Einwohnerentwicklung von Lübeck. Oben ab 1227 bis 2017. Unten ein Ausschnitt ab 1871
Das etwa zur Zeit Karls des Großen (748–814) errichtete Liubice war die Vorgängersiedlung der späteren Stadt Lübeck. 1143 ließ Adolf II., Graf von Schauenburg und Holstein Lübeck als erste deutsche Hafenstadt an der Ostsee errichten. Nach einem Brand 1157 wurde der Ort während der Herrschaft von Heinrich dem Löwen wiederaufgebaut und 1159 neugegründet. Vermutlich bildeten die Einwohner des slawischen Handelsplatzes Liubice den Kern der Stadtbevölkerung. Die ersten Neusiedler kamen aus der westlichen Nachbarschaft, dem Gebiet der Sachsenstämme Holsten und Stormarn, später aus dem ferneren Westen, den Niederlanden, Friesland und Westfalen.
Wegen der zentralen Lage in der Wirtschaftsregion zwischen Ärmelkanal und Nowgorod sowie zahlreicher Privilegien nahm die Stadt einen lebhaften Aufschwung. Im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit war Lübeck eine der größten deutschen Städte. Sie wurde an Einwohnerzahl nur von Köln und zeitweise Magdeburg übertroffen und gehörte neben Rom, Venedig, Pisa und Florenz zu den fünf Herrlichkeiten des Reiches. 1642 lebten in Lübeck mehr als 30.000 Menschen. Nach dem Niedergang der Hanse und deren Auflösung 1669 ging die Bevölkerungszahl bis 1769 auf unter 18.000 zurück.
Im 19. Jahrhundert begann die Bevölkerung zu wachsen. Bis zur Aufhebung der Torsperre bereits um circa 50 Prozent, danach jedoch im Zug der Industrialisierung noch erheblich rasanter und zwar bis 1880 auf über 50.000. Im Jahre 1912 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt Lübeck die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Die Eingemeindung der Stadt Travemünde (1910 = 2.162 Einwohner) und weiterer elf Landgemeinden am 1. April 1913 brachte einen Zuwachs von rund 14.000 Personen. In weniger als 100 Jahren hatte sich die Bevölkerung damit vervierfacht. Im Vergleich zu vielen in dieser Hinsicht erfolgreicheren Städten Deutschlands, insbesondere zu Hamburg, Kiel und Stettin hing jedoch selbst diese Entwicklung zurück. Lübeck gehörte in dieser Hinsicht nur zur Mittelgruppe der Städte, die zwar den Absprung in die neue Zeit schafften, jedoch nicht mit der Spitzengruppe mithalten konnte.
Die Volkszählung vom 17. Mai 1939 ergab eine Bevölkerungszahl von 154.311. Bis Dezember 1945 stieg diese um rund 100.000 Personen auf 250.181 – historischer Höchststand. Bei der Zählung vom 29. Oktober 1946 wurden 87.288 Flüchtlinge ermittelt. Die unterzubringende Gesamtbevölkerung lag bei 223.059 Personen (einschließlich Ausländer bei 235.923). Diese Entwicklung ist fast ausschließlich auf den Zweiten Weltkrieg zurückzuführen. Lübeck war bereits in der zweiten Hälfte des Krieges Flüchtlingsstadt, weil es nach dem ersten Bombenangriff von weiteren Bombenangriffen verschont blieb und relativ zu anderen deutschen Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern nur gering zerstört wurde. Dieser Umstand war auch entscheidend dafür, dass die Alliierten in und bei Lübeck Flüchtlingslager einrichteten. Viele der Flüchtlinge wurden in Lübeck sesshaft, unter ihnen allerdings auffällig wenig Selbständige und Akademiker.
Am 31. Dezember 2018 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Lübeck nach Fortschreibung des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein 217.198 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern). Das Melderegister der Stadt zeigte im April 2019 eine Einwohnerzahl von knapp 220.000.
Zukunftsforscher sagen für die weitere Entwicklung bis 2030 einen Einwohnerverlust von circa fünf Prozent voraus.
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligenGebietsstand. Bis 1788 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der Stadtverwaltung (bis 1970) und des Statistischen Landesamtes (ab 1971). Die Angaben beziehen sich ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.
Von 1227 bis 1870
(jeweiliger Gebietsstand)
Jahr
Einwohner
1227
6.000
1350
18.800
1400
17.200
1460
21.568
1487
23.157
1502
25.444
1532
22.452
1600
22.570
1642
31.068
1662
26.597
1682
23.596
1708
19.978
Jahr/Datum
Einwohner
1728
18.667
1769
17.644
1788
18.693
1. Oktober 1807 ¹
24.631
1. Januar 1812 ¹
22.772
1. November 1815 ¹
24.143
1. November 1828 ¹
25.600
1. September 1845 ¹
25.360
1. September 1851 ¹
26.098
1. September 1857 ¹
26.672
1. September 1862 ¹
27.249
3. Dezember 1867 ¹
34.346
¹ Volkszählungsergebnis
Von 1871 bis 1944
(jeweiliger Gebietsstand)
Einwohner 1871 der Freien und Hansestadt Lübeck[1]
Quellen: Stadt Lübeck (bis 1970), Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (ab 1971)
Ab 1990
(jeweiliger Gebietsstand)
Datum
Einwohner
31. Dezember 1990
214.758
31. Dezember 1991
215.999
31. Dezember 1992
217.500
31. Dezember 1993
217.269
31. Dezember 1994
216.854
31. Dezember 1995
216.986
31. Dezember 1996
215.673
31. Dezember 1997
215.376
31. Dezember 1998
214.017
31. Dezember 1999
213.326
31. Dezember 2000
213.399
31. Dezember 2001
213.496
Datum
Einwohner
31. Dezember 2002
213.301
31. Dezember 2003
212.754
31. Dezember 2004
211.874
31. Dezember 2005
211.825
31. Dezember 2006
211.213
31. Dezember 2007
211.541
31. Dezember 2012
211.713
31. Dezember 2013
212.958
31. Dezember 2014
214.420
31. Dezember 2015
216.253
31. Dezember 2016
216.712
31. Dezember 2017
216.318
Datum
Einwohner
31. Dezember 2018
217.198
31. Dezember 2019
216.530
31. Dezember 2020
215.846
31. Dezember 2021
216.277
31. Dezember 2022
218.095
31. Dezember 2023
219.044
Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein[2] Grundlage: Amtliche Bevölkerungsfortschreibung; diese Zahlen weichen von denen der Hansestadt Lübeck ab, die auf der Grundlage des Einwohnermelderegisters erstellt werden; die dortigen Zahlen lauten zum 31. Dezember 2017 219.255 und zum 31. Dezember 2018 220.629.[3]
Bevölkerungsprognose
In ihrem 2006 publizierten „Wegweiser Demographischer Wandel 2020“, in dem die Bertelsmann-Stiftung Daten zur Entwicklung der Einwohnerzahl von 2.959 Kommunen in Deutschland liefert, wurde für Lübeck ein Rückgang der Bevölkerung zwischen 2003 und 2020 um 2,7 Prozent (5.785 Personen) vorausgesagt. In dem Portal „Wegweiser Kommune“, einer Weiterentwicklung des „Wegweisers Demographischer Wandel“, prognostiziert die Bertelsmann-Stiftung weiterhin einen vergleichbaren Bevölkerungsrückgang[4]. Entgegen dieser Prognosen ist die Bevölkerung Lübecks zum 31. Dezember 2023 auf 219.044 angewachsen. Die Prognose der Hansestadt Lübeck geht von über 225.000 Einwohnern im Jahre 2035 aus.[5]
Absolute Bevölkerungsentwicklung 2003–2030 – Prognose für Lübeck (Hauptwohnsitze):
Die größten Gruppen der melderechtlich in Lübeck registrierten Ausländer kamen am 31. Dezember 2006 aus der Türkei (5.508), Polen (1.353), Ukraine (671), Griechenland (617), Russland (598), Irak (486), Italien (480), Finnland (293), Portugal (256), Spanien (236), Österreich (232) und China (212).[7]
Bevölkerung
Stand 31. Dezember 2006
Einwohner mit Hauptwohnsitz
211.213
davon männlich
100.490
weiblich
110.723
Deutsche
195.318
Ausländer
15.895
Ausländeranteil in Prozent
7,5
Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein
Altersstruktur
Die folgende Übersicht zeigt die Altersstruktur vom 31. Dezember 2006 (Hauptwohnsitze).
Alter von – bis
Einwohnerzahl
Anteil in Prozent
0 – 5
10.549
5,0
6 – 9
7.462
3,5
10 – 17
16.120
7,6
18 – 29
31.006
14,7
30 – 44
45.814
21,7
45 – 64
52.838
25,0
über 65
47.424
22,5
Gesamt
211.213
100,0
Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein
Stadtgliederung
Stadtteile
Die Einwohnerzahlen beziehen sich auf den 30. Juni 2018 (Hauptwohnsitze).[9]