Emil Pottner war das Kind einer jüdischen Schauspielerfamilie;[3] er studierte ab 1891[4] an der Münchner Akademie bei Herterich und Paul Höcker sowie in Berlin. Anregungen für seine künstlerische Arbeit holte er sich in der Porzellanmanufaktur in Delft. Kurz nach der Jahrhundertwende ließ er sich in Berlin nieder.[5] Ab 1905 war er auf dem Gebiet der Kleinplastik tätig und erfand ein eigenes System der Porzellanplastik; daneben arbeitete er auf den Gebieten der Malerei, der Radierung, der Lithographie und des Holzschnitts. So schuf er 1911 für eine Majolika-Manufaktur eine Kollektion von 79 Vogel-Modellen.[6] Emil Pottner war Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[7] Er wurde 1913 in den Vorstand der Berliner Secession gewählt und war vor allem für seine Tierdarstellungen bekannt.
Pottner verfasste auch einige selbst illustrierte Bücher; 1912 erschienen seine Texte mit Lithographien in Paul CassirersPan-Presse.[8] Er lebte in Petzow an der Havel; sein Grundstück am Wasser gab ihm Inspiration für seine Gemälde, Graphiken und Keramiken. Außerdem hatte er sich eine Keramikwerkstatt in Berlin-Charlottenburg eingerichtet und bildete Hananja, den Sohn des Rechtsanwalts Ernst Pinner, zum Keramiker aus.[9] Als Folge des gegen Juden verhängten Arbeitsverbots durch das NS-Regime war Pottner gezwungen, Ende 1933 seine Keramikwerkstatt aufzugeben. 1938 musste er auch sein Grundstück in Petzow verkaufen, auf dem er seine Gartenbilder und Holzschnitte geschaffen hatte. Am 24. Juli 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert, von dort am 26. September nach Treblinka und dann in das Vernichtungslager Maly Trostinez gebracht. Sein letztes Lebenszeichen datiert vom 28. September 1942.[2]
Würdigung und Rezeption
Bereits 1928 wurde Pottners Schaffen von Karl Schwarz gewürdigt:
„Ein Künstler von erstaunlicher Vielseitigkeit in der technischen Darstellung eines Sondergebietes ist Emil Pottner. Von der Landschaft als Maler ausgehend, entdeckte er seine Liebe für die gefiederte Welt und wurde einer ihrer lebensvollsten Interpreten in der Malerei und Graphik, nicht zuletzt aber auch in Keramiken und feinen Porzellanfigurinen.“[10]
Pottners Werke wurden 1935 im jüdischen Museum in der Oranienburger Straße Berlins ausgestellt; Braunschweig ehrte ihn 1952 den 80. Geburtstag ebenfalls mit einer Ausstellung. In einer großen Secessionsausstellung des Berliner Kunstvereins 1982 war Pottner mit zehn Gemälden, Grafiken und Keramiken vertreten. Seit den 1990er-Jahren hat der Kunsthistoriker Markus Oertel umfangreiches Material zum Werk und Leben Pottners zusammengetragen.[2][11] Seine Werke befinden sich u. a. im Brooklyn Museum[12] und im Museum of Modern Art.[13]
Emil Pottner – Impressionistische Glanzstücke in Malerei und Plastik. Edition Galerie Mutter Fourage, 2013, ISBN 978-3-00-044068-7.
Karl-Heinz Friedrich: Petzow – Relativ absolut. BoD-Verlag Norderstedt 2017, ISBN 978-3-7431-9258-4.
Pottner, Emil, in: Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. München : Saur, 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 300
Christiane Goldenstedt: Letzte Zuflucht Palästina: Magarete Turnowsky-Pinner und Ernst Pinner, in: Helga Grubitzsch (Hrsg.): Wagnis des Lebens,. Eine biografische Suche nach den Spuren der NS-Zeit, Bremen 2022, Kellner Verlag, S. 185–218, ISBN 978-3-95651-331-2.
Einzelnachweise
↑Susanne Blumesberger, Michael Doppelhofer, Gabriele Mauthe: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Band 2: J–R. Hrsg. von der Österreichischen Nationalbibliothek. Saur, München 2002, ISBN 3-598-11545-8, S. 1972.
↑Eva Caspers: Paul Cassirer und die Pan-Presse: Ein Beitrag zur deutschen Buchillustration. 1989, S. 86.
↑Christiane Goldenstedt: Letzte Zuflucht Palästina - Margarete Turnowsky-Pinner und Ernst Pinner. Hrsg.: Helga Grubitzsch, Wagnis des Lebens. Kellner Verlag, Bremen 2022, ISBN 978-3-95651-331-2, S.208f.