige KZ Sachsenhausen. In dieser Zeit lernte Henkel bei einem Besuch in Grzimeks Atelier die Bildhauer Richard Scheibe und Gerhard Marcks kennen. Mit Marcks ergab sich schnell ein Kontakt und ein langjähriger Briefwechsel. Marcks machte später auch Atelierbesuche bei Henkel in Berlin. Marcks ermutigte Henkel, unterstützte und beriet ihn. Der Briefwechsel wurde teilweise publiziert.
Von 1960 bis 1965 war Henkel als Architekt im Filmstudio Babelsberg beschäftigt. In der Freizeit entstanden selbst gewählte bildhauerische Werke. Mit diesen Arbeiten bewarb er sich an der Akademie der Künste in Berlin als Meisterschüler und wurde aufgenommen. 1966 begann das Meisterschülerstudium bei Fritz Cremer, das Henkel 1969 abschloss. 1969 folgte eine einjährige Assistenz an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Abteilung Plastik. Ab 1970 war Henkel freischaffend als Bildhauer und Grafiker in Berlin tätig. Von 1975 bis 1994 verwirklichte er in einem großen Atelier in Berlin-Niederschönhausen verschiedene Projekte.
Von 1978 bis 1980 hatte Henkel einen Lehrauftrag an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Abteilung Plastik. 1980 errichtete er sich in Biesenthal ein kleines Atelier. Seitdem arbeitet er dort im Sommer vor allem am Stein. Henkel war bis 1990 Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR.
1992 erhielt Henkel ein Stipendium der Stiftung Kulturfonds der neuen Bundesländer. 2004 zog er von Berlin nach Bernau um, wo er seither lebt. Henkel ist gleichzeitig als Bildhauer, Zeichner und Grafiker tätig. Reisen führten ihn vor und nach der Wende in viele europäische und einige nordafrikanische Länder.
Selbstreflexion
Friedrich B. Henkel schrieb 1995:[2] „Bildhauer sein bedeutet: Widerstand leisten gegen das Material, das Flüchtige, die Tradition, die Dummheit. Der Bildhauer ist kein Träumer, kein Mystiker. Er ist Arbeiter, Handwerker, Formschöpfer, Verteidiger von Form und Raum. Mir geht es um die Verdichtung der Form, die – in der Wirklichkeit wurzelnd – ein autonomes Gebilde ist. Im glücklichen Fall entsteht im Werk eine Verschmelzung der Bilderfahrung zur Metapher.“
Rezeption seiner Werke
Obwohl Henkel in der DDR erfolgreich arbeiten konnte, erfuhren seine konstruktivistischen abstrakten Figuren und Reliefs wenig staatliche Anerkennung. Sammler schätzten seine Werke dagegen sehr und ordneten sie dem klassischen Darstellungsstil zu, sie galten als zeitlos modern. Überwiegend arbeitete Friedrich B. Henkel seine Skulpturen aus Stein wie Marmor, Alabaster oder Kalkstein. Sein deutliches Anliegen war und ist die Verbindung von Kunst mit Natur. Dafür sucht und findet er eine typische Bildsprache im Spannungsfeld von Gewachsenem und Gebautem, von Organik und Konstruktion. Kunstkritiker formulieren, Henkel nutze für seine Darstellungen die skulpturalen Prinzipien Volumen, Raum, Licht und treibe sie weiter.[3]
Henkels bildhauerische Arbeiten im öffentlichen Raum (Auswahl)
1966/69: Stele, Besitz: Bezirksamt Berlin-Friedrichshain, Bernhard-Rose-Schule, Singerstraße 87, Bronze u. Farbglas, Maße: 250 cm h
1976: Büste Karl Weierstraß, Besitz: Akademie der Wissenschaften Berlin, Mathematisches Institut, Bronze, Maße: 52 cm h. 2. Exemplar Universität Krakau/Polen
1978: Porträt Albert Einstein, Besitz: Gemeinde Caputh, Albert-Einstein-Schule, Bronze, Maße: 65,5 cm h 2. Exemplar, Jena, Karl-Schwarzschild-Observatorium, Gartenanlage
1981/83: Drei Porträts Deutscher Romantiker, Besitz: Rat der Stadt Jena, Romantikerhaus, Gartenanlage 1: Friedrich Schlegel, Maße: 66 cm h; 2: August Wilhelm Schlegel, Maße: 66 cm h; 3: Caroline Schlegel, Maße: 65 cm h, Bronze
1981: San Gimignano, Relief, Besitz: Rat der Stadt Chemnitz, Bronze, Maße: 66 cm × 105,5 cm
1983/85: Winckelmann-Ehrung, Besitz: Winckelmann-Museum Stendal, Innenhof 1. Relief, Maße: 260 cm × 220 cm, 2. Jüngling, Maße: 111 cm h, 3. Wandbrunnen, Maße: 118 × 74,5 cm h, Bronze
1988/89: Reliefgestaltung zu Physik und Elektronik (11 Reliefs), Besitz: Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Physik, Erster Standort: eh. Institutsgebäude Chauseestraße, Zweiter Standort: Lise-Meitner-Haus, Campus Adlershof, Bronze, teilweise vergoldet, auf Al-Grundplatte montiert (Maße: 120 cm × 441 cm), einzelne Reliefs variabel
1988: Biesenthaler Landschaftsfigur II., Besitz: Magdeburger Museen, Kloster Unser Lieben Frauen, Skulpturenpark Maße: 100 cm h, Bronze
1988: Große Strandfigur, Besitz: Magdeburger Museen, Kloster Unser Lieben Frauen, Skulpturenpark, Maße: 226 cm h, Bronze
1979: Metaphysik und Wirklichkeit in San Gimignano, Relief, Besitz: Rat der Stadt Schwedt (Oder), Stadtpark, Bronze, auf Marmorplatte, Maße: 52,5 × 61 cm
1980/81: Florentiner Loggia, Besitz: Rat der Stadt Schwedt, Stadtpark Bronze, auf Marmorplatte, Maße: 52 × 81 cm
1980/81: Konstantin der Große in Rom, Relief, Besitz: Rat der Stadt Schwedt, Stadtpark, Bronze, auf Marmorplatte, Maße: 59 × 59 cm
1988: Ruhendes Paar, Besitz: Bezirksamt Berlin-Hohenschönhausen, Bronze, Maße: 83 × 145 × 85 cm, zurzeit Burg Beeskow, Sammlung u. Dokumentationszentrum Kunst der DDR
1990/91: Große vegetative Landschaft, Besitz: Bezirksamt Pankow / Bürgerpark Pankow, Bronze, Maße: 120 × 200 × 128 cm
1994: Große Landschaftsfigur, Besitz: Bezirksamt Berlin / Volkspark Friedrichshain, Bronze, Maße: 180 cm hoch
2004: Quellbrunnen, Besitz: Rat der Stadt Bernau bei Berlin, Steintorplatz, schlesischer u. schwedischer Granit, Maße: 100 cm h, plastische Gestaltung 30 × 160 × 160 cm, Bodenplatte 240 cm × 240 cm
1978 Katalog z. Ausst. Hans Vent, Friedrich B. Henkel/Malerei u. Grafik, Plastik u. Grafik. Text Fritz Jacobi.
1979 Lothar Lang, F.B.H. in Künstler in Berlin, Henschel-Verlag.
1979 Katalog Studioausstellung Plastik, Gedenkst. u. Sammlung der Stadt Magdeburg, Kloster Unser Lieben Frauen, Text Magdalena George.
1981 Katalog Friedrich B. Henkel, Galerie im Alten Museum, Berlin, Text: Inga Kerkin, Hannelore Offner.
1983 Werkverzeichnis Friedrich B. Henkel, Plastik u.Grafik 1956-1980, Künstlerpodium der Winckelmann-Gesellschaft Band III, Texte: Jörg Sperling, Lothar Lang, Fritz Jacobi, Inga Kerkin, Eigene Texte u. Autobiografie, Bibliografie.
1983: Lothar Lang: Malerei und Graphik in der DDR. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, insbes. S. 196–200
1983 Katalog Friedrich B. Henkel, Plastiken-Collagen, Galerie Zentralbuchhandlung Wien, Text Maria Orphal
1984 Katalog, Friedrich B. Henkel, Plastiken, Zeichnungen, Collagen, Galerie am Schönhof, Görlitz u. Galerie Carl Blechen, Cottbus, Text Bernd Rosner.
1985 Faltblatt, Friedrich B. Henkel, Zentrum Bildende Kunst Neubrandenburg Torgalerie, Eigener Text.
1986 Dresdener Kunstblätter 2/86, Friedrich B. Henkel in der Galerie Kuehl, Text: Heiner Protzmann.
1986 Katalog Nationalgalerie Berlin, Kunst der DDR/Katalog Malerei u. Skulpturen Verlag E. A. Seemann, Leipzig Text: Fritz Jacobi, F.B.H. S. 112–113.
1987 Buchkatalog Bildhauerkunst aus der DDR, Ausstellungen in Bonn, München, Mannheim. F.B.H. S. 52/53/217 Text: Peter Pachnicke, Peter H. Feist, H.J. Schirmbeck.
1989 Katalog Friedrich B. Henkel, Italienische Reisen, Winckelmann-Museum Stendal, mit Werkverzeichnis zur Italien-Thematik, Skizzen, Zeichnungen, Collagen, Skulpturen, Relief Texte: Michael Knuth, Fritz Jacobi, F.B.H. aus dem Reisetagebuch 1983.
1991 Katalog Friedrich B. Henkel, Marzahner Hefte Nr. 15. Galerie M, Text: Anita Beloubek-Hammer.
1994 Katalog Friedrich B. Henkel, Italienische Aspekte, Galerie Eylau, Berlin, Deutsche Gesellschaft zur Förderung der Kunst, Werke aus den Jahren 1982-1994.
2002 Faltblatt Friedrich B. Henkel, Galerie Mitte, Berlin, Skulpturen, Text: Anita Beloubek-Hammer, Jens Semrau.
2005 Faltblatt Friedrich F. Henkel, Galerie Bernau, Arbeiten auf Papier, Text: Anita Kühnel.
2010 Faltblatt Friedrich B. Henkel, Skulpturen, Alte und neue Zeichen. Dorfkirche Prenden, Eigener Text.
2010 Katalog Christine Hielscher, Friedrich B. Henkel, Klopfzeichen-Wandelbarer Raum, Galerie Kunstflügel, Rangsdorf, Text Anita Kühnel.
2010 Dietmar Eisold (Herausgeber) Lexikon Künstler in der DDR Verlag Neues Leben Friedrich B. Henkel S. 344–345.
2011 Faltblatt Friedrich B. Henkel, Kykladen/Irdische Zeichen. Skulpturen und Arbeiten auf Papier, Galerie im Turm Berlin, Text Jens Semrau.
2011 Frank Mangelsdorf (Herausgeber), Kunst & Künstler in Brandenburg. Text zu Friedrich B. Henkel, Peter Lieber.
2017 Friedrich B. Henkel Skulpturen, Collagen, Zeichnungen, Graphik. Herausgeberin Anita Beloubek-Hammer. Lucas-Verlag