In einer wohlhabenden Brüsseler Familie geboren, studierte Edouard de Bièfve 1825 bis 1830 an der Brüsseler Malerakademie bei dem Historienmaler Joseph Paelinck, ging 1831 nach Paris und wandte sich dort den Romantikern zu. Bis 1841 bildete er sich zunächst im Atelier des Bildhauers David d’Angers und darauf bei dem Historienmaler Paul Delaroche weiter. Mit seinen Historiengemälden beschickte er in jenen Jahren Ausstellungen in Paris, aber auch in Antwerpen, Gent und Brüssel. Die Regierung des neuen, von den Niederlanden unabhängigen belgischen Staates wurde auf Edouard de Bièfves romantische Bilder aufmerksam und beauftragte ihn mit einem das belgische Nationalgefühl ansprechenden Werk über den Niederländischen Aufstand gegen die spanische Herrschaft. 1841 kehrte der Künstler nach Brüssel heim und stellte in Gent das für das Königliche Museum der Schönen Künste in Brüssel gemalte Bild Unterzeichnung des Compromisses der Edlen von Burgund am 16. Februar 1566 gegen die Einführung der Inquisition[1] (frz. Le Compromis des nobles en 1566) aus. Das Bild kam nicht nur in Belgien gut an. Zum Beispiel auf einer Rundreise durch Deutschland in den Jahren 1842 und 1843 erlebte der Künstler im Kunstverein mancher Stadt für dieses sein Hauptwerk besondere Aufmerksamkeit. Mehr noch – Edouard de Bièfve belebte mit seinem Meisterwerk innerdeutsche Diskussionen um die deutsche Historienmalerei.
De Bièfve vermachte dem belgischen Staat alle seine Bilder und sein Vermögen. Die letzte Ruhe fand er auf dem Laekener Friedhof.
Ehrungen und Mitgliedschaften
Goldmedaille der Koninklijke Academie voor Schone Kunsten van Gent
Andrea Meyer schreibt zu der heftigen Kontroverse, die das Bild Le Compromis des nobles en 1566 in Deutschland ausgelöst hatte: Während Ernst Förster im Kunstblatt das belgische Kunstwerk negativ bewertet habe, hätte Franz Kugler das Bild gelobt.[3]
Judith Ogonovszky-Steffens: Edouard de Bièfve (1808–1882). Une étoile au sein de l’art officiel belge. In: Revue belge d’archéologie et d’histoire de l’art. 71, 2002, S. 59–88.
↑Andrea Meyer in Michel Espagne, Bénédicte Savoy, Céline Trautmann-Waller (Hrsg.): Franz Theodor Kugler. Deutscher Kunsthistoriker und Berliner Dichter. Akademie-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-05-004645-7, S. 159–160; s. Franz Kugler: Sendschreiben an Herrn Dr. Ernst Förster in München über die beiden Bilder von Gallait und de Biefve. In: ders., Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte, Bd. 3, Stuttgart 1854, S. 401–407.
↑Peter Stapf: Der Maler Max Thedy (1858–1924). Leben und Werk. Böhlau, Köln 2014, ISBN 978-3-412-22264-2, S. 48–49.