Der Sohn des Lehrers Paul Fechner und seiner Ehefrau Charlotte geb. Sternsdorff wuchs nach der Scheidung der Eltern bei seiner Mutter in Berlin auf. Nach der Mittleren Reife begann er 1943 eine kaufmännische Lehre. Am 1. März 1944 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und geriet im April 1945 verwundet in Krummau in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
1946 bis 1948 studierte er an der Schauspielschule des Deutschen Theaters. Am 3. April 1947 debütierte er in dessen Kammerspielen. 1948 war er in Bremen engagiert, 1949 bis 1952 an der Freien Volksbühne[1]. 1951 gründete er einen eigenen Theaterclub. Als Gast spielte er an verschiedenen Theatern in Berlin sowie in Hamburg, Hannover und Celle. Ab 1961 war er zwei Jahre lang als Regieassistent am Piccolo Teatro in Mailand tätig. Nach 1963 war er wieder in der Bundesrepublik und wirkte als Schauspieler und Regisseur in Konstanz, Bremen und Hamburg.
Seit 1953 übernahm Eberhard Fechner auch Rollen im Film und vor allem im Fernsehen. 1965 wurde er beim NDR als Redaktionsassistent engagiert. Dies gab ihm die Möglichkeit, eigene Filme zu drehen. Sein Spezialgebiet wurde der Dokumentarfilm, bei welchem er immer wieder mit Rudolf Körösi zusammenarbeitete, wie auch 1969 bei der Nachrede auf Klara Heydebreck, einer minutiösen Rekonstruktion des Lebens einer eher zufällig ausgewählten Frau, die im hohen Alter Selbstmord begangen hatte. Ähnlich akribisch verfolgte er in Klassenphoto den Werdegang einiger Schüler des Lessing-Gymnasiums im BerlinerBezirk Wedding.[2] 1975 entstand sein dreistündiger Film Tadellöser & Wolff, 1979 der sechsstündige Ein Kapitel für sich. Der Roman Die Bertinis sollte ursprünglich von Eberhard Fechner in einer fünfteiligen Serie verfilmt werden, wurde dann aber als Krankheitsvertretung 1988 von Egon Monk verfilmt.
Als „begnadeter Interviewer“[3] interviewte er um 1975 die vier damals noch lebenden Mitglieder der Comedian Harmonists und um 1979–81 für seine Dokumentation Der Prozeß mehrere Zeugen und Angeklagte des Majdanek-Prozesses. Ähnlich wie Claude Lanzmann verstand er es, durch geduldiges Zuhören und Nachfragen auch sehr persönliche, kontroverse und tief verborgene Erinnerungen seiner Interviewpartner hervorzulocken. Daneben übernahm er immer wieder auch Aufgaben als Schauspieler in Fernsehfilmen.
Eberhard Fechner war ab 1949 mit Margot Krell verheiratet. Mitte der 1950er Jahre wurde Ingrid Fechner seine zweite Ehefrau († 1965). 1967 schloss er seine dritte Ehe mit Jannet Gefken, die ihm bei seinen Filmen assistierte. Sein Grab liegt auf dem Riensberger Friedhof im Bremer Stadtteil Schwachhausen.
Rolf Aurich, Torsten Musial (Hrsg.): Eberhard Fechner. Chronist des Alltäglichen, Fernsehen – Geschichte – Ästhetik (Band 4). Deutsche Kinemathek / Akademie der Künste, Edition text + kritik, München 2019, ISBN 978-3-86916-868-5.
Simone Emmelius: Fechners Methode. Studien zu seinen Gesprächsfilmen. Gardez! Verlag, 1996.
Christian Hißnauer: Hamburger Schule – Klaus Wildenhahn – Eberhard Fechner. Fernsehdokumentarismus der zweiten Generation. In: Becker, Andreas R. et al. (Hrsg.): Medien – Diskurse – Deutungen. Dokumentation des 20. Film- und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquiums. Marburg: Schüren-Verlag 2007, S. 118–126.
Christian Hißnauer: Psychomontage und oral history: Eine Skizze zur Entwicklungsgeschichte des Interviewdokumentarismus in der Bundesrepublik Deutschland. In: Rundfunk und Geschichte, 1–2/2010, S. 19–25.
Christian Hißnauer: Aus-Sagen vom Holocaust. Erlebte Erinnerung in den Gesprächsfilmen Eberhard Fechners und den Interviewfilmen Hans-Dieter Grabes. In: Weber, Thomas et al. (Hrsg.): Mediale Transformationen des Holocaust.
Christian Hißnauer, Bernd Schmidt: Wegmarken des Fernsehdokumentarismus: Die Hamburger Schulen. Konstanz: UVK 2013.
↑Lebenslauf Eberhard Fechner. In: eberhardfechner.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. September 2017; abgerufen am 10. Juli 2021.
↑Gunda Bartels: Zuhören heißt erzählen. In: Der Tagesspiegel. 29. November 2017, abgerufen am 10. Juli 2019.
↑Redaktionsbüro Harenberg: Knaurs Prominentenlexikon 1980. Die persönlichen Daten der Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Mit über 400 Fotos. Droemer Knaur, München/Zürich 1979, ISBN 3-426-07604-7, Fechner, Eberhard, S.109f.