Bruder Jakob ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zum Schweizer Diakon Bruder Jacob siehe Jakob Künzler, für den Chirurgen und Steinschneider Jacques de Beaulieu.
Frère Jacques ist ein französischesKinderlied aus dem 18. Jahrhundert, das im deutschen Sprachraum unter dem Titel Bruder Jakob oder Meister Jakob bekannt ist. Es handelt sich, trotz der wenigen Liedzeilen, um einen vierstimmigen Kanon, der durch seine einprägsame Melodie bei Kindern lange Zeit beliebt war.
Die Übersetzungen des Textes in andere Sprachen – auch die ins Deutsche – sind oft sinnentstellend. Der französische Originaltext handelt von einem Mönch, der Nachtwache hat und zum Nachtgebet (der Matutin) hätte läuten müssen, der aber eingeschlafen ist, das Läuten verpasst hat und nun von jemandem geweckt wird.
Wörtliche Übersetzung aus dem Französischen:
Bruder Jakob, Bruder Jakob,
Schlafen Sie? Schlafen Sie?
Läuten Sie zur Frühmette, läuten Sie zur Frühmette,
Bim bam bum, bim bam bum!
(Im Original wird der Mönch wie in Frankreich üblich gesiezt.)
Autor
Die früheste bekannte Niederschrift des Kanons ist eine handschriftliche Ergänzung von Louis-Joseph Francœur (1738–1804), die dieser einem Exemplar seines Werks Diapason Général de Tous les Instruments a Vent hinzugefügt hat, vermutlich im Hinblick auf eine geplante, aber nicht verwirklichte Neuauflage. In dieser Niederschrift ist das Stück in G-Dur geschrieben.[1]
Die Ergänzung enthält unter dem Titel Différens Canon de Me. Rameau (Verschiedene Kanons von Meister Rameau) vier Kanons. Franœur schreibt nicht, welcher der vielen Rameaux gemeint ist; da aber zwei dieser Kanons bekanntermaßen aus der Feder von Jean-Philippe Rameau (1683–1764) stammen, darf man annehmen, dass auch die anderen beiden von ihm sind. Einer dieser beiden anderen Kanons ist Frère Jacques. Somit darf Jean-Philippe Rameau als Autor von Frère Jacques gelten.[2]
In dieser Niederschrift lautet der Text:
frere jacque frere jacque,
levez vous levez vous
sonnez les matines sonnez les matines
bi, bon, bon. bi, bon, bon.
Hier wird der Mönch also nicht gefragt, ob er eingeschlafen sei, sondern er wird aufgefordert, aufzustehen.
Verschiedenes
Frère Jacques ist nicht nur in deutscher und französischer Sprache, sondern in allen europäischen Sprachen bekannt sowie in vielen Sprachen außerhalb Europas, darunter: Afrikaans, Spanisch-Argentinisch, Berberisch, Chinesisch, (Haitianisch-Kreolisch), Tamil, Hebräisch, Vietnamesisch, Türkisch, Thailändisch, Swahili, Latein, Japanisch, Indonesisch, Esperanto.
Ein bekanntes Zitat des Liedes findet sich im 3. Satz der 1. Sinfonie von Gustav Mahler. Der Komponist, der als Titel für seine Vorlage „Bruder Martin“ angibt, zitiert das Lied nicht in Dur, sondern in Moll, was dem Stück einen Trauermarsch-artigen Charakter verleiht. Die Mollvariante scheint allerdings entgegen landläufiger Meinung keine Erfindung Mahlers zu sein; vielmehr war dies die im 19. und frühen 20. Jahrhundert verbreitete Fassung in Österreich.
liǎng zhī lǎo hǔ, liǎng zhī lǎo hǔ
pǎo dé kuài,pǎo dé kuài
yì zhī méi yǒu yǎn jing,(yì zhī méi yǒu ěr duo,)
yì zhī méi yǒu wěi ba,
zhēn qí guài!zhēn qí guài!
Zwei Tiger, Zwei Tiger,
rennen sehr schnell, rennen sehr schnell,
einer hat keine Augen, (einer hat keine Ohren,)
einer hat keinen Schwanz,
Sehr seltsam! Sehr seltsam!
↑Das Exemplar mit den Ergänzungen steht in der Bibliothèque nationale de France, département Musique, MS-1843 und ist online verfügbar. Frère Jacques findet sich auf dem Ergänzungsblatt 5v° im Werk bzw. auf S. 109 im PDF.
↑In einem Film des Fernsehsenders Arte France aus dem Jahr 2014 erläutert Silvie Bouisson, Forschungsleiterin am cnrs, ihre Entdeckung. Der Film auf YouTube, Minuten 30–34 (französisch, optional mit englischen Untertiteln).