Flughafen Paris-Orly
Der Flughafen Paris-Orly (IATA-Code: ORY, ICAO-Code: LFPO) ist nach Paris-Charles-de-Gaulle der zweitgrößte internationale Verkehrsflughafen der französischen Hauptstadt Paris. Er dient als Drehkreuz für Corsair International, Transavia France und easyJet sowie hauptsächlich für Inlandsflüge der Air France und fertigte im Jahr 2023 knapp 32,3 Millionen Passagiere ab. Der Flughafen löste in den 1950er Jahren Le Bourget als wichtigsten Pariser Flughafen ab und hieß damals schlicht Aéroport de Paris („Flughafen Paris“). Der Name Orly (nach dem Pariser Vorort Orly) war allerdings schon gebräuchlich und wird seit der Eröffnung des Großflughafens Paris-Charles-de-Gaulle allgemein verwendet. Lage und VerkehrsanbindungDer Flughafen liegt neun Kilometer südlich von Paris auf einem Gelände, das zu den Gemeinden Orly, Villeneuve-le-Roi, Athis-Mons, Paray-Vieille-Poste, Chilly-Mazarin und Wissous gehört.
Die Nationalstraße N7 verläuft, von Paris kommend, unter dem Terminal Orly 4 und den Startbahnen nach Süden, die nächste Autobahn ist die A6.
Mitte 2024 ist im Zuge des Projektes Grand Paris Express die Verlängerung der Linie 14 der Pariser Mêtro zum Flughafen Orly in Betrieb gegangen. Sie ist umsteigefrei die schnellste und höchstgetaktete Verbindung in die Innenstadt von Paris, beispielsweise in 26 Minuten zur Station Châtelet nahe der Île de la Cité.[2]
Die automatischen Züge des Orlyval verkehren in wenigen Minuten zwischen den beiden Haltestellen Orly 4 und Orly 1/2/3 sowie weiter zur RER-Haltestelle Antony, wo man in die Linie RER B nach Paris umsteigen kann – Weiterfahrt zum Flughafen Paris-Charles de Gaulle siehe unten. Die Fahrt zwischen den Terminals ist kostenlos.
Der Flughafen ist an zwei Linien der S-Bahn RER angeschlossen, die Linie RER C hält an der Haltestelle Pont-de-Rungis/Aéroport d’Orly, von dort verkehrt ein Pendelbus zu den Terminals. Die Linie RER B hält an der Haltestelle Antony, wo man in die automatische Bahn OrlyVAL umsteigen kann, die an den Terminals hält.
Die Linie 7 der Pariser Straßenbahn bindet den Flughafen mit einer Fahrzeit von etwa 30 Minuten an die Metroendstation der Linie 7 in Villejuif an.
Die Pariser Verkehrsbetriebe RATP unterhalten reguläre Buslinien nach Orly; Linie 183 zur Métrostation Porte de Choisy, Linie 285 zur Métro Villejuif-Louis Aragon und zwei Routen der Noctilien genannten Nachtbuslinien zur Porte d’Italie und nach Athis Mons-Pyramide de Juvisy. Schnellbusse verkehren als Jetbus nach Villejuif-Louis Aragon und als Orlybus nach Denfert-Rochereau. Busse der Flughafengesellschaft Groupe ADP verkehren zwischen den Terminals und den weiter entfernten Urlauberparkplätzen.
Die Reisebusse (Cars) der Air France verkehren auf der Linie 1 vom Terminal des Invalides über Montparnasse zum Flughafen Roissy. Verbindungen zum Flughafen Paris-Charles de GaulleFür viele Reisen ist eine Verbindung zwischen den Flughäfen notwendig, da die Air France ihr internationales Drehkreuz auf dem Flughafen Paris-Charles de Gaulle unterhält, wo auch die meisten Flüge aus Deutschland landen, viele innerfranzösische Routen jedoch nach wie vor am Flughafen Orly starten, wo früher Air Inter, eine eigene Gesellschaft für Inlandsverkehr, ihre Basis hatte.
Die Linie 3 der Air-France-Reisebusse verbindet die beiden Flughäfen Charles de Gaulle und Orly direkt und hält an allen Terminals. Die Tickets können an der Haltestelle bzw. im Bus erworben werden. Die Fahrt über den Pariser Autobahnring Boulevard Peripherique dauert in der Regel weniger als eine Stunde, kann durch die Überlastung der Straßen aber auch erheblich länger dauern.
Der Orlyval hält an den Terminals und fährt dann etwa sieben Kilometer weiter bis zur Haltestelle Antony, wo man in die S-Bahnlinie RER B umsteigt, die am Flughafen Charles-de-Gaulle an den Bahnhöfen neben den Terminals 2 und 3 hält – zum Terminal 1 muss man allerdings noch zusätzlich den Pendelbus oder die CDG-Val vom RER-Bahnhof nehmen. GeschichteBereits in den 1920er Jahren wurden Wartungshallen auf dem Flugfeld bei Orly errichtet, unter anderem zwei 300 m lange Luftschiffhallen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Flughafen von 1940 bis 1944 durch die deutsche Luftwaffe besetzt.[3] Der Stab und die II. Gruppe des Kampfgeschwaders 51 (Stab und II./KG 51) lagen vom Sommer 1940 bis ins Frühjahr 1941 in Orly und nahmen in dieser Zeit an der Luftschlacht um England teil. Orly wurde nach Kriegsende durch die US-amerikanischen Streitkräfte an die französischen Behörden übergeben, die ihn als zivilen Flughafen von Paris wieder in Betrieb nahmen. Im nördlichen Bereich behielten die US-Amerikaner jedoch ein Areal, das die United States Air Force als Orly Air Base bezeichnete und 1967 bis zum Austritt Frankreichs aus den militärischen Strukturen der NATO nutzte. Die Basis diente insbesondere als Logistikzentrum für den Lufttransport und dem NATO-Hauptquartier, das damals in Rocquencourt beheimatet war. Bereits im Jahr 1948 fertigte der Flughafen 215.000 Passagiere ab. Im Jahr 1952 bezog Air France das Terminal Nord, das damals über Flugsteige und 50 PKW-Parkplätze verfügte. Zwei Jahre später wurde der Tower Orly Nord in Betrieb genommen. 1956 begann der Bau des Terminals Süd, das 1961 schließlich eröffnet wurde. 1966 folgte ein neuer Kontrollturm sowie 1971 mit Orly West das zweite neue Terminal. Im Jahr 1991 wurde die Orlyval zwischen den Terminals und der S-Bahnlinie RER B in Betrieb genommen. Das 15,5 km² große Areal des Flughafens ist seit vielen Jahren optisch unverändert. Dies ist auf ein Wachstumsverbot von 1996 für den Flughafen und die Errichtung des Flughafens Roissy (CDG) zurückzuführen. Mehr als 30 Millionen Fluggäste, 250.000 Flugbewegungen pro Jahr oder Nachtflüge (23:30 – 6:00 Uhr) sind vom Gesetzgeber 1996 verboten worden. Alle Starts danach müssen bis zum nächsten Morgen warten, ankommende Flüge werden nach Roissy umgeleitet. Dies soll die Anwohner vor zu viel Fluglärm schützen, aber auch den Verkehr von und nach Orly begrenzen. Am 19. März 2019 erhielten die Terminals erstmals nach 58 bzw. 48 Jahren Betrieb neue Namenszuordnungen: Das bisherige Terminal Orly West wird nun als Orly 1 und Orly 2 bezeichnet, das bisherige Terminal Orly Süd als Orly 4. Das zwischen den zwei ursprünglichen Terminals neu errichtete Verbindungsgebäude wird als Orly 3 bezeichnet.[4]
AbfertigungsgebäudeOrly 4 (vormals Orly Süd)Das Terminal Orly Süd wurde 1961 nach einem Entwurf von Henry Vicariot eröffnet. Er besteht aus einer 200 Meter langen und 70 Meter tiefen Stahlskelettkonstruktion mit Glasfassade nach dem Vorbild des Lever House. Der Begriff Vitrine de la France, das Schaufenster Frankreichs, bezog sich dabei sowohl auf die helle und luftige Atmosphäre der Halle als auch auf den Prestigefaktor des Vorzeigebauwerks. Von den acht Etagen werden die zwei Kellergeschosse hauptsächlich für Technik genutzt, darüber stehen die Abfertigungsbereiche, eine Einkaufspassage und diverse Restaurants zur Verfügung. Aussichtsterrassen führen bis auf das Dach. Durch den Anbau der beiden Satelliten 1966 wuchs das Gebäude auf der Vorfeldseite auf eine Länge von 700 Meter, die Kapazität stieg dadurch von sechs auf neun Millionen Passagiere. 1995 erfolgte die Erweiterung des Check-in-Bereiches von kleineren Gängen zu drei großen Bereichen in U-Form, 1999 die Zusammenfassung aller Check-in-Bereiche zu einer großen Halle und der Bau des südlichen Satelliten, der unterirdisch mit dem Terminal verbunden ist. Der Tower wurde erst 1966 neben dem Terminal errichtet und gehört nicht zur ursprünglichen Planung, wurde aber im gleichen Stil errichtet und ist dadurch optisch mit dem Empfangsgebäude zusammengewachsen. Orly 3 (neues Verbindungsgebäude)Beginnend im April 2015[5] wurde zwischen den bestehenden Terminals Süd und West ein neues, 250 m langes und 120 m breites Terminal errichtet mit 80.000 m² Nutzfläche auf drei Etagen, welches nun als Verbindung zwischen den vormals getrennten Bereichen fungiert und die zusätzliche Abfertigung von 3,5 Millionen Passagieren pro Jahr ermöglicht. Ein erster Abschnitt des Neubaus wurde bereits am 11. April 2018 in Betrieb genommen,[6] die vollständige Eröffnung erfolgte am 16. April 2019. Eine feierliche Einweihung in Anwesenheit von Premierminister Édouard Philippe und Verkehrsministerin Élisabeth Borne fand am 18. April 2019 statt.[7] Am neuen Terminal können je nach Bedarf entweder vier Großraumflugzeuge oder acht Schmalrumpfflugzeuge gleichzeitig abgefertigt werden. Die Einrichtung im Inneren umfasst unter anderem sechzig Check-in-Schalter, zwölf Sicherheitskontrollstellen, zwanzig Grenzkontrollstellen zur Ausreise, davon fünf als automatische nach dem System PARAFE, zwanzig Grenzkontrollstellen zur Einreise (davon fünf automatische) und vier Gepäckausgabebänder im Ankunftsbereich. Die Baukosten betrugen 385 Millionen Euro.[7] Orly 1 und Orly 2 (vormals Orly West)Wesentliches Kriterium für den Entwurf des zweiten Terminals Orly West war eine drastische Verkürzung der Fußwege von bis zu 400 m bei Orly Süd auf nur noch 100 m, getrennte Etagen für Check-In und Gepäckrückgabe, die direkte Verbindung zwischen den Parkplätzen und dem Ankunftsbereich ohne Kreuzung der Vorfahrt sowie eine Option auf spätere Erweiterungen. Den schlichten Bau entwarfen die Architekten Coutant, Vigouroux und Laroche, die für die Flughafengesellschaft arbeiteten. 1971 wurden die mittleren Hallen 2 und 3 für jeweils drei Millionen Passagiere eröffnet, die auf das Vorfeld ragen und in denen die Abfertigung dezentral direkt am Flugzeug stattfand, was die Gefahr der Fehlleitung von Gepäck und Passagieren reduzierte. Zunächst wurden Inlands- und Mittelstreckenflüge abgefertigt, doch sehr rasch wurde die Gesellschaft Air Inter, die damals für französische Inlandsflüge zuständig war, alleiniger Nutzer des Gebäudes, wodurch Passkontrollstellen entfallen konnten. Ein Zustand, der fast 25 Jahre anhalten sollte, bis Air Inter von Air France übernommen wurde. Auch heute noch werden die meisten Flüge von Paris in die Provinzen in Orly West abgefertigt. 1986 erfolgte der Ausbau der Halle 4, einem vorhandenen Seitenflügel, in dem Check-in-Schalter installiert wurden, die Abfertigung findet überwiegend an Busgates statt. Bis zu vier Millionen Reisende können dort abgefertigt werden. 1993 entstand nach einem Entwurf von Paul Andreu die Halle 1 mit 8 Fluggastbrücken und einer Kapazität von sechs Millionen Passagieren, große Teile der Fassade sind mit Glasbausteinen verkleidet. 2005 begannen umfangreiche Renovierungsarbeiten in der Halle 2, die ein zeitgemäßes Erscheinungsbild erhalten soll, Halle 3 soll später folgen. Technischer BereichAuf dem 460.000 m² großen Frachtgelände im Osten des Flughafens können jährlich 500.000 Tonnen verladen werden. Zu den Wartungseinrichtungen im Norden gehören neben Lagern und Werkstätten neun Hangars mit einer Gesamtkapazität von bis zu 20 Flugzeugen. Das Business-Center Orly Tech umfasst 35.000 m² Büroflächen im Nordosten des Flughafens in moderner Architektur, ausgerichtet auf Firmen der Luftfahrt- und Transportbranchen. Zwischenfälle
Trivia
Siehe auchWeblinksCommons: Flughafen Paris-Orly – Sammlung von Bildern und Videos
Einzelnachweise
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