Eidgenössisches MusikfestAls Eidgenössisches Musikfest (französisch Fête fédérale de musique, italienisch Festa federale di musica, rätoromanisch Fiasta da musica federala) wird das alle fünf Jahre vom Schweizer Blasmusikverband (SBV), der Dachorganisation der kantonalen und regionalen Musikverbände, organisierte Eidgenössische Fest bezeichnet. VorgeschichteIn der Schweiz wurden die ersten zivilen Blasmusikvereine während der Helvetischen Republik nach dem Vorbild der Musikkorps der französischen Besatzungstruppen gegründet. Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden aus privater Initiative und auf freiwilliger Basis die ersten Harmoniemusiken, die sogenannten Feldmusikgesellschaften. Obschon die alten Eidgenossen nach den Marschrhythmen der Trommler und Pfeiffer in die Schlacht zogen, bildeten die zivilen Blasmusikvereine die Vorläufer der Militärmusik. Bis 1875 war die Aushebung und Ausbildung der Truppen eine rein kantonale Angelegenheit. Kantonale Militärbehörden und das Offizierskorps zeigten für diese Musikgattung grosses Interesse. Sie boten die zivilen Harmoniefeldmusiken gegen Bezahlung zu kantonalen und eidgenössischen Truppenzusammenzügen und Musterungen auf. Zum Beispiel wurde die älteste Solothurner Musik Fulenbach in den Jahren 1820 bis 1824 zur Teilnahme an eidgenössischen Musterungen nach Solothurn und Olten verpflichtet. Mit der Erfindung der Ventile an den Blechblasinstrumenten um das Jahr 1820 vermehrten sich die Gründungen von privaten Musikgesellschaften. 1875 verfügte eine eidgenössische Verordnung, dass die Aushebung der Trompeter der eidgenössischen und kantonalen Truppenkörper anlässlich der allgemeinen Rekrutierung durch Trompeterinstruktoren zu erfolgen habe. Damit übernahmen die militärischen Bataillonsspiele die bisherigen Aufgaben der zivilen Feldmusiken. Nach der Gründung der Eidgenössischen Blechmusikgesellschaft 1862 (ab 1905 Eidgenössischer Musikverein, seit 1989 Schweizer Blasmusikverband) entstand eine Mehrheit der heute noch bestehenden Vereine. Der eidgenössische Dachverband und die kantonalen und Bezirksmusikverbände sowie der 1945 gegründete Eidgenössische Dirigentenverband koordinieren das gesamtschweizerische Blasmusikwesen, fördern die musikalischen und organisatorischen Belange wie die eidgenössischen Musikfeste. 1864 fand das erste Eidgenössische Musikfest in Solothurn statt. Der Schweizer Blasmusikverband umfasst heute über 2.200 Vereine mit rund 90.000 Aktivmitgliedern. Mit einem Blasmusikverein in fast jedem Schweizer Dorf bildet die Schweiz einen Verbreitungsschwerpunkt der Blasmusik im deutschsprachigen Raum. Die im gleichen Zeitraum wie die modernen Schweiz und ihre direkten Demokratie entstandene Blasmusik hat für den Zusammenhalt der Willensnation Schweiz eine grosse Bedeutung. Sie verbindet Menschen, die zwar verschiedene Sprachen sprechen und verschiedene Lebensformen pflegen, aber musikalisch und politisch vereint einstimmig auftreten. Die Musikvereine haben die Menschen an unzählige Anlässe, von denen das Eidgenössische Musikfest den jeweiligen Höhepunkt bildet, eingeladen und zusammengebracht. 20. JahrhundertWährend im 19. Jahrhundert ein eigenständiges Blasmusikrepertoire noch fehlte, entstanden nach 1900 Originalkompositionen für Amateurblasmusiken. Der Komponist Peter Fassbänder (1869–1920) gehörte zu den ersten in der Schweiz, die originale Literatur für Blasorchester komponierten. Er schrieb alle Pflichtstücke, einige Primavista- und ein Gesamtchorstück für das 16. Eidgenössische Musikfest, das 1912 in Vevey stattfand. Carl Friedemann (1862–1952) komponierte ab 1923 für Eidgenössische Musik- und Turnfeste mehrere Werke für Blasorchester. Die Dramatische Ouvertüre von Franz von Blon (1861–1945), die er für das 19. Eidgenössische Musikfest in Bern 1931 komponierte, wird zu den Pionierwerken der sinfonischen Blasmusik gerechnet. In der Zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Literatur immer vielfältiger. Die Russische Rhapsodie von Hans Heusser (1892–1942) war am 28. Eidgenössischen Musikfest in Winterthur 1986 Pflichtstück. 21. JahrhundertHeute werden fast alle Musikstile gespielt: traditionelle und avantgardistische Blasorchestermusik, bearbeitete Orchesterwerke, Jazz, Rock- und Popmusik, Filmmusik, Musicals und von der Volksmusik beeinflusste Unterhaltungsmusik. Am Eidgenössischen Musikfest 2016 in Montreux nahmen 556 Blasmusikvereine mit 26.000 aktiven Musikanten und gegen 150.000 Besucher teil.[1] Nachdem das Fest 2021 wegen der Covid19-Pandemie abgesagt werden musste, soll es nun 2026 in Biel stattfinden. da Interlaken aus wirtschaftlichen Gründen auf die Ausrichtung verzichtete.[2] Eidgenössische Musikfeste
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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