Edgar ManasEdgar Manas Efendi (armenisch Էտկառ Մանաս; * 12. April 1875 in Istanbul; † 9. März 1964 ebenda) war ein armenischer Komponist, Dirigent und Musikwissenschaftler. Er schuf die Instrumental- und Orchesterfassung der türkischen Nationalhymne İstiklâl Marşı.[1] HerkunftEdgars Vater Alexandre Manas war der Chefübersetzer innerhalb der Verwaltung für öffentliche Schulden im Osmanischen Reich. Die Familie Manas stammt aus Kayseri her, die Abstammungslinie wird bis auf die Mitte des 17. Jahrhunderts zurückgeführt. Raphael Manas (1710–1790), ein staatlicher Kunstmaler des Osmanischen Reiches, war einer der bekanntesten Persönlichkeiten der Manas-Familie: Er malte die Porträts der Sultane Mahmud I., Osman III. und Mustafa III.[2] Frühes LebenEdgar Manas selbst wurde am 12. April 1875 in Istanbul geboren. Der künstlerisch und handwerklich begabte junge Edgar wurde im Alter von 13 Jahren nach Italien entsandt, wo er die armenische Murat-Raphaelian-Schule besuchte, um Handel und Kommerz zu studieren. In Venedig hatte er auch Piano-Unterricht bei Professor Trivellini. Nach dem Examen 1894 kehrte er in seine Heimatstadt zurück. Allerdings zog ihn sein Impuls, seine musikalischen Studien fortzusetzen, nach Italien zurück, wo er sich in Padua ansiedelte und mit dem Komponisten Luigi Bottazzo arbeitete, dabei fokussierte er auf Harmonie, Kontrapunkt und Fuge.[3] Professionelle Karriere1912 machte er Bekanntschaft mit Komitas, dem Gründervater der modernen armenischen Musik. Ihr Verhältnis war herzlich, aber auch nicht besonders nah, da Manas und Komitas in „verschiedenen ästhetischen Welten“ lebten.[4] Im gleichen Jahr veröffentlichte der Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel zwei von Edgar Manas’ Kompositionen – Suite for piano und String Quartet. Es folgten andere europäische Verlagshäuser, darunter Salabert,[5] Senard[6] und Hamelle.[7] Sein String Quartet wurde am 6. Mai 1921 an der Union française uraufgeführt. Mitglieder des Quartetts waren die Geiger Ekrem Zeki Ün und Krikor Garabedian, der Bratschist Diran Israelian und der Cellist Kalayov. Hier spielte Manas seine Piano Suite und begleitete die Sopranistin A. Khandjian bei einer Reihe von Liedern. Wenige Jahre später wurde das String Quartet in Leipzig mit viel Publikumserfolg vorgestellt. Martin Friedland schrieb in der Neuen Zeitschrift für Musik:
Manas stieg bald ins Direktorat des Chors Քնար (Lyre) auf, begleitet von der Armenischen Jugendliga Konstantinopels. Zwischen 1920 und 1922 trat er dem Musikverein Արուեստասէր (Devotee of the Arts) bei. Auf dessen letzten Konzert am 20. Januar 1922 umfasste das Programm auch Manas' eigene Komposition Իմ մահը («My Death»). Manas lehrte Musik an der Armenischen Esayan-Tagesschule[9] und wurde 1923 im Dârülelhan eingestellt[10] (Vorgänger des Istanbuler Staatskonservatoriums[11]), um das Orchester zu dirigieren und den ersten Frauenchor der neu gegründeten Türkischen Republik unter Mustafa Kemal Atatürk zu leiten. Manas unterrichtete auch Harmonielehre an der Bahariye Mektep Bandosu ve Orkestrası. Das vokal-sinfonische Ensemble des Konservatoriums präsentierte sein erstes Konzert am 28. März 1924 im Galatasaray-Gymnasium. Das Programm umfasste Ausschnitte aus Saint-Saëns’ Samson et Dalila, Giacomo Meyerbeers L'Africaine, Schumanns Nänie sowie Orchesterwerke von Gluck, Schmitt, Schumann und Mendelssohn. 1923 veröffentlichte Hamelle eine Sammlung mit Liedern von Manas, die auf armenischer Dichtung basierten, jedoch in ihrer französischen Übersetzung von Yetvart Kolandjian vorgestellt wurden. 1924 folgte die Veröffentlichung seiner Sonata für Violine und Piano, die am 19. Dezember 1932 am Hauptauditorium des Pariser Konservatoriums uraufgeführt und mit kritischer Würdigung aufgenommen wurde. Kevork Sinanian war der Violinist. Im Februar 1926 druckte der Pariser Verlag Salabert Manas’ Klavierkomposition Les îles des princes (Prinzeninseln). Das Werk besteht aus vier Sätzen, von denen jeder eine der Hauptinseln der Inselgruppe im Marmarameer porträtiert. Edgar Manas ist für seine Komposition der İstiklâl Marşı bekannt, der türkischen Nationalhymne. 1932 wurde er vom türkischen Staat beauftragt, die von Zeki Üngör kreierte Melodie zu harmonisieren und zu orchestrieren. 1933 sang ein Chor von 160 Mitgliedern sein Vatan Şarkısı (Vaterlandslied) am Tepebaşı-Theater in Istanbul vor. Im folgenden Jahr arrangierte und veröffentlichte Manas 5 Türk Halk Şarkısı (Fünf Türkische Volkslieder) und komponierte 1935 die Danses populaires Turques (Türkische Volkstänze) für Klavier, veröffentlicht in Paris von Editions Maurice Senard. Manas wurde Chormeister des Գողթան երգչախումբ (The Choir of Goghtn) der Armenischen Patriarchatskirche in Istanbul, wo er zwanzig Jahre bis 1957 diente. Seine Rapsodie de l'orient wurde 1959 vom Istanbuler Bezirksorchester unter der Leitung von Cemal Reşit Rey aufgeführt. Die bekannteste Kirchenmusik von Edgar Manas ist die Göttliche Liturgie für Solisten, Chor und Orgel. Sie wurde ursprünglich 1912 erstellt, doch ihre finale Form wurde 1948 fertiggestellt. Die groß angelegte Kompositionen hatte 1961 ihre Premiere in Istanbul und wurde 1962 in Wien veröffentlicht. Im Vorwort zur Partitur schreibt der Komponist:[12]
Edgar Manas starb am 9. März 1964 in Istanbul und ist auf dem katholischen Pangaltı-Friedhof von Şişli begraben. KompositionenOrchestral
Kirche
Weltliches Chor
Bühne
Lieder (mit Piano)
Kammer
Piano
Literatur
Einzelnachweise
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