Edgard Poe et ses œuvresEdgard Poe et ses œuvres (frz. für: Edgard sic! Poe und seine Werke) ist der einzige literarische Essay des französischen Schriftstellers Jules Verne. Er wurde im April 1864 in der französischen Literaturzeitschrift Musée des Familles veröffentlicht.[1] Der 36-jährige Verne befasste sich in diesem Essay mit Leben und Werk des 1849 verstorbenen US-amerikanischen Schriftstellers Edgar Allan Poe. Einige von Poes Werken haben Verne zu einigen seiner bekanntesten Romane inspiriert, so zu: Von der Erde zum Mond von 1865, Reise um die Erde in 80 Tagen von 1873[2] und Die Eissphinx von 1897, die Verne als eine Fortsetzung von Poes The Narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket anlegte.[3] InhaltAuf den 15 Seiten von Edgard Poe et ses œuvres, unterteilt in vier Kapitel, erörtert Verne verschiedene Aspekte von Edgar Allan Poes Leben und Werk, das einem breiten Publikum in Frankreich erst ab ca. 1856 durch die exzellenten Übersetzungen von Charles Baudelaire bekannt geworden war. Verne beginnt mit Poes Biografie und stellt ihn als « romancier américain de haute réputation » (amerikanischen Autor großer Reputation) vor, dessen Werk (in Frankreich) aber noch wenig bekannt sei. Bereits in der Einleitung bezeichnet Verne ihn als « chef de l'Ecole de l'étrange » (Herr der Schule des Fremdartigen/Seltsamen), da er dieses Genre kreiert habe und prophezeit, dass Poes Werke und Stil Nachahmer finden werden, die aber, obwohl sie glauben, ihn zu übertreffen, ihm nicht einmal ebenbürtig sein werden.
Anschließend bezieht sich Verne auf Baudelaires Vorwort zu dessen Poe-Übersetzung und würdigt insgesamt seinen französischen Kollegen und dessen literarische Leistung in Bezug auf das Werk Poes. Es folgt eine kurze Schilderung von Poes Lebensumständen auf schließlich die Beschreibung wesentlicher Werke, wobei Verne explizit den Journalisten, Philosophen und Literaturkritiker Poe ausklammert, um sich auf den genialen Schriftsteller zu konzentrieren, wobei er jedoch hervorhebt, dass er nicht versuchen werde, das Unerklärliche, Unfassbare, Unmögliche, das Poes Phantasie bis zum Äußersten zu erzeugen vermöge, zu erklären.
Verne deutet zunächst vermeintlich an, man könne Poes Werk eventuell mit dem der britischen Autorin Anne Radcliff [sic!] und des Deutschen E. T. A. Hoffmann vergleichen. Beide waren damals bereits bekannt für ihre Werke der Schauergeschichten und der Schwarzen Romantik, doch verneint Verne dies umgehend, da Poes Werke und die darin vorkommenden Charaktere lebensecht seien – wenn sie sich auch nicht definieren oder fassen ließen, weil sie so außergewöhnlich seien.
Schließlich bespricht Verne eine eigene Auswahl von 13 Werken Poes aus den von Charles Baudelaire übersetzten und bei Michel Lévy frères veröffentlichten Histoires extraordinaires von 1856 und den Nouvelles histoires extraordinaires von 1857 sowie den von ihm ebenfalls übersetzten Les Aventures d'Arthur Gordon Pym von 1859. Als weitere Quelle nutzte Verne die 1862 bei Pierre-Jules Hetzel erschienenen Contes inédits in der Übersetzung von William Little Hughes. Verne bespricht in dieser Reihenfolge:
Von diesen gibt er insbesondere bei den drei Kriminalkurzgeschichten, die den von Poe geschaffenen Privatdetektiv Auguste Dupin als Protagonisten haben, ausführliche Inhaltsangaben, wobei er Originalzitate (aus den französischen Übersetzungen) verwendet. Mit Ausführlichkeit und deutlicher Bewunderung schildert er Poes Technik der Analyse und der Deduktion, wie sie Dupin in bisher nicht gekannter Weise anwendet, um die Kriminalfälle zu lösen. Anschließend wendet sich Verne The Balloon Hoax zu. Auch hier folgt eine umfangreiche Inhaltsangabe, vor allem im Vergleich zu Poes The Unparalleled Adventure of One Hans Pfaall. Es folgen schließlich sehr kurze Erwähnungen der anderen Erzählung. Den Abschluss des Essays bildet Poes einziger Roman The Narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket. Dieser wird ebenfalls sehr ausführlich beschrieben, wobei Verne seine Leser fragt, wer wohl das seiner Meinung nach unvollendete Werk Poes abschließen werde. Er selbst werde es wohl nicht sein, da er nicht mutig und kühn genug dafür sei.
Verne beschließt seinen Essay erneut mit dem Hinweis, dass Poe ein neues literarisches Genre geschaffen habe. Man müsse Poes Werk bewundern, denn er habe so vollkommen Neues erschaffen. IllustrationenDer Text enthält sechs Illustrationen von den französischen Künstlern Frédéric Lix (1830–1897) und Yan' Dargent (1824–1899).[4] AusgabenDer Essay erschien in:
Deutschsprachige Ausgaben
Inspiration für VerneMehrere Werke Poes haben Verne als Inspiration oder Vorlage gedient[5], so zum Beispiel Poes 1835 verfasste Erzählung The Unparalleled Adventure of One Hans Pfaall oder die 1844 erschienene Kurzgeschichte The Balloon-Hoax, deren Motive in Vernes Roman Fünf Wochen im Ballon aus dem Jahre 1863 wiederzuerkennen sind.[6] Three Sundays in a Week diente als Vorlage für Reise um die Erde in 80 Tagen. Vernes Die Eissphinx bildet eine Fortführung der Geschichte von Poes Arthur Gordon Pym.[7] Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
|