FassEin Fass – auch Tonne (von lateinisch tunna), in Bayern auch Banzen (abgeleitet vom italienischen pancia, was so viel wie ‚Wampen‘ bedeutet) und besonders in Österreich bei größeren Fässern auch Gebinde genannt – ist ein aus Holz, Metall oder Kunststoff hergestellter, walzenförmiger (zylindrischer), oft gebauchter Behälter. Ein Fass besitzt entweder eine kleine Öffnung, das Spundloch, für die Befüllung und die Entleerung der Flüssigkeit oder ist einseitig ganz offen und kann mit einem Deckel versehen werden. Diese zweite Fassart dient eher der Aufbewahrung von festen oder pulverförmigen Stoffen. HistorischesIm Altertum wurden anstelle des gebräuchlichen Fasses Schläuche aus Tierbälgen oder große Tongefäße (dolia) verwendet. Das berühmte Fass des Diogenes war ein solches Gefäß, welches Pithos genannt wurde. Aus Holzblöcken oder Stammabschnitten geschnitzte Behälter aus Holz waren bereits 1000 v. Chr. in Gebrauch.[1] Aus Dauben zusammengesetzte Holzfässer gelten als Erfindung der Kelten (Gallier, Bojer). Die erstmalige Erwähnung solcher Fässer geht auf verschiedene römische Quellen ab 50 v. Chr. (Aulus Hirtius, Cäsar, Strabo, Plinius) zurück. Fässer wurden aber sicher schon einige Jahrhunderte zuvor im keltischen Raum genutzt. Von Plinius ist eine erste detaillierte Fassbeschreibung erhalten, als er die Weinfässer der Kelten als ein Gefäß beschreibt, das aus Dauben zusammengesetzt, oben und unten durch einen Boden verschlossen ist und durch Reifen zusammengehalten wird. Fassdarstellungen auf der Säule des Trajan bieten den Nachweis für die Fässer in der Zeit nach Christus. Fassgrößen waren oftmals genormt. Im deutschen Sprachraum gab es für Fässer unter anderem die historischen Maßeinheiten Ohm, Stück und Fuder. Einst waren Fasszieher mit dem Verladen beschäftigt. Für den Transport von Büchern nutzte man das Bücherfass. Die Benutzung von Fässern wurde auch für den Brandschutz empfohlen, um die Löschwasserentnahme sicherzustellen. So sollten „In allen Städten und größeren Ortschaften, oder wo das Wasser zum Löschen nicht augenblicklich erhalten werden kann, Brand- oder Sturmfässer“ vorgehalten werden. Diesbezügliche Anordnungen wurden Anfang des 19. Jahrhunderts hinsichtlich der Brandverhütung gemäß baupolizeilichen Verordnungen in Textform erlassen. Beispielsweise erließ die herzoglich-nassauische Regierung im November 1826 eine solche Verordnung für ihr Herrschaftsgebiet.[2] Formen und EigenschaftenDie Walzenform eines geschlossenen Fasses erlaubt zumindest bei kleineren Exemplaren ein müheloses Verschieben (Rollen) von Hand an einen anderen Ort bei geringer Entfernung. Die gebauchte Form erleichtert es zusätzlich, die Stoßrichtung während des Verschiebens zu ändern. Gleichzeitig lässt sich ein Fass je nach Bedarf und örtlicher Begebenheit auf der ebenen oder gerundeten Oberfläche gut und platzsparend aufeinander stapeln. Bei der zweiten Variante lässt sich die Flüssigkeit beim vorne angebrachten Hahn leicht entnehmen. Die heute seltenen sehr großen Holzfässer werden mit einer Einstiegsöffnung im Boden versehen, durch die eine Person ins Innere klettern und das Fass mit einer Bürste und Wasser (das dann durch die Öffnung herausläuft) säubern konnte; zu dieser Arbeit wurden früher wegen deren Größe häufig Kinder herangezogen. Der Transport großer gefüllter Weinfässer war wegen ihres großen Gewichts sehr gefährlich, insbesondere das Hochziehen oder Herunterlassen über steile Kellertreppen. Vor der Entwicklung von Weinpumpen im 19. Jahrhundert gehörte dies jedoch zum Alltag und wurde von spezialisierten Fachleuten, den Schrötern durchgeführt. Je nach Verwendungszweck muss ein Fass bestimmte Eigenschaften aufweisen. Ein Fass muss zum Beispiel absolut dicht und gegebenenfalls atmungsaktiv sein, also Sauerstoff zulassen oder großem Druck standhalten. Es muss unter Umständen gegen bestimmte Chemikalien (Gefahrgut) widerstandsfähig sein. Insbesondere Holzfässer sollen der gelagerten Flüssigkeit einen bestimmten Geschmack vermitteln. Erleichtert wird dies durch Löseeigenschaften bei alkoholischen Getränken wie Wein oder Bier. Diese Abgabe erfolgt jedoch nur über einen gewissen Zeitraum, danach sind die betreffenden Holzbestandteile gelöst und das Fass muss durch ein neues ersetzt werden, beim Barriqueausbau erfolgt dies etwa bereits nach zwei bis drei Jahren. Fassherstellung
Fassarten
Weitere BezeichnungenNach Anwendung und Entnahmeart werden folgende Fässer unterschieden.
Außergewöhnliche WeinfässerDas größte Holzfass der Welt (Dürkheimer Riesenfass) steht in Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz) und fasst 1,7 Millionen Liter. Es war zwar nie mit Wein gefüllt, beherbergt aber ein Restaurant. Dieses Fass war von vornherein nicht für die Lagerung von Wein bestimmt. Ein vergleichbares, als Gaststätte genutztes Riesenfass (Obří sud) mit mehr als 1 Million Liter Fassungsvermögen befindet sich im Kurort Lázně Libverda (Bad Liebwerda) im Kreis Liberec in Tschechien. Die größten für Wein vorgesehenen Fässer befinden sich im Badischen Winzerkeller Breisach mit 1,2 Millionen Liter. Diese werden nur für Verschnitte verwendet. Das Große Fass des Heidelberger Schlosses (221.000 Liter) war nur dreimal befüllt, da es ständig undicht war.[4] Bei den Cuvéefässern in Freyburg (Unstrut) (Rotkäppchen Sektkellerei, 120.000 Liter) und in Mainz (Kupferberg Sektkellerei, 100.000 Liter) handelt es sich um die größten befüllten Holzfässer. Unter August dem Starken wurde 1725 das dritte „Königsteiner Weinfass“ mit einem Fassungsvermögen von 238.000 Litern hergestellt. Das Fass stand auf der Festung Königstein im Elbsandsteingebirge und ging aus einem Konkurrenzkampf Augusts des Starken mit den Kurfürsten der Pfalz hervor, die auf Schloss Heidelberg ebenfalls Riesenfässer bauen ließen. Das Königsteiner Weinfass wurde insgesamt nur zweimal befüllt. Zur Zeit der napoleonischen Kriege verfiel es und wurde abgebaut. Das Fürstenfass in Pfedelbach wurde im Jahre 1752 erbaut und ist eine Attraktion des dortigen Weinbaumuseums. Es hat einen lichten Durchmesser von 4 m. Der Umfang beträgt 15,5 m, die Gesamtlänge 5,2 m. Das Fass fasst 220 württembergische Eimer, das sind 64.664 Liter.[5] Weitere VerwendungenAus der abgetrennten unteren Hälfte eines Stahlfasses, dem Unterboden, wird in Handarbeit das Steeldrum oder Steelpan, ein Musikinstrument, hergestellt. Dieses ist beheimatet auf Trinidad und Tobago. In einigen Weingütern werden Fässer auch als themenbezogene Unterkunft benutzt. RedewendungenDie Redewendung „auf die Barrikaden gehen“ wird volksetymologisch auf die Verwendung von Barrique-Fässern zum Errichten einer Barrikade im revolutionären Frankreich zurückgeführt.[6] Die Aussage „außer Rand und Band sein“ spielt auf ein Fass an, dessen Dauben oder Fassreifen (Bänder) verrutscht sind und seine Stabilität gefährden.[7] Mit den Worten „das schlägt dem Fass den Boden aus“ wird zumeist Verärgerung oder Entsetzen umschrieben.[8] Siehe auchLiteratur
WeblinksCommons: Barrels – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Fass – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Fass – Zitate
Einzelnachweise
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