Fabrizio Plessi studierte Malerei an der Kunstakademie Venedig. Er beschäftigte sich zunächst mit Performances und experimentellen Filmen. Mit der von ihm Mitte der siebziger Jahre entwickelten neuen Kunstform, der Videoskulptur, wurde er international bekannt. Seine Arbeiten zählen zur Arte Povera und Konzeptkunst. Ein Hauptthema seiner Werke ist das Wasser, wobei er für seine künstlerischen Installationen unterschiedliche Mittel benutzt, vor allem Filme, Videos sowie Performances und Inszenierungen, bei denen er Steine, rostiges Eisen, Holz, Stroh und andere Materialien verwendet. „Plessis Installationen sind immer ein Spiel mit Sein und Schein, die Begegnung von Wirklichem mit Möglichem, von Realität mit Virtualität. […] Mit neuester Technik versucht er, der uralten Materie auf die Spur zu kommen.“[1], so auch mit seiner open-air Videoinstallation „Waterfire“; – der 10 m hohe „Plessi-Turm“ aus Stahl und Monitoren steht seit 2002 vor dem Eingang zum Landesgartenschaugelände in Kronach.
Plessi stellte seine Inszenierungen auf der Kasseler documenta sowie bei der Biennale von Venedig und der Biennale von São Paulo aus und gestaltete für die Weltausstellung Expo 2000 den italienischen Pavillon. Einen besonderen Erfolg hatte eine große Einzelausstellung, welche 1998 im Guggenheim-Museum in New York stattfand, und die anschließend von wichtigen amerikanischen Museen übernommen wurde. Er hatte eine Professur an der Kunsthochschule für Medien Köln für „Elektronische Szenografie“ und war dort von 1990 bis 2000 als Inhaber eines Lehrstuhls für „Humanisierung der Technologien“ tätig. Darüber hinaus entwickelt der Künstler Bühnenbilder für Theater- und Opernaufführungen, so schuf er zum Beispiel die Bühnenbilder für ein Konzert von Luciano Pavarotti im New Yorker Central Park und für Mauro Bigonzettis Choreografie des Balletts „Romeo und Julia“.[2]
An der Brennerautobahn am Brennerpass wurde 2013 das Plessi-Museum eingeweiht – es präsentiert in einer Dauerausstellung Videos, Zeichnungen und Installationen des Künstlers[3]. Das Museum ist eine Autobahnraststätte, deshalb nur über die Autobahn erreichbar und steht in unmittelbarer Nähe zur früheren italienisch-österreichischen Zollstation in der Ortschaft Brenner.
Plessi lebt und arbeitet in Venedig, Köln und auf Mallorca.
Zitat
„Meine Kunst ist eine unaufhörliche Suche nach der Poesie, der Geschichte und der Seele der Dinge.“[4]
„Meine Arbeit ist die eines eigenartigen Alchemisten, der typische Materialien aus der Sphäre der Kunst – wie Eisen, Holz, Marmor – mit dem Schillernden des Technischen, Elektronischen zusammenbringt.“[5]
Fabrizio Plessi, Guggenheim-Museum SoHo, New York. Texte von Dorothea van der Koelen und Andreas Dornbracht. Chorus-Verlag, Mainz und München 1998. ISBN 3-931876-23-3
Opus Video Sculpture. Werkverzeichnis der Videoskulpturen und -installationen 1976–1998. Texte: Heinrich Klotz und Dorothea van der Koelen. Chorus-Verlag, Mainz 1998. ISBN 3-931876-19-5
Fabrizio Plessi, progetti del mondo. DuMont, Köln 1997. ISBN 3-7701-4042-7
Fabrizio Plessi. Rovina elettronica. Ursula-Blickle-Stiftung. Kraichtal 1995. ISBN 3-930043-05-X
Plessi, Videoland Videolinz. Neue Galerie der Stadt Linz, Wolfgang-Gurlitt-Museum. Linz 1988
Christina Kubisch, Fabrizio Plessi. Konzerte, video performances, Installationen. Neue Galerie, Sammlung Ludwig, Aachen 1979
Fabrizio Plessi. Kunsthalle zu Kiel. 13. März / 17. April 1977. Kunsthalle, Kiel 1977
Sekundärliteratur und Quellen
Eigenartiger Alchemist. 3sat-Sendung „Kulturzeit“. 27. Februar 2004.
Carsten Ahrens und Carl Haenlein: Der Hängende Wald. L'Anima della materia. Kestner-Gesellschaft, Hannover 1999
Richard W. Gassen: Pressemitteilung vom 19. Oktober 2006 zur Ausstellung im „Wilhelm-Hack-Museum“, Ludwigshafen
Hans Gercke: Plessi water video projects. Heidelberger Kunstverein, Heidelberg 1983
Carl Haenlein: Traumwelt. Chorus-Verlag, München 2004
Edith Rabenstein: Fabrizio Plessi – der Bildhauer der Videotechnologie. In: „Passauer Neue Presse“. Oktober 2000.