Erichmühle

Erichmühle
Koordinaten: 49° 21′ N, 11° 7′ OKoordinaten: 49° 20′ 34″ N, 11° 6′ 38″ O
Höhe: 329 m ü. NHN
Einwohner: (31. März 2008)
Postleitzahl: 90530
Vorwahl: 09129
Bild von Erichmühle
Reichsstädtisches Landgebiet von Nürnberg 1505–1806
Ehemaliges Gesindehaus der Erichmühle von 1897, Dach eingestürzt
Erichmühle vor 1930

Erichmühle (fränkisch: Ärichmil[1]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Wendelstein im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[2] Erichmühle liegt in der Gemarkung Großschwarzenlohe.[3]

Geographie

Die Einöde liegt etwa 15 Kilometer südlich von Nürnberg und sieben Kilometer östlich von Schwabach. Nördlich von Erichmühle fließt die Schwarzach, die mit Ausnahme der Kraftwerksstufen überwiegend naturbelassen mäandert. Von Süden her mündet bei Erichmühle der Lohbach in die Schwarzach; diese nimmt dort die gereinigten Abwässer der Kläranlage am gegenüberliegenden Ufer auf. Der Ort befindet sich inmitten eines ausgedehnten Wasser- und Landschaftsschutzgebietes.

Erichmühle liegt an der Kreisstraße RH 1, die die Staatsstraße 2239 kreuzend nach Kleinschwarzenlohe (0,7 km nordwestlich) bzw. nach Großschwarzenlohe führt (0,4 km südlich).[4]

Geschichte

Erichmühle wurde wahrscheinlich wie das nur einen Kilometer flussabwärts liegende Königshammer um 1200 gegründet. Sie lag an einer Brücke, die über die Schwarzach führte. 1372 wurde sie als „Jörgenmühl“ erstmals urkundlich erwähnt.[5] Der Ortsname bedeutet zu der Mühle des Georg. Im Laufe der Zeit kam es zur Verschleifung des Ortsnamens: Irgersmühle (1562), Ergersmühle (1716), Erichmühle (ab 1727).[6][7]

Ab 1372 hatte die Mühle die Siechkobelstiftung St. Peter und Paul der Reichsstadt Nürnberg als Grundherrn, die Fraisch hatte jedoch das Amt Schwabach der Burggrafschaft Nürnberg inne, in deren Nachfolge ab 1427 die Markgrafschaft Ansbach. Unmittelbar nördlich grenzte die Fraisch der Reichsstadt Nürnberg an (siehe Karte). 1448, zeitgleich mit der Weihe der Allerheiligenkirche im unmittelbar benachbarten Kleinschwarzenlohe, wird Erichmühle als Messer- und Schwertschleiferei und Sägewerk genutzt.

1632 wurde der Ort in Folge des Dreißigjährigen Krieges brandgeschatzt. Weitere Brände mit jeweils anschließendem Wiederaufbau sind aus den Jahren 1774 und 1963 bekannt.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gehörte Erichmühle zur Realgemeinde Großschwarzenlohe. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Richteramt Schwand aus. Die Mahl- und Sägemühle hatte die Siechkobelstiftung St. Peter und Paul der Reichsstadt Nürnberg als Grundherrn. Unter der preußischen Verwaltung (1792–1806) des Fürstentums Ansbach erhielt Erichmühle die Hausnummer 26 des Ortes Großschwarzenlohe.[8] Seit 1791 gehört die Mühle der Familie Braun.

Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Schwabach. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Erichmühle dem Steuerdistrikt Großschwarzenlohe (I. Sektion) und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Großschwarzenlohe zugeordnet.[9]

Im Zweiten Weltkrieg fielen am 8. März 1943 auf die Erichmühle zwei Brandbomben, von denen eine am Dach abprallte und ins Wasser fiel, die andere das Dach durchschlug und in dem aufgeschütteten Getreide stecken blieb, ohne zu explodieren.[10] Die hölzerne einspurige Schwarzachbrücke (siehe Bild) wurde 1931 durch einen hochwassersicheren zweispurigen Betonbau ersetzt. 2007 wurde dieser erneuert. Erichmühle wurde immer wieder durch Hochwasserereignisse und Brände stark beschädigt und wiederaufgebaut.[11]

Am 1. Mai 1978 wurde Erichmühle im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Wendelstein eingegliedert.[9]

1980 wurde der Sägewerksbetrieb aufgegeben und die Wasserkraft zur Elektrizitätserzeugung genutzt. 1995 erfolgte der Abriss des Sägewerkes und es wurde durch einen Neubau ersetzt. Heute beherbergt die Erichmühle einen Holz- und Gartenmarkt.[12] Im originalen Bauzustand erhalten ist nur noch das ehemalige Gesindehaus der Erichmühle.

Einwohnerentwicklung

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002008
Einwohner 17 12 17 18 15 10 9 16 7 14 7 7
Häuser[13] 2 2 2 2 2 2 2 2
Quelle [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24]

Religion

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Peter und Paul (Leerstetten) gepfarrt.[8] Die Katholiken sind nach Maria Königin (Kornburg) gepfarrt.[22][25]

Öffentlicher Nahverkehr

Seit November 2014 hat Erichmühle eine eigene Bedarfshaltestelle, die von fünf Linien bedient wird. Es bestehen regelmäßige Verbindungen nach Nürnberg, Schwabach, Feucht, Schwand und Roth. Ab Samstagnachmittag sowie an Sonn- und Feiertagen wird nur Nürnberg angefahren.

Literatur

Commons: Erichmühle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 17. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „ęriχmìl“.
  2. Gemeinde Wendelstein, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 4. August 2023.
  3. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 10. Oktober 2024.
  4. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 4. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  5. F. Eigler: Schwabach, S. 340.
  6. W. Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach, S. 299.
  7. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 17.
  8. a b F. Eigler: Schwabach, S. 389.
  9. a b F. Eigler: Schwabach, S. 472f.
  10. Pfarrer Pleschs Kriegstagebuch, abgerufen am 9. Januar 2015
  11. Flutbrücke Erichmühle, abgerufen am 11. Januar 2015
  12. Chronik der Erichmühle
  13. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  14. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 23 (Digitalisat).
  15. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 234 (Digitalisat).
  16. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1086, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  17. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1251, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1187 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1259 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1296 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1124 (Digitalisat).
  22. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 823 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 179 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 324 (Digitalisat).
  25. Pfarrverband Nürnberg-Am Ludwigskanal. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 4. Juni 2023.