Ein Weihnachtsmärchen (2008)

Film
Titel Ein Weihnachtsmärchen
Originaltitel Un conte de Noël
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 2008
Länge 147 Minuten
Stab
Regie Arnaud Desplechin
Drehbuch Arnaud Desplechin
Emmanuel Bourdieu
Produktion Gilles-Marie Tiné
Musik Grégoire Hetzel
Kamera Éric Gautier
Schnitt Laurence Briaud
Besetzung

Ein Weihnachtsmärchen ist ein französisches Komödien-Drama aus dem Jahr 2008. Der preisgekrönte und von der Kritik gelobte Film wurde am 18. Dezember 2008 in der Schweiz veröffentlicht.

Handlung

Im Haus des alternden Ehepaares Junon und Abel Vuillard trifft sich die ganze Familie zum Weihnachtsfest. Dank Vater Abels Bemühen ist auch Henri, der verstoßene Sohn, diesmal dabei. Dieses Weihnachten steht ganz im Zeichen von Junons Krebserkrankung. Ihr Blutkrebs soll mit Hilfe einer Knochenmarktransplantation besiegt werden. Nachdem sich in den letzten Wochen alle histologisch untersuchen ließen, kommen nur noch ihr 14-jähriger Enkel Paul und ihr ungeliebter Sohn Henri als Spender in Betracht. Junon entscheidet sich für Henri als Spender. „Er kam aus meinem Bauch – ich nehme mir nur, was mir gehört“ sind ihre Worte.

Ungeachtet der Festtage keimen die alten Feindseligkeiten wieder auf. Junons Schwiegersohn Claude reist nach einer Schlägerei mit dem cholerischen Henri wieder ab. Von einer alten Freundin der Familie erfährt Junons Schwiegertochter Sylvia Einzelheiten aus der Vergangenheit ihres Ehemannes Ivan, nämlich dass dieser einst seinen Cousin Simon dazu überredete, auf Sylvia zu verzichten, weil er so unsterblich in Sylvia verliebt sei. Sie fühlt sich übergangen, hätte sie doch gern selbst entschieden, mit wem sie ihr Leben verbringt.

Henris Freundin Faunia verlässt das Haus noch vor Heiligabend – als Jüdin steht sie dem Weihnachtsfest kritisch gegenüber. Simon verlässt die Familienfeier am Heiligabend, um sich in einer Bar zu betrinken. All sein Tun und seine Gedanken sind auf Sylvia gerichtet. Sein Leben erscheint ihm sinnlos ohne sie. Sylvia findet ihn, holt ihn nach Hause und verbringt die Nacht mit ihm. Ihrem Gatten Ivan bleibt dies nicht verborgen.

Elisabeth beklagt sich am nächsten Morgen bei ihrem Vater über ihre mangelnde Lebensfreude. Der sieht den frühen Tod ihres Bruders Josef, dem erstgeborenen der Vuillards, als Auslöser.

Nach den Festtagen erfolgt dann die Transplantation. Henri besucht seine Mutter gegen den Rat des medizinischen Personals sofort nach dem Erwachen aus der Narkose, zeigt sich ihr gegenüber fürsorglich und aufmunternd. Elisabeths anschließendem Monolog ist zu entnehmen, dass Junons Körper das Transplantat gut angenommen hat.

Hintergrundinformationen

Die Filmemacher Arnaud Desplechin und Emmanuel Bourdieu ließen sich durch das Sachbuch La Greffe, entre biologie et psychanalyse von Jacques Ascher und Jean-Pierre Jouet inspirieren.[1]

Das Budget des Films betrug rund 6,3 Mio. Euro. Die Einnahmen weltweit beliefen sich auf etwas mehr als 5 Mio. Dollar.[2] Die Drehorte waren Paris, Lille, Croix, Roubaix und der Friedhof in Tourcoing.[3] In der Uni-Klinik von Lille wurden keine agenturvermittelten Comparsen eingesetzt, sondern das tatsächlich dort beschäftigte Personal.[4]

Trivia

Die Darstellerinnen Catherine Deneuve und Chiara Mastroianni sind Mutter und Tochter.

Filmmusik

  • SommernachtstraumFelix Mendelssohn Bartholdy
  • LullabyGeorge Gershwin
  • Lyric Fathom – Blackalicious
  • Merry Christmas BabyOtis Redding
  • Merry Christmas Baby – The M. Jones and Johnny Moore Orchestra
  • Domenico Scarlattis Sonate K27 in H-Moll – Marcela Roggeri
  • Domenico Scarlattis Sonate in H-Moll – Scott Ross
  • Love & Happiness – Julien Lebrun
  • Nisi DominusRegensburger Domspatzen
  • No Surrender – White & Spirit
  • I’m a good woman – The Generation
  • The big sleep – Gaspard Royant
  • King of Rock Bottom – Mr. J. Meideros
  • O Come All Ye Faithful – Mark Ford
  • Symphonie Ad Sepulcrum – Quintett unter der Leitung von Anne Christine Leuridan
  • Lotus BlossomJoe Henderson
  • Fleurette africaineDuke Ellington
  • Ad Lib On Nippon – Duke Ellington
  • It’s Been A Long Long TimeBrook Benton
  • It’s A Good Woman – Ozen
  • Expectation – The Coal Aston Carollers
  • Hark, Hark! – Carollers From the Black Bull
  • BulbsGil Evans
  • Was It You? – Art Palmer Quartet
  • AirCecil Taylor
  • Vivaldis L'estro armonico Opus 3 – Europa Galante
  • Gaude et laetare – Chor der Westminster-Kathedrale
  • Prince Zorro – Olivier Deparis
  • Hark!Les Petits Chanteurs à la Croix de Bois
  • Ana Baashaq El Bahr – Nagat El Saghira
  • Raga Hansadhwani – Shiv Kumar Sharma
  • Oderjimi Jim – Novella Nikolaeva Matveeva

Die musikalische Untermalung stammt aus der Feder von Grégoire Hetzel.[5]

Kritik

„In expressivem Erzählstil mit extremen Kameraperspektiven und Brüchen der Geschlossenheit der fiktionalen Welt entfaltet das ungewöhnliche Familiendrama ein tragikomisches, mal surreales, mal beklemmend realistisches Universum, dessen schonungslosem, aber doch zärtlichem Ton sich die vorzüglichen Darsteller nahtlos einfügen.“

Lexikon des internationalen Films[6]

„‚Conte de Noël‘ aber ist ein seltener Glücksfall geworden, wo sich große Schauspieleregos gänzlich uneigennützig in den Dienst eines an Ideen überschäumenden Regisseurs stellen, der mit shakespeare’scher Wucht, Verve und Chuzpe das Genre des Familienrührstücks für die Leinwand neu zu erfinden weiß. […] Wie ein großer Jazzvirtuose experimentiert Desplechin stilistisch mit Schattentheaterfiguren, Zeitlupen, Schlüssellochaufnahmen und Fotocollagen und unterlegt dieses kreative Chaos auch noch mit der gesamten Bandbreite musikalischen Schaffens. Wer soviel riskiert und dabei seinem inneren Werte- und Emotionen-Kompass treu bleibt, kann im Kino von heute immer noch viel gewinnen.“

Auszeichnungen

  • Étoile d’Or (Frankreich)
    • Auszeichnung: Beste Regie (Arnaud Desplechin)

Einzelnachweise

  1. http://www.allocine.fr/film/fichefilm-126483/secrets-tournage/
  2. http://www.jpbox-office.com/fichfilm.php?id=10187
  3. IMDb Drehorte
  4. IMDb Trivia
  5. IMDb Soundtrack und Amazon
  6. Ein Weihnachtsmärchen. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 23. April 2012.
  7. Un conte de Noël@1@2Vorlage:Toter Link/www.arte.tv (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., arte.tv, abgerufen am 23. April 2012