Ziel ist es, die Bereiche Glücksspiele und Wetten unter rechtlichen, ökonomischen, mathematischen, sozialen, medizinischen und psychologischen Fragestellungen systematisch wissenschaftlich zu untersuchen.
In der Praxis hat es sich gezeigt, dass die einzelnen Disziplinen zu unterschiedlichen Schlüssen kommen, solange sie ihre Forschungsergebnisse nicht in Beziehung setzen. Solch widersprüchliche Einschätzungen und Haltungen werden von der Forschungsstelle untersucht.
Symposien
Jährlich werden Symposien zum Thema Glücksspiel veranstaltet. Dabei werden unter anderem die rechtliche Seite sowie die Suchtprävention und die wirtschaftlichen Auswirkungen des Glücksspiels betrachtet. Über 200 Vertreter aus allen Bereichen, inklusive der Psychologie und der Medizin, nehmen an der ein- bis zweitägigen Veranstaltung der Universität Hohenheim teil.[4]
Organisation
Die Forschungsstelle Glücksspiel ist eine Einrichtung der Universität Hohenheim und der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zugeordnet.
Zur Einrichtung gehören Vorstand, Beirat und die assoziierten Wissenschaftler. Zu diesen zählen Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen, die zu verschiedenen Themen rund um das Glücksspiel forschen.[5][6][7]
Forschungsbedarf
Aus Sicht der interdisziplinären Forschungsstelle Glücksspiels besteht insbesondere in folgenden Bereichen Forschungsbedarf (Stand November 2013):
Regulierung
Politökonomische Analyse des Glücksspielmarkts
Regulierung des Glücksspielmarktes aus Sicht der ökonomischen Theorie
Auswirkungen von Regulierungsmaßnahmen auf das Spielverhalten
Gesellschaftlicher Nutzen und Kosten einzelner Regulierungsmaßnahmen
Anwendung der Werberichtlinie und Auswirkungen auf die jeweiligen Glücksspielformen
Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit von Glücksspielen und einem problematischen oder pathologischem Spielverhalten
Aufgaben und Befugnisse von Glücksspielkommissionen in anderen Ländern Europas
Aufgaben und Befugnisse einer zu schaffenden deutschen Glücksspielkommission
Prävalenzen
Häufigkeit des Glücksspiels bei Kindern und Jugendlichen und alters- bzw. geschlechtsspezifische Besonderheiten
Analyse des Internetangebots von Glücksspielen
Online oder „terrestrisch“ – wer spielt wo und wann?
Verschuldung problematischer/pathologischer Spieler
Glücksspiel und Straftaten bei Jugendlichen und Erwachsenen
Glücksspiel und Geldwäsche
Prävention und Therapie
Präventionsmaßnahmen und deren Evidenzbasierung
Gründe für die Teilnahme an Glücksspielen für Spieler mit und ohne problematischem Spielverhalten
Substitution und Komplementaritätsbeziehungen zwischen Glücksspielformen
Beziehung pathologischer Spieler zu Geld
Risikobereitschaft pathologischer Spieler
Kognitive Irrtümer und pathologisches Spielverhalten
Die Spielersperre als Instrument des Spielerschutzes
Definition und Untersuchung der Risikogruppen (unter Berücksichtigung von Migrationshintergrund, Genderaspekten usw.)
Ökonomie
Besteuerung von Glücksspielen
Betrugs-, Manipulations- und Kriminalitätsgefährdungspotential einzelner Glücksspielangebote
Anbieter von Internet-Glücksspiel: Spezialisten und Full-Liner
Konkurrenzverhältnisse auf dem Glücksspielmarkt
Mergers und Acquisitions bei Anbietern von Glücksspielen
Analyse des Konsums von Glücksspielen
Publikationen (Auszüge)
Rossi, R., Wheaton, J., Moxey, M., Moradipour, S., Tozzi, E. & Singer, J. (2024). Gambling Marketing and the Premier League: The Continued Failure of Industry Self-Regulation. [Research Report].
Singer, J., Wöhr, A. & Otterbach, S. (2024). Gambling Operators’ Use of Advertising Strategies on Social Media and Their Effects: A Systematic Review. Current Addiction Reports. DOI
Singer, J., Kufenko, V., Wöhr, A., Wuketich, M., & Otterbach, S. (2022). How do Gambling Providers Use the Social Network Twitter in Germany? An Explorative Mixed-Methods Topic Modeling Approach. Journal of Gambling Studies, 1-28. DOI
Wöhr, A., & Wuketich, M. (2021). Perception of Gamblers: A Systematic Review. Journal of Gambling Studies, 37(3), 795-816. DOI
Wöhr, A., & Wuketich, M. (2019). Stigmatisierung von Glücksspielern als Zuschreibungsprozess. In: Multidisziplinäre Betrachtung des vielschichtigen Phänomens Glücksspiel (pp. 61-75). In: Wöhr, A., & Wuketich, M. (Eds.). (2019). Multidisziplinäre Betrachtung des vielschichtigen Phänomens Glücksspiel. Springer-Verlag. DOI
Brandt, L., & Wöhr, A. (2017). Factors Influencing Treatment-Seeking Behavior in Female Pathological Gamblers: A comparison of treatment centers in Austria and Germany. In Gambling Disorders in Women (pp. 99-111). Routledge. DOI
↑Tilman Becker, Wolfgang Crusen, Andrea Wöhr: Geschichte und Aufgaben der Forschungsstelle Glücksspiel. In: Harald Hagemann, Gert Kollmer-von Oheimb-Loup (Hrsg.): Universität Hohenheim 1818-2018 : Festschrift zum 200jährigen Jubiläum. S.302–312 (uni-hohenheim.de [PDF]).