Dominicus-Sportplatz (Priesterweg 3) und Inter-Arena am Südkreuz
Plätze
2000 (Dominicus-Sportplatz)
Liga
Landesliga Berlin, Staffel 2
2023/24
4. Platz
Der FC Internationale Berlin 1980 e. V. ist ein Fußballverein in Berlin-Schöneberg mit über 1300 Mitgliedern. In der Saison 2021/22 nahmen 21 Erwachsenen- und 31 Jugendteams am Spielbetrieb teil. Die Herrenmannschaft spielt in der Staffel 2 der Landesliga, die Frauen spielen Verbandsliga und in allen Jugendklassen ist man in der höchsten Berliner Liga (Verbandsliga) vertreten.
Der Club wurde 1980 als Antwort auf die zunehmende Kommerzialisierung des Berliner Fußballs gegründet. Die Gründer um Karl-Heinz Hamburger waren vehemente Verfechter des Amateurgedankens. Fußball – auch leistungsorientierter – sollte aus Leidenschaft und Spaß gespielt werden, nicht gegen Geld. Obwohl dieses Prinzip bis heute aufrechterhalten wird, spielt der Verein mit seiner 1. Männermannschaft in der Berliner Landesliga. Mit 31 Jugendteams hat der Verein mittlerweile die größte Jugendabteilung im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Die Punktspiele der Männer finden auf dem Schöneberger Dominicusplatz statt. Die vereinseigene Sportanlage am Südkreuz, in der die meisten Jugendteams spielen, wurde 2012 nach einer Umfrage unter den Mitgliedern zur Inter-Arena umbenannt. Zur Saison 2022/23 soll nach sechs Jahren der sanierte Platz an der Ella-Barowsky-Straße 62 (vormals Tempelhofer Weg) eingeweiht werden.
Ungewöhnlich ist, dass der Verein bis heute auf Trikotsponsoring verzichtet. Anstelle einer Werbebotschaft spielen die Erwachsenen und Jugendlichen mit dem Slogan „No Racism“ auf der Brust. Der Club will damit ein klares Signal gegen Rassismus und Rechtsradikalismus setzen. Darüber hinaus kooperiert der Verein seit Anfang der 2000er-Jahre mit Trägern der Flüchtlingshilfe, den Berliner Werkstätten für Menschen mit Behinderung sowie fünf Schulen und ist seit 2017 Mitglied im Unternehmensnetzwerk Südkreuz. Der eigens eingerichtete Inter-Sozial-Fonds sorgt für Teilhabe aller an den Vereins-Aktivitäten. Im Inter-Club-Voltaire diskutieren Senioren die Themen der Zeit. 2022 trat man dem Bündnis gegen Antisemitismus Tempelhof-Schöneberg und der bezirklichen Zukunftscharta Grüner Hirsch bei.
Unter den mehr als 1300 Mitgliedern finden sich Menschen aus über 70 Nationen. Die Wurzeln vieler Kinder und Jugendlicher betrachtet, käme man sogar auf rund 80 verschiedene Herkunftsländer. Der Verein ist seit 2007 „Integrationsstützpunkt“ der Sportjugend im Landessportbund Berlin. Seit 2015 existiert eine Kooperation der Jugendabteilung mit dem 1. FC Union Berlin.[2] Außerdem gibt es Beauftragte für Kinderschutz, Ehrenamt und Antidiskriminierung.
Bedeutung
Interkulturelle Integration im Fußball
Beim FC Internationale Berlin stehen nicht nur sportliche Leistungen im Fokus. Die besondere Bedeutung dieses Fußballvereins besteht vielmehr darin, dass der Club bereits zu Gründungszeiten ein internationales Konzept propagierte und damit Trendsetter war. Heute sind Multikulti und Integration gesellschaftspolitisch weitgehend akzeptierte Themen geworden, internationale Spielereinkäufe im Fußballbereich keine Seltenheit mehr.
Sowohl die Namenswahl als auch die sportliche Praxis im Training sowie die Zusammenstellung von Mannschaften drücken den internationalen Anspruch aus.[3] Der Vereinsname sorgte in West-Berlin, wo der Verein gegründet wurde, für ein sportpolitisches Aufsehen. „Sportfunktionäre vom Landessportbund und dem damaligen Verband der Berliner Ballsportvereine (VBB) fanden den Namen ‚Internationale‘ anstößig, er habe wegen des ‚e‘ am Ende einen ‚kommunistischen Beiklang‘.“ (Süddeutsche Zeitung, 1. September 1982). Diverse Solidaritätsbekundungen, auch von Profis wie Ewald Lienen und Rudi Völler, unterstützten schließlich erfolgreich die Namensgebung. Heute stellt der Verein Mitglieder in Gremien des Berliner Fußballverbandes und begleitet in Publikationen kritisch die Entwicklung des Amateur- und Jugendfußballs – vor allem die zunehmenden Geldflüsse und Einflüsse von vermögenden Einzelpersonen, aber auch die zunehmende Belastung des Ehrenamtes und die fehlende Unterstützung des Sports durch die Berliner Politik.
Sportpolitische Debatten
Der Verein hat bewusst Fußballturniere veranstaltet, die den Gedanken der Völkerverständigung fördern sollten. Ein Beispiel dafür sind Einladungen von Amateur-Mannschaften aus dem Ostblock zu einem Friedensturnier zu Ostern 1982, also zu Zeiten des Wettrüstens und der im Widerstand dazu sich artikulierenden Friedensbewegung. Dies entfachte zum wiederholten Male die sportpolitische Debatte innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, ob und inwiefern sich Sportvereine und der Sport überhaupt in politische Fragen einzumischen habe. Von offizieller Verbands-Seite hieß es dazu: „Der Weg zum Frieden kann nicht über den Sportplatz führen.“[4]
Der Verein richtet den „Inter-Kultur-Cup“ aus, ein Turnier für Kinder, Jugendliche und Erwachsene verschiedener Herkunft, Neigung, Milieus, Konfession und kulturellem Hintergrund. Seit 2013 ist der Verein Gastgeber für die Berliner Meisterschaften der Werkstätten für Menschen mit Behinderung, mit denen man kooperiert. 2016 gründete man zusammen mit mehreren Fußball-NGOs (streetfootballworld, RheinFlanke, Bunt kickt gut, Amandla, Fußball Grenzenlos u. a.) das „Berliner Netzwerk Fußball und Gesellschaft“. Im Jahr 2019 feierte man 25 Jahre antirassistisches Engagement mit dem NO-RACISM-CUP der Mädchen- und Frauenabteilung.
Im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft 2021 wurde auf einem Sondertrikot das altbekannte "NO RACISM"-Logo des FC Internationale von den Vereinsmitgliedern neu interpretiert und von Designer und Inter-Spieler Janek von Lessen (Vanliners) designt. Im Zuge eines Videodrehs bekamen Spieler und Spielerinnen des FC Internationale die Möglichkeit, sich und ihren Verein in aller Internationalität und Vielfalt darzustellen. Die Videos hatten auf den sozialen Netzwerken großen Erfolg, ein Werbespot wurde in Kooperation mit Adidas sogar im Fernsehen unmittelbar vor den Spielen der deutschen Nationalmannschaft ausgestrahlt.
Förderung des Frauenfußballs und Gleichstellung
Schon 1981, ein Jahr nach Vereinsgründung, hatte der FC Internationale sein erstes Frauenteam. Für überregionales Aufsehen sorgte auch die Verpflichtung von Mirjana Kovacev als Trainerin im Jahr 1997. Erstmals in der Geschichte des deutschen Fußballs trainierte eine Frau in der Saison 1997/98 eine männliche Landesligamannschaft. Und Uli Hoeneß frotzelte via Morgenmagazin: „Wo geht die bloß duschen?“
Heute hat der Verein 5 Mädchen- und 4 Frauenteams; die D-Mädchen gewannen 2006 die Berliner Meisterschaft und den Pokal.
Nachhaltigkeit
Die im Oktober 2020 von Vereinsmitgliedern gegründete AG Nachhaltigkeit arbeitet daran, den Verein gleichbedeutend auf sozialer, ökologischer und ökonomischer Ebene nachhaltiger zu machen.[5] Aktuelle Projekte umfassen u. a. die Reduktion und den Ausgleich von CO2-Emissionen, die Umstellung auf ökologisch und fair hergestellte Fanartikel, die schrittweise Umstellung des Caterings auf regionale und gesündere Produkte sowie die Sensibilisierung der Vereinsmitglieder. 2021 wurde der Verein in diesem Zusammenhang von der TÜV Rheinland als erster Amateurverein auf Nachhaltigkeit zertifiziert und strebt eine kontinuierliche Weiterentwicklung in diesem Bereich an. Jährlich findet ein Nachhaltigkeitstag statt, um das Engagement hervorzuheben und möglichst viele Menschen darüber zu informieren. Besonders tut sich der FC Internationale im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit hervor. Für sein Engagement wurde der Verein im Januar 2023 mit dem Großen Stern des Sports in Gold ausgezeichnet.[6]
Preise und Auszeichnungen
Ernennung durch den Landessportbund zum Integrationsstützpunkt (seit 2007)
Dreifacher Gewinn eines Stern des Sports in Bronze bzw. Silber für Integrations- und Jugendarbeit (2006, 2008 und 2009)