Ehrenpforte

Ehrenpforte für Kaiser Joseph I. (HRR)
Ehrenpforte der Universität Freiburg aus Anlass der Durchfahrt von Marie Antoinette als Braut Ludwigs XVI.

Als Ehrenpforte werden provisorische oder, seltener, auf Dauer angelegte Torbauten bezeichnet, die aus Anlass besonderer Festlichkeiten (militärische Siege, Fürstenhochzeiten, Herrscherbesuche, kirchliche Hochfeste etc.) errichtet wurden oder werden.[1]

Begriff, Unterscheidung

Der Begriff wird auch im übertragenen Sinn verwendet, etwa bei der Ehrenpforte Maximilians I., einem Holzschnittwerk.

Von den Triumphbögen unterscheiden sich die Ehrenpforten nach Auffassung der Erbauer durch ihren ephemeren Charakter, die Ehrenpforten seien nur für einen aktuellen Anlass bestimmt gewesen, und entsprechend kamen für ihre Gestaltung unterschiedliche Materialien zur Anwendung: dauerhafte für die Triumphbögen und vergängliche für die Ehrenpforten.[2]

Geschichte

Ehrenpforten sind schon für das 12. Jahrhundert nachgewiesen. Kardinal Cencius Camerarius (Cencio Savelli) verweist 1192 in seinem Liber censuum auf solche Ehrenpforten für den Papst am Ostermontag.[2] Sehr gebräuchlich war die Errichtung festlicher Ehrenpforten in den europäischen Städten ab dem 13. Jahrhundert, mit einem Schwerpunkt im 16. und 17. Jahrhundert. Die Aufklärung betrachtete solche Bauten als unnütz. Kaiser Leopold II. (HRR) in Wien verweigerte etwa 1790 die Errichtung einer Ehrenpforte und ordnete an, das dafür vorgesehene Geld zur Ausstattung von 40 Landmädchen zu verwenden. Auch Friedrich II. (Preußen) hatte bei seinem siegreichen Einzug nach Berlin 1763 die für ihn errichtete Ehrenpforte als unnötige Ausgabe missbilligend zur Kenntnis genommen. Dennoch erhielt sich der Brauch bis ins 19. Jahrhundert und darüber hinaus, so dass er noch immer Gegenstand von Lehrbüchern war. Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus wurde er beispielsweise wieder häufiger gepflegt.[3]

Beispiele aus Europa

Literatur

Einzelnachweise

  1. Ehrenpforte. In: Luegers Lexikon der gesamten Technik. 2. Auflage. Band 3. Deutsche Verlags-Anstalt, Leipzig / Stuttgart 1906, S. 223 (Digitalisat. zeno.org). Hier wird vermerkt, aus den provisorischen Ehrenpforten hätten sich die monumentale Triumphbögen entwickelt. „Die provisorischen Ehrenpforten bestehen zumeist aus einem rohen Holzgerüst, das mit grünem Laub verdeckt erscheint und überdies mit Fahnen, Kränzen, Gipsstatuen, Trophäen u. dergl. dekoriert wird. Im Mittelalter war es gebräuchlich, Gruppen oder Einzelfiguren von lebenden Wesen so zu verwenden, daß sie einen sehr wirkungsvollen plastischen Schmuck des provisorischen Baues bildeten. Die meisten Ehrenpforten haben bloß einen großen Durchgang; zuweilen aber erscheinen auch drei Pforten angeordnet: die mittlere große Tür den Festzug, die beiden zur Seite für Fußgänger.“ Die „monumentalen Triumphbögen“ gab es allerdings schon im antiken Rom; etwa als Trajansbogen oder Titusbogen. Sie wurden unabhängig von einem Triumphzug errichtet. Sulzer (1774) behandelte Triumphbögen und Ehrenpforten als Synonyme. Johann Georg Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Band 2. S. 1183 ff. Der große Pariser Triumphbogen wurde übrigens zunächst 1810 als provisorische Ehrenpforte errichtet.
  2. a b RDK Labor. 16. November 2016, archiviert vom Original am 16. November 2016; abgerufen am 22. April 2024.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rdklabor.de
  3. Beispiel: Ehrenpforte an der Stöpe 1935, Adolf Hitler Koog, Ehrenpforten aus Anlass des Bückebergfestes in Hameln
  4. Theodor Krauth, Franz Sales Meyer: Die Bau- und Kunstzimmerei: mit besonderer Berücksichtigung der äusseren Form, Band 2: Tafeln. Leipzig 1893, Tafel 131. (Digitalisat)