Fingerprobe (Boden)Die Fingerprobe ist eine Methode zur Bestimmung der Bodenart, die ohne weitere Hilfsmittel bei der bodenkundlichen Kartierung angewendet werden kann. GrundlagenDer mineralische Boden wird unterteilt in Grobboden oder Bodenskelett mit Korngrößen über 2 mm und in Feinboden mit Korngrößen bis 2 mm. Die Bodenart benennt unterschiedliche Gemenge von Korngrößenanteilen der drei Kornfraktionen Ton, Schluff und Sand (bzw. ihrer jeweiligen Unterfraktionen) des Feinbodens. Die Fingerprobe nutzt verschiedene physikalische Eigenschaften einer feuchten Bodenprobe zur Bestimmung einer Bodenart und spricht dabei besonders die Körnigkeit, die Mehligkeit und die Bindigkeit einer Bodenprobe an.
Voraussetzungen zur Anwendung der Methode
Nur bei ausreichender Erfahrung ist eine zuverlässige Ansprache der Bodenarten möglich. Um das Ansprachegefühl bei der Fingerprobe zu schärfen und zu sichern, sind die Ergebnisse der Fingerprobe regelmäßig mit Korngrößenanalysen aus dem Labor zu vergleichen bzw. durch wiederholte Ansprachen von laboranalytisch untersuchten Standardproben zu „eichen“. Entscheidungsbaum zur Bestimmung der Bodenarten in Anlehnung an DIN 19682-2Grundlage der nachfolgenden Tabelle ist das in der Bodenkundlichen Kartieranleitung enthaltene Bodenartendiagramm (s. unten). Bei jeder Ansprache ist zu beachten, welche Definition bzw. welches Bodenartendiagramm ihr zu Grunde liegt; neben dieser detaillierten Form existieren in Deutschland noch die Definitionen der Bodenarten nach der Bodenschätzung (Reichsbodenschätzung) sowie diverser Lufen (Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA)); in Österreich und in der Schweiz werden wiederum andere Definitionen verwendet und im internationalen (englischen) Sprachraum die Bodenartendiagramme der FAO, der USDA und der WRB.
Tabelle 2: Benennung der Bodenartengruppen und Bodenarten-Hauptgruppen
Fingerprobe oder Laboranalyse in Anlehnung an DIN ISO 11277?Auf die grundsätzlich reproduzierbare Laboranalyse kann auch zur Eichung der Fingerprobe nicht verzichtet werden. Dabei sind aber die Probenvorbereitung und die Durchführung der Laboranalyse zu beachten, die maßgebenden Einfluss nehmen können:
Beispielsweise macht die Zerstörung von Eisenhydroxiden aus einem nach Fingerprobe oder nach Laboranalyse ohne Zerstörung „schwach tonigen Sand“ eines Go-Horizontes einen reinen „Sand“. Auch wenn Laborergebnisse grundsätzlich reproduzierbar sind, müssen nicht nur deren Probenvorbereitung und deren Durchführung im Detail beachtet werden, sondern auch die meist automatische Zuordnung der Laborergebnisse zu den Bodenarten! Wie werden Körnungsergebnisse automatisch eingeordnet?Die Einordnung der Körnungsergebnisse in verschiedene Körnungsdiagramme setzt als Konvention nicht nur die definitorische Festlegung dieser Diagramme voraus, sondern zusätzlich weitere Vereinbarungen über die Vorgehensweise. Es wird angenommen, dass die routinemäßige Auflösung der Körnungsanalysen für die Ton-, Schluff- und Sandfraktionen oder für deren Subfraktionen im Labor maximal 1 Gew.-% genau ist und dass die Summe der Ton-, Schluff und Sandgehalte genau 100 ergibt (oder darauf transponiert werden kann). Dann reicht es aus, vom Körnungsdiagramm mit seinen 100 Einheiten auf der X-Achse (für Ton oder Clay oder Feinsand …) und den 100 Einheiten auf der Y-Achse (für Schluff oder Silt oder Mittelsand …) nur die 5151 Punkte mit ganzzahligen Körnungstrippeln zu betrachten. Deren Zuordnung zu den Begriffsfeldern lässt sich unabhängig vom jeweiligen, konkreten Diagramm nach einem einfachen Verfahren erreichen: Jeder ganzzahlige X- und Y-Wert wird, nur für dieses Verfahren, um 0.1 oder 0.01 erhöht und dann mit einem Point-in-Polygon-Algorithmus einem Begriffsfeld eindeutig zugeordnet. Das gilt für 5050 der 5151 Punkte. Die verbleibenden 101 Punkte haben Koordinatentrippel mit Sandwerten (= 100 – X – Y), die gleich Null sind. Bei diesen 101 Trippeln wird der jeweils größere X- (Ton-) oder Y- (Schluff-) Wert um 1 erniedrigt; dann werden auch sie und damit die ganzzahligen Originalwerte in jedem beliebigen Körnungsdiagramm eindeutig einem Begriffsfeld zugeordnet. Literatur
international, nicht ganz identisch mit DIN ISO 11277:
WeblinksWikiversity: Institut für Bodenkunde – Kursmaterialien
|