Far North Line
Die Far North Line ist die nördlichste Eisenbahnlinie Großbritanniens. Sie verbindet Inverness mit Wick und Thurso. GeschichteDie Far North Line wurde in mehreren Abschnitten durch vier verschiedene Gesellschaften erbaut:
George Sutherland-Leveson-Gower, 3. Duke of Sutherland (1828–1892), war ein begeisterter Hobby-Eisenbahner, der – er war einer der reichsten Männer Großbritanniens seiner Zeit – nicht nur die Duke of Sutherland’s Railway finanzierte, sondern sich auch privat eine Lokomotive, Dunrobin, zulegte und sie auch selbst fuhr, sowie einen Salonwagen[2], um seine Gäste spazieren fahren zu können. Dazu zählte auch Königin Victoria. Ursprünglich hatte er sogar geplant, die Strecke mit einem Tunnel unter seinem Schloss zu verlegen, wovon dann allerdings Abstand genommen wurde, weil es die Parkanlagen zu sehr beeinträchtigt hätte. Zur Eröffnung seiner Eisenbahn waren der damalige Prince of Wales und seine Ehefrau, Prince Edward und Alexandra, eingeladen worden und gekommen. Bis 1884 absorbierte die Highland Railway die vier Gesellschaften. 1914 baute sie den Abschnitt zwischen Clachnaharry und Clunes zweigleisig aus.[3] 1923 wurde die Highland Railway im Rahmen der von der britischen Regierung infolge des Ersten Weltkriegs betriebenen Konsolidierungspolitik für die Eisenbahnen des Vereinigten Königreichs von der London, Midland and Scottish Railway übernommen. Von 1948 bis 1997 betrieb dann die Staatsbahn British Rail die Far North Line, im Rahmen der Privatisierung übernahm Scotrail den Betrieb. Von 2005 bis März 2015 war die Konzession im Besitz von First ScotRail, am 1. April 2015 übernahm Abellio ScotRail den Betrieb.[4] Am 1. April 2022 übernahm die schottische Regierung den Betrieb des ScotRail-Franchises in eigene Regie, nachdem der Vertrag von Abellio ausgelaufen war.[5] Die Marke ScotRail wurde wie bei den vorigen Betreiberwechseln beibehalten. Während des Ersten und des Zweiten Weltkriegs hatte die Far North Line strategische Bedeutung als einzige landseitige Versorgungslinie zur Marinebasis Scapa Flow auf den Orkneyinseln. Aufgrund ihrer Trassierung zwischen Golspie und Helmsdale, unmittelbar an der Küstenlinie, befand sie sich in einer sehr exponierten Lage für Angriffe von der Seeseite. Der Jellicoe Express verband Thurso direkt mit London Euston und Portsmouth. Von 1903 bis 1944 bestand eine Anschlusslinie von Wick nach Lybster, die Wick and Lybster Railway. Im Zuge der Beeching-Axt sollte die Strecke Mitte der 1960er Jahre eingestellt werden. Erheblicher lokaler Widerstand sorgte dafür, dass die Stilllegung der gesamten Strecke abgewendet werden konnte, jedoch wurden diverse Unterwegsbahnhöfe für den Personenverkehr aufgegeben und der zweigleisige Abschnitt zwischen Clunes und Clachnaharry verlor 1966 wieder sein zweites Gleis.[3] Ab Mitte der 1970er Jahre wurden, beginnend mit dem Bahnhof von Muir of Ord im Jahr 1976, ein Teil der eingestellten Stationen wieder in Betrieb genommen.[6] Als der Haltepunkt Dunrobin 1965 (wiedereröffnet 1985 als Dunrobin Castle) aufgegeben wurde, bestand theoretisch ein Recht des jeweiligen Duke of Sutherland, jeden planmäßigen Zug anhalten zu dürfen, wenn er ihn benutzen wollte, ein Recht, das sich noch aus der Zeit ableitete, als seine Vorfahren Eigentümer dieses Streckenabschnitts waren. Ob davon Gebrauch gemacht wurde, ist nicht bekannt. Das Empfangsgebäude gehört ihm heute noch. BetriebDie Strecke gehört zum Netz von ScotRail, seit April 2015 wird dieses von Abellio betrieben. Auf ihrer ganzen Länge verkehren (Stand: Oktober 2019) von Montag bis Samstag täglich vier Züge, Sonntags einer. Sie sind etwa 4 ½ Stunden unterwegs.[7] Im südlichen Abschnitt, zwischen Inverness und Ardgay, gibt es zusätzliche Züge. Zwischen Inverness und Dingwall ist die Strecke Bestandteil eines regionalen Verkehrsverbundes mit dem Namen Invernet. Die Strecke wird ohne Form- oder Lichtsignale befahren. Stattdessen kommt seit 1985 das Radio Electronic Token Block zum Einsatz: Der Triebfahrzeugführer fordert über Funk jeweils eine Fahrerlaubnis bis zum nächsten Bahnhof an. Die das System steuernde zentrale Betriebsleitung sitzt in Dingwall. Die Weichen werden vom Triebfahrzeugführer gestellt. Der Betrieb der Strecke kommt so ohne örtliche Fahrdienstleiter aus. Züge aus Inverness fahren nach Georgemas Junction, wechseln dort die Fahrtrichtung und bedienen zunächst die Zweigstrecke nach Thurso. Von dort kehrt der Zug zurück nach Georgemas Junction, um dann weiter nach Wick zu fahren. In der Gegenrichtung wird genau umgekehrt verfahren. StreckeDie Trasse verläuft zwischen Inverness und Tain entlang der Küste des Moray Firth. Zwischen Tain und Golspie machte die Linie einen weiten Umweg ins Landesinnere entlang des Dornoch Firth und über Lairg. Diese Streckenführung wurde gewählt, um den zentralen Teil von Sutherland besser zu erschließen. In der Vergangenheit gab es wiederholt Pläne, die Strecke über Dornoch abzukürzen, was aber nie umgesetzt wurde. Ab Golspie verläuft die Strecke wieder entlang der Nordseeküste, ab Helmsdale erneut durch das schwach besiedelte Landesinnere. Dies wurde durch die Topografie der Steilküste verursacht, die es nicht ermöglichte, die an der Küste gelegenen Orte von Süden her anzubinden. Bei Georgemas verzweigt sich die Strecke; der nördliche Zweig führt nach Thurso, dem nördlichsten Bahnhof Schottlands, der andere weiter östlich nach Wick. Wissenswert
Weitere Bilder
Siehe auchLiteratur
WeblinksEinzelnachweise und Anmerkungen
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