Fred BeckeyFred Beckey (* 14. Januar 1923 in Düsseldorf als Friedrich Wolfgang Beckey; † 30. Oktober 2017 in Seattle)[1] war ein deutsch-amerikanischer Bergsteiger und Buchautor, der „den amerikanischen Alpinismus jahrzehntelang geprägt und angetrieben“[2] hat. Er vollbrachte hunderte Erstbegehungen. In Kanada und Alaska hat er schwierigste Berge erstbestiegen, unter anderen den Mount Deborah (mit Heinrich Harrer), den Devils Thumb und den Mount Hunter. BiographieWolfgang Beckey, der sich als Knabe Fred nannte, war der Sohn des Chirurgen Klaus H. Beckey[3] und der Opernsängerin Marta Maria Beckey. Die Familie emigrierte 1925 nach Seattle. Fred Beckey erlernte das Klettern und Bergsteigen als Boy Scout und in einem Kletterkurs bei Lloyd Anderson, einem jungen Mitglied des Bergsteigerklubs The Mountaineers. Der Trainingsboulder war der sieben Meter hohe „Big Rock“ oder „Wedgwood Rock“, ein erratischer Block an der 28th Avenue, wo sich vor der Entstehung Seattles alte Indianerpfade kreuzten. Heute ist das Klettern am Findling mitten in der Stadt verboten.[4] Frühe JahreZusammen mit Anderson und Clint Kelley, gelang Beckey 1939 die Erstbesteigung des Mount Despair, eines Gipfels im North Cascade National Park im Bundesstaat Washington, den die Mountaineers für nicht ersteigbar gehalten hatten. 1940 bestiegen Fred Beckey und sein Bruder Helmut zusammen mit Anderson, Dave Lind und Jim Crooks erstmals den Forbidden Peak in den nördlichen Cascade Mountains, 1942 folgte die zweite Besteigung des schwierigen Mount Waddington in British Columbia (nach der Erstbesteigung 1936 durch Fritz Wiessner). 1945 bestieg er den (1908 erstbestiegenen) Mount Shuksan am Price-Gletscher in den nördlichen Cascades, und in den Jahrzehnten danach fast systematisch im Kaskadengebirge und in den benachbarten Bergen Kanadas einen unbestiegenen Gipfel nach dem anderen. Die großen BesteigungenDie Erstbesteigung des Devils Thumb an der Grenze zwischen Alaska und Kanada gelang Fred Beckey, Bob Craig und Clifford Schmidtke am 25. August 1946.[5] Sie erreichten den Berg vom weiter östlich gelegenen Flood-Gletscher. Ihre Aufstiegsroute führte über die Südwand und den Ostgrat zum Gipfel. Damit begann eine Serie teils aufsehenerregender Erstbesteigungen in den schwer zugänglichen Berggebieten Alaskas, British Columbias und des Nordwestens der Vereinigten Staaten. Zwischendurch lebte er vier Jahre in Los Angeles und machte viele Erstbegehungen in der kalifornischen Sierra, dann zwei Jahre in Portland, wo er – mit Besuchen in die Bibliotheken der Ostküste (National Library in Washington u. a.) – seine große Monographie über die Kaskadenkette vorbereitete. Danach kehrte er nach Seattle zurück, wo er bis zu seinem Tod lebte.
Seine bemerkenswertesten Unternehmungen sind:
Er bestieg weitere schwierige Berge, so den höchsten Berg Amerikas, den Denali (Mount MacKinley, fünfmal), und eröffnete eine Unzahl Kletterrouten der oberen Schwierigkeitsgrade im Westen der Vereinigten Staaten. HimalayaBeckey nahm 1955 an einer internationalen Himalaya-Expedition unter der Leitung von Norman Dyhrenfurth teil. Die Expedition hatte wegen Schlechtwetters keinen Erfolg. Sein Zeltpartner bekam in einem Hochlager ein Hirnödem, und Beckey stieg im Schneesturm ab, nach eigenen Angaben, um Hilfe zu holen, und wurde, erschöpft und schneeblind, von den Kameraden gerettet.[6] Später wurde ihm vorgeworfen, er habe seinen kranken Partner Bruno Spirig hilflos allein zurückgelassen.[7][8] Weitere amerikanische Himalaya-Expeditionen, so als erste die des Jahres 1963, forderten Beckey nicht mehr zur Teilnahme auf. Das bestärkte ihn darin, sich auf die Berge Nordamerikas zu konzentrieren, und auch in dem, was er, rebellisch und eigenbrötlerisch, ohnehin vorzog: Lange vor Reinhold Messner berannte er die entlegensten und unzugänglichsten Berge der arktischen Wildnis in kleinen Teams ohne den in den Fünfzigerjahren noch üblichen logistischen Aufwand der damaligen Mammutexpeditionen. Darin war Beckey ein Vorläufer späterer Tendenzen. Beckey als BergschriftstellerIn den späten Vierzigerjahren wollte er bei den Mountaineers einen Führer über die Kaskadenkette publizieren, aber wegen seiner Eigenwilligkeit und Intransigenz fand er beim Klub kein freundliches Entgegenkommen mehr. Jedoch erschien sein Climber's Guide to the Cascade and Olympic Mountains of Washington in der Folge beim American Alpine Club als erste seiner Publikationen. Später wurde er auch wieder von The Mountaineers akzeptiert. Beckey erlangte 1949 ein Diplom in Betriebswirtschaftslehre (Bachelor of Business Administration) an der Universität in Seattle, deren Backsteinbauten er häufig erkletterte. Beckey wollte Kartograph werden, nahm dann aber verschiedene Gelegenheitsarbeiten an. Nur an seinen Führerwerken arbeitete er kontinuierlich und mit Ausdauer. Buchveröffentlichungen (Auswahl)
Der „Guru“ des amerikanischen AlpinismusBeckey war nach übereinstimmender Meinung der amerikanischen Kletterer der beste Kenner sämtlicher Berggebiete Amerikas und gab auch jüngeren Bergsteigern Tipps, wo noch Erstbegehungen oder Erstbesteigungen möglich waren. Mit seinen alpinistischen Leistungen wurde er schon zu Lebzeiten in amerikanischen Klettererkreisen zur Legende verklärt. Beckey war, im Unterschied etwa zu Edmund Hillary, dem Erstersteiger des Mount Everest, menschenscheu und lebte wie ein Einsiedler, zeitweise wie ein Obdachloser, war nie verheiratet und hatte keine Kinder. Sein Bruder Helmut Beckey lebt in Deutschland (2018). Fred hatte keine ständige Arbeit und nach Angabe seiner Kletterpartner nur zwei Leidenschaften: Berge und Frauen.[9] Berühmt ist das Bild von Beckey am Straßenrand mit dem Schild „Will belay for food“ (Ich sichere gegen Essen), vielfach reproduziert.[10] Noch mit neunzig Jahren unternahm Beckey anspruchsvolle Klettertouren.[11] FilmDirtbag: The Legend of Fred Beckey, Dokumentarfilm, 1:36h, 2017. Erscheinungsdatum: 7. März 2018, Regisseur: Dave O'Leske, Produzenten: Dave O'Leske, Jason Reid, Colin Harper Plank, Andy McDonough. Am Film wirkte Fred Beckey selbst mit, ferner so bekannte Bergsteiger wie Yvon Chouinard und Timothy Egan. EhrungenNach ihm ist der Beckey's Spire benannt, ein Sandsteinturm in Arizona, den er 1970 erstbestieg, und der Mount Beckey im Denali National Park (Alaska), dessen Gipfel er 1996 als Erster erreichte.[12] WeblinksCommons: Fred Beckey – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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