Lust studierte Politikwissenschaften an der Universität Lund mit dem Schwerpunkt Menschenrecht. Nach ihrem Abschluss siedelte sie 2000 nach Barcelona über. Nach Tätigkeiten am Theater gründete sie 2004 die Produktionsfirma Lust Films, mit der sie sich auf das Genre feministischer Erotikfilme spezialisierte. Sie fungiert als Drehbuchautorin, Regisseurin und Produzentin. Sie ist mittlerweile auch als Autorin tätig.[2]
Lust ist verheiratet und hat mit ihrem Mann zwei Kinder.[1]
Werk
Nach Erika Lusts Angaben haben ihre Produktionen etwa 40 Prozent weibliche und 60 Prozent männliche Zuschauer. Sie selbst nennt ihre Arbeit lieber „ethischen Porno“ als „feministischen Porno“. Ihre Arbeit unterscheide sich von herkömmlichen Pornos, da in ihrer Firma 15 Frauen mitarbeiten, vom Make-up über die Kamerafrau bis zur Tontechnikerin. Bei klassischen Pornodrehs sei die Crew fast ausschließlich männlich.
Anders als in klassischen Pornos will Erika Lust nicht den Mann in den Mittelpunkt stellen und die Frau so zum Objekt seiner Lust und Befriedigung machen, das sei sexistisch. Sie möchte dagegen „einfach Paare beim Sex zeigen. Der kann mal lustig, mal hart sein, mal romantisch, mal verspielt. Und ich will mit meiner Kamera beobachten, wie alle beteiligten Personen gemeinsam Lust empfinden – im Geben und Nehmen. Es geht um Menschen, nicht um sich penetrierende Werkzeuge.“[3]
Ihr Erstlingswerk, der Kurzfilm The Good Girl, bei dem sie für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnet, entstand 2004 kurz nach der Gründung ihrer eigenen Produktionsfirma, Lust Films. Dieser Kurzfilm floss 2007 in den Spielfilm Five Hot Stories for Her, eine Anthologie fünf erotischer Kurzgeschichten, ein, der mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnet wurde, darunter 2007 der für das „Beste Drehbuch“ beim internationalen Erotikfilmfestival in Barcelona (FICEB Award), der Eroticline-Award bei der Venus-Verleihung 2007 in Berlin sowie der für den „Besten Film des Jahres“ bei den Feminist Porn Awards in Toronto (2008). Beim CineKink Festival in New York (2008) wurde der Streifen lobend erwähnt. 2008 drehte sie den Experimentalfilm Barcelona Sex Project, der am Venus Festival Berlin (2008) ausgezeichnet sowie bei CineKink in New York (2009) und X-RATED in Amsterdam (2009) vorgeführt wurde. 2010 erschien ihr Film Life Love Lust. Darüber hinaus drehte sie zwei weitere Kurzfilme mit Handcuffs (2009), der mehrfach prämiert wurde, und Love me like you hate me (2010), die sich beide mit den Themen Fetisch und BDSM beschäftigen.
Ihr Buch Good Porn erschien 2009 unter dem Titel X – Porno für Frauen im Heyne Verlag in deutscher Sprache.[4]
In ihrer Rede anlässlich des TEDxVienna Events 2014 bezog Erika Stellung zu ihrem Werk in Relation zu herkömmlichen pornographischen Filmen.[5]
Seit 2013: XConfessions
Lusts Kurzfilmreihe XConfessions basiert auf Crowdsourcing.[6] Die Nutzer können auf der Website des Projektes anonym erotische Geständnisse verfassen. Erika Lust wählt jeden Monat zwei dieser Geständnisse aus und verfilmt diese. Bisher wurden sechs Sammelbände veröffentlicht. XConfessions wurde 2014 im Rahmen des Pornfilmfestival Berlin vorgestellt.[7] Weitere Vorführungen fanden 2015 auf dem Raindance Filmfestival in London und auf dem Chicago International Film Festival statt.[8][9] Zwei ausverkaufte Auszüge der XConfession Reihe wurden 2016 im Kino Babylon gezeigt.[10]
↑Erika Lust:XConfessions. In: calendar.raindancefestival.org. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Dezember 2015; abgerufen am 7. April 2016.