Francesco-Caracciolo-Klasse
Die Francesco-Caracciolo-Klasse war eine Klasse von vier Schlachtschiffen der Regia Marina, deren Bau zwischen 1914 und 1915 begonnen wurde, die aber wegen des Ersten Weltkriegs nicht fertiggestellt wurden. Die Schiffe sollten nach bedeutenden Personen der italienischen Seefahrtsgeschichte benannt werden. GeschichtePlanungDie Planungen für die Klasse begannen 1912. Als Anforderungen wurde eine Bewaffnung von zwölf 38,1 cm-Geschützen in vier Drillingstürmen, zu dieser Zeit die stärkste der Welt, eine starke Panzerung und hohe Geschwindigkeit festgesetzt. Das Kaliber diente zur Überflügelung des für die Österreichische Marine entwickelten 35,5 cm-Geschützes, das auf der Ersatz-Monarch-Klasse zum Einsatz kommen sollte. Für die Durchführung der Entwürfe war General und Marineingenieur Edgardo Ferrati zuständig.[1] Anfang 1913 lagen zwei Entwürfe mit einer Bewaffnung von neun bzw. zwölf 38,1 cm-Geschützen und 29.000 ts bzw. 35.000 ts Deplacement zur Entscheidung vor. Man entschloss sich letztlich zu einem überarbeiteten Entwurf mit vier Zwillingstürmen, der Ähnlichkeiten mit der britischen Queen-Elizabeth-Klasse aufwies. Vier Einheiten wurden bewilligt.[2] BauDie Schiffe wurden 1914 und 1915 auf Kiel gelegt. Der Bau der letzten drei Schiffe wurde Anfang 1916 in noch dem Anfangsstadium wegen des Ersten Weltkriegs gestoppt, das Material abgebrochen. Der Bau des Typschiffs Francesco Caracciolo wurde Anfang 1916 ebenfalls gestoppt und 1919 wieder aufgenommen. Es lief am 12. Mai 1920 vom Stapel, wurde aber bereits im Oktober des gleichen Jahres aus dem Schiffsregister gestrichen.[3] Anschließende Planungen, sie in einen Flugzeugträger oder ein Schnellfrachtschiff umzubauen wurden fallen gelassen und der unfertige Rumpf wurde 1921 abgewrackt.[2] Technische BeschreibungMaße
AntriebAls Antrieb waren 4 Parsons-Turbinen, die über 4 Wellen 4 Propeller antreiben, vorgesehen. Der Dampf sollte von 20 ölgefeuerten Yarrow-Kesseln erzeugt werden. Mit dieser Antriebsanlage sollte eine Antriebsleistung von 70.000 WPS und 25 kn erreicht werden, sie sollte auf bis zu 105.000 WPS und 28 kn forcierbar sein. Für den Rauchabzug waren 2 Schornsteine vorgesehen. Die Steuerung sollte über 2 hintereinander angeordnete Ruder erfolgen.[2] BewaffnungHauptbewaffnungAls Schwere Artillerie waren acht 38,1 cm-SK L/40 vorgesehen. Diese sollten 875 kg schwere Granaten, etwa so schwer wie die der Queen-Elizabeth-Klasse und fast 100 kg schwerer als die der deutschen Bayern-Klasse, verschießen. Sie sollten in vier Zwillingstürmen in überfeuernder Endaufstellung, d. h. je ein Turm auf Vor- und Achterdeck sowie je ein Turm mittschiffs überhöht, sodass er den äußeren Turm überfeuern kann, angeordnet werden. Dieses Schema weicht von denen der vorangegangenen italienischen Schlachtschiffklassen ab, bei denen es sich entweder um das Cuniberti-System mit vier hintereinander angeordneten Türmen in der Symmetrieachse, einer auf dem Vorder-, einer auf dem Achterdeck und zwei mittschiffs, oder eine überfeuernde Endaufstellung mit zusätzlichem Mittelturm handelte. Gegenüber diesen hat sie den Vorteil, dass sowohl alle Türme Breitseitfeuer als auch je zwei Türme mit der Hälfte der Feuerkraft Beschuss über Bug oder Heck abgeben können. Es besteht also kein Bereich, in dem der Feind vor dem Großteil des Beschusses geschützt ist, was in der Schlacht von Vorteil ist. Bei den vorangegangenen Klassen sind über Bug oder Heck nur vier von zwölf oder fünf von 13 Geschütze einsetzbar, womit der Feind, wenn er vor oder hinter dem italienischen Schiff ist, dieses entweder zwingen kann, beizudrehen, um mehr Geschütze einzusetzen, oder nur einen kleinen Teil der eigenen Feuerkraft zu nutzen. Die Geschütze wurden, nachdem sie nicht in den Schlachtschiffen eingesetzt wurden, für mehrere Monitore verwendet. MittelartillerieFür die Mittelartillerie waren zwölf, ursprünglich 18, 15,2 cm-SK L/45 vorgesehen. Diese konnten pro Minute sechs 48 kg schwere Granaten verschießen. Sie sollten in Kasematten zwischen den inneren Türmen postiert werden. TorpedobootabwehrZur Abwehr von Torpedobooten waren 24 7,6 cm-SK vorgesehen, auf deren Einbau später jedoch verzichtet werden sollte. FlugabwehrDie Flugabwehr sollte aus zwölf 4 cm-Geschützen L/39 bestehen. Diese konnten 80 0,9 kg schwere Geschosse pro Minute 4 km weit verschießen. Sie sollten wohl auf den Türmen der Schweren Artillerie offen postiert werden. Feuerleiteinrichtungen, Entfernungsmesser etc.Zur Beobachtung sollten zwei Masten, der erste hinter dem Brückenturm, der zweite zwischen den Schornsteinen, genutzt werden. Über die geplanten Entfernungsmesser und Feuerleiteinrichtungen ist nichts bekannt. Quelle:[2] PanzerschutzAls Panzerschutz war ein Vertikalpanzer, ein Horizontalpanzer, zwei Torpedoschotte und gesonderte Panzerung für die Türme der Schweren Artillerie, die Kasematten der Mittelartillerie und den Kommandoturm vorgesehen.[2] Der Vertikalpanzer zum Schutz vor flach einschlagenden Geschossen sollte aus einem Seitenpanzer, der im Bereich der lebenswichtigen Einrichtungen, der Kessel- und Maschinenräume sowie der Munitionskammern der Schweren Artillerie, der sog. Vitalia, stärker als an Bug und Heck sein sollte, Panzerquerschotten, die ihn nach vorne und achtern abschließen, und einem auf dem Seitenpanzer aufsetzendem Zitadellpanzer bestehen.[2] Der Horizontalpanzer gegen steil einfallende Geschosse sollte aus einem gepanzerten Oberdeck, das auch die Kasematten schützt, und einem Panzerdeck mit Böschungen, die es mit dem Seitenpanzer verbinden, bestehen.[2] Die einzelnen Panzerstärken sollten betragen:[2]
SchutzsystemeDer Unterwasserschutz sollte durch den Expansionsraum, den die beiden Torpedoschotte den Explosionsgasen von Torpedo- oder Minentreffern boten, und einen Doppelboden gewährleistet werden. Im Falle eines solchen Treffers sollten die Explosionsgase im Bereich zwischen der Außenhülle und dem äußeren, stärkeren Torpedoschott an Druck verlieren und von diesem aufgehalten werden. Wenn es dennoch bricht, sollte der dahinter liegende Expansionsraum und das innere Torpedoschott sie endgültig aufhalten, ohne dass sie die Munitionskammern oder Kessel- und Maschinenräume erreichen, wo sie durch Wassereinbrüche oder die Explosion der Munitionsvorräte die Versenkung des Schiffs auslösen können. Torpedowulste waren nicht vorhanden. Somit war der Unterwasserschutz weiter entwickelt als bei den vorhergegangenen Klassen, die über keine Torpedoschotte verfügten.[2] BesatzungVorgesehen war eine Besatzung von 1935 Mann, davon 420 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften auf Zeit.[3] Einzelne Schiffe und VerbleibFrancesco Caracciolo
Francesco Morosini
Cristoforo Colombo
Marcantonio Colonna
Quelle:[2] Vergleich und BewertungIm Vergleich zu den Schlachtschiffen der anderen Seemächte, die um 1914 auf Kiel gelegt wurden, sind vier Eigenschaften auffällig:
Zudem ist bemerkenswert, dass sich die italienische Marine auf einen reinen Ölantrieb festlegte.[2] Somit stellt sich die nicht fertiggestellte Klasse mit ihrer Kombination aus gutem Panzer- und Unterwasserschutz, sehr starker Bewaffnung und sehr hoher Geschwindigkeit als stärkste Klasse im Mittelmeerraum und Super-Dreadnought dar.[1] Literatur
WeblinksCommons: Francesco-Caracciolo-Klasse – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
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