Ernst HäubleinErnst Häublein (* 5. August 1911 in Nürnberg; † 10. März 1971 in Erlangen) war ein deutscher Komponist und Musiklehrer. LebenErnst Häublein wurde als zweiter Sohn des Monteurs Eberhard Häublein und seiner Ehefrau Rosine, geb. Pabst geboren. Die Familie stammte aus bäuerlichen Verhältnissen in Oberfranken. Bereits als Jugendlicher zeigte Ernst Häublein reges Interesse an Konzerten und Operndarbietungen sowie an Hausmusik. Nach dem Besuch der Kreisrealschule III (des späteren Martin-Behaim-Gymnasiums) legte er 1930 das Abitur an der Alten Oberrealschule, dem heutigen Hans-Sachs-Gymnasium Nürnberg ab. Den ersten Musikunterricht erhielt Häublein in seiner Heimatstadt bei Otto Döbereiner (1890–1969), der zu seinem lebenslangen Mentor wurde. Er vollendete seine Ausbildung am Nürnberger sowie am Würzburger Konservatorium. In Würzburg war er Schüler von Hermann Zilcher. Zilcher leitete am 25. Januar 1934 die Uraufführung von Häubleins Kammersinfonie in a-moll (Opus 1). 1936 erhielt Häublein eine Anstellung als Musiklehrer an der Aufbauschule (dem späteren Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasium in Schwabach), wo er bis zu seinem Tod als Gymnasialprofessor und Fachbetreuer für Musik wirkte. Häublein galt als höchst engagierter, begeisternder, methodisch sehr versierter, vielseitig gebildeter Pädagoge und er betreute seine Schüler mit eindrucksvoller Authentizität, mit Humor, Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen.[1][2][3] Im Rahmen der Schule brachte Häublein insgesamt fünf Singspiele (Texte meist von Johannes Geyer) und drei Bühnenmusiken zur Aufführung (vgl. Werkverzeichnis). Viele seiner Kompositionen erwuchsen aus der Unterrichtspraxis. Am 29. April 1939 heiratete Ernst Häublein die Schulmusikerin und Klavierpädagogin Rosina Maria Strauß (1912–1990) aus Schweinfurt. Sie hatten drei Kinder: Hans (* 1940, Solocellist der Bamberger Symphoniker), Ernst (* 1942, Gymnasiallehrer) und Maria Barbara (* 1950, Grundschullehrerin). Im September 1940 wurde Häublein in die Wehrmacht eingezogen und diente als Funker auf dem Balkan, in Südrussland und Frankreich. Er bezeichnete diese Zeit später als seine „fünf verlorenen Jahre“. 1946 gründete er den Kammerchor Schwabach, den er auch danach leitete.[4] Eine rege Künstlerfreundschaft verband Häublein mit seinem Komponistenkollegen Armin Knab, der bis zu seinem Tod 1951 in Kitzingen lebte. Häublein leitete die Uraufführung von Knabs Das Gesegnete Jahr am 12. Juli 1947. Anregungen für eigene Werke gewann Häublein in sehr produktiver Weise unter anderem aus dem Schaffen Hugo Distlers und Paul Hindemiths. In den 1960er Jahren erkrankte Ernst Häublein. Am 10. März 1971 erlag der praktizierende evangelische Christ in der Universitätsklinik Erlangen seiner unheilbaren Krankheit. WerkErnst Häubleins Œuvre umfasst 42 Werke sowie einige Werke ohne Opuszahl. Der Komponist schrieb acht Spiel- und Bühnenmusiken, etliche Instrumentalwerke, Sololieder über Texte von Matthias Claudius (Alt), Georg Trakl (Sopran) und Josef Weinheber (Mezzosopran), Chorwerke geistlicher Art, Kirchenmusik im weiteren Sinne sowie ca. 130 Volksliedsätze und ca. 60 Kanons. Seine Werke wurden zu Häubleins Lebzeiten nachhaltig von seinem Lehrer Otto Döbereiner und dessen Nürnberger Madrigalchor gefördert. Ebenso nahmen sich die Schweinfurter Kirchenmusiker Raimund Böhm, Martin Seiwert mit dem Heilig-Geist Chor, Andrea Balzer sowie der Erlanger Joachim Adamczewski mit seinem Chor Vocanta der Werke Häubleins an. Das Gesamtwerk ist im Stadtarchiv der Stadt Nürnberg zugänglich. In seiner „Selbstdarstellung“ skizzierte Häublein sein kompositorisches Bekenntnis. Er legte Wert auf „… klare Thematik, klare Formgestaltung und polyphone Stimmigkeit des Satzgefüges“. Sein besonderes Augenmerk galt erkennbaren und sanglichen Melodien. In mehrstimmigen Werken sollte je nach Möglichkeit jede Einzelstimme eine in sich schlüssige, eigenständige Melodie darstellen. Aspekte des Klanges und der Instrumentation fand der Komponist stets anregend. Er glaubte, dass „… die Möglichkeiten der Tonalität kaum zu erschöpfen …“ seien. Die Musiktendenzen seiner Zeit verfolgte er sehr aufmerksam, mochte sich aber nicht auf Systeme festlegen. Obgleich er auch Serielle Musik schrieb, fühlte er sich – neben den alten Meistern – mehr „… zu P. Hindemith, B. Bartok und I. Strawinsky (auch Carl Orff) als zur Schönbergschen Richtung hingezogen.“ Hugo Distler war für ihn der bedeutsamste „… Genius der modernen Chormusik.“ Häublein betonte, dass ihm „… der Grad der Erfindung und die Kraft der Aussage …“ besonders am Herzen lägen.[5] Häubleins Tonsprache darf als originell gelten, mit klar erkennbarem, charakteristischem Profil. Hervorstechende Merkmale sind handwerkliche Sicherheit, transparente und stimmige Themen und Strukturen sowie eine durchdachte Architektonik. Er arbeitete sein Material in konzentrierter Motivarbeit durch, ließ keine Beliebigkeit zu, zielte auf durchsichtigen Satz und polyphone Strukturen ab (Imitation, Fugato-Passagen etc.). Er verstand es, liedhafte und einprägsame Melodieführung mit natürlichem Fluss zu verbinden. Auch in Zwölftonwerken (beispielsweise im Orgelvorspiel Hinunter ist der Sonnenschein) findet sich ein dezidiertes Melos. Häubleins Werken eignet ein kraftvoller Habitus, eine zupackende Motorik und rhythmische Vitalität, aber auch bemerkenswerte Zartheit und gelegentliche Melancholie, ja mystische Innerlichkeit. Viele Werke bestechen durch eine Vielfalt kompositorischer Techniken (vgl. die 10 Orgelchoräle) und durch eine ausgeprägte Spielfreude (vgl. die Streichtrios, das Hauskonzert). Charakterisierung ausgewählter Werke Häubleins
Werke (Auswahl)Häubleins Werke erschienen größtenteils posthum.
WeblinksCommons: Ernst Häublein – Sammlung von Bildern
Quellen und Einzelnachweise
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