Eagle S

Eagle S
Eagle S am 31. Dezember 2024
Eagle S am 31. Dezember 2024
Schiffsdaten
Flagge Cookinseln Cookinseln
andere Schiffsnamen
  • FR8 Pride (2005–2012)
  • LR Mimosa (2012–2015)
  • Norstar Intrepip (2015–2023)
Schiffstyp Doppelhüllentanker
Rufzeichen E5U4845
Heimathafen Avatiu
Eigner Caravella LLCFZ
Bauwerft New Century Shipbuilding, Jingjiang
Baunummer 0307310
Kiellegung 20. Dezember 2004
Stapellauf 28. August 2005
Übernahme 16. März 2006
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 228,6 m (Lüa)
219,7 m (Lpp)
Breite 32,26 m
Tiefgang (max.) 14,5 m
Vermessung 42.010 BRZ; 22.444 NRZ
Maschinenanlage
Maschine Dieselmechanischer Antrieb
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 11.300 kW (15.364 PS)
Höchst­geschwindigkeit 14,5 kn (27 km/h)
Propeller 1
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 74.035 tdw
Rauminhalt 86.071 m³
Sonstiges
Klassifizierungen Indian Register of Shipping
Registrier­nummern IMO 9329760

Die Eagle S ist ein Rohöltanker, der unter der Flagge der Cookinseln fährt[1] und von der in den Vereinigten Arabischen Emiraten registrierten Gesellschaft „Caravella LLCFZ“ betrieben wird.[2]

Das Schiff

Das Schiff wurde auf der New Century Shipyard in Jingjiang, China, gebaut. Es wurde am 20. Dezember 2004 auf Kiel gelegt, am 28. August 2005 vom Stapel gelassen und am 16. März 2006 ausgeliefert.

Technische Daten und Ausstattung

Eagle S ist ein Doppelhüllentanker für Rohöl und Ölprodukte mit einer Tragfähigkeit von 74.035 Tonnen und 12 Ladetanks, die bei 98 % Füllung ein Gesamtvolumen von 81.320 Kubikmetern haben. Das Schiff ist 228,6 m lang, 32,3 m breit und hat eine Verdrängung von 89.381 t, wenn es bis zum maximalen Tiefgang von 14,5 m beladen ist. Das Schiff hat eine Besatzung von 24 Mann.

Die Eagle S wird von einem einzigen langsam laufenden Zweitakt-Kreuzkopf-Dieselmotor, der auf einen Festpropeller wirkt, angetrieben. Der Fünfzylinder-Hauptmotor des Schiffs, MAN-B&W 5S60MC-C, der von Hudong Heavy Machinery in Lizenz hergestellt wird, hat eine Leistung von 15.364 PS bei 105 U/min. Dieses Antriebssystem verleiht der Eagle S eine Höchstgeschwindigkeit von 14,5 Knoten. Bei einer Dienstgeschwindigkeit von 12 Knoten verbrennt das Schiff 35 Tonnen Kraftstoff pro Tag. Darüber hinaus verfügt das Schiff über drei 900-Kilowatt-Hilfsdieselgeneratoren zur Stromerzeugung.

Geschichte

Kollision 2012

Am 2. Mai 2012 kollidierte die Eagle S, damals als FR8 Pride, betrieben von der in Singapur ansässigen Firma FR8, im Aransas Pass (Verbindung zwischen dem Golf von Mexiko und der Aransas Bay, Texas) mit dem schwimmenden Bohrgerät Rowan EXL I, nachdem der Motor des Tankers ausgefallen war. Das NTSB schätzte den daraus resultierenden Schaden auf 16–17 Millionen US-Dollar.[3]

Ölpest 2014

Am 25. September 2014 zerstörte der Tanker, der inzwischen LR Mimosa hieß und von der Panamax International Shipping Corporation gechartert wurde, die Verbindung zu einem Monobojen-Terminal in der Bucht von Quintero vor Chile, was zu einer Ölverschmutzung führte. Nach Schätzungen liefen etwa 39 Tonnen Rohöl in die Bucht von Quintero.[4]

Spionage 2024

Die nautische Fachzeitschrift Lloyd’s List zitiert einen anonymen Hinweisgeber aus der Schifffahrtsindustrie. Dieser sei beruflich mit der Wartung der Eagle S beschäftigt gewesen und habe im Sommer 2024 Dokumente übergeben, die auf Ausrüstung zur Fernmeldeaufklärung an Bord hinweisen. Deren hoher Strombedarf hätte die Generatoren des Schiffes überlastet. Auch von weiteren auffälligen Gegenständen an Bord und von der Entsorgung solcher Gegenstände ins Meer während einer früheren Passage des Ärmelkanals ist die Rede. Der Hinweisgeber habe außerdem über nicht-seemännisches Personal an Bord berichtet.[5][6] Ende Dezember 2024 – im Zusammenhang mit dem Estlink-2-Vorfall – fand die finnische Polizei keine solche Ausrüstung.[7]

Beschädigung von Seekabeln 2024

Route der Eagle S am Tag der Beschädigung

Am 25. Dezember 2024 überquerte der Tanker als Eagle S das Unterseekabel Estlink 2 im Finnischen Meerbusen. Zur gleichen Zeit meldete das Unternehmen Fingrid einen Stromausfall auf dem Kabel. Die finnische Küstenwache brachte das Schiff – dem der Backbordanker fehlte –[8] daraufhin auf, geleitete es in finnische Küstengewässer und ging an Bord.[9] Am 28. Dezember 2024 verlegte die finnische Polizei das Schiff aus dem Golf von Finnland in die Bucht Svartbäckfjärden nahe dem Hafen Sköldvik, um auf Reede liegend der Polizeiabteilung im Innenministerium (finnisch Keskusrikospoliisi, KRP) die weitere Ermittlung zu erleichtern.[10]

Die Besatzung zählt 24 Personen aus Georgien und Indien.[11][12] Gegen acht von ihnen wird wegen Straftaten ermittelt.[13] Die Strafermittlungen betreffen schwere Sabotage.[14] Im Zuge der Ermittlungen wurde entlang des zuvor gefahrenen Kurses des Tankers eine Schleifspur auf dem Meeresboden entdeckt, die von einem über den Boden gezogenen Anker herrühren könnte.[15] Anfang Januar wurde auch der abgerissene Anker am Ende der Schleifspur auf dem Meeresboden gefunden und geborgen.[16]

Als die Ermittler das Schiffsregister einsahen, stellten sie fest, dass die letzte gültige Versicherung des Schiffes bei der russischen Gesellschaft Ingosstrakh im August 2024 abgelaufen war.[17] Zum Zeitpunkt des Ereignisses war das Schiff also nicht versichert.

Bei einer Hafenstaatkontrolle an Bord des in Finnland festgehaltenen Tankers, bei der unter anderem dessen technischer Zustand kontrolliert wurde, wurden 32 Mängel festgestellt, teilte die finnische Verkehrs- und Kommunikationsbehörde Traficom mit. Schwere Mängel fanden die Prüfer hinsichtlich des Brandschutzes, der Navigationsausrüstung und der Belüftung eines Pumpenraumes. Die Behebung dieser Probleme sei eine Voraussetzung, dass die Eagle S wieder in Betrieb genommen werden darf.[18]

Schattenflotte

Die Europäische Union geht davon aus, dass die Eagle S Teil der so genannten Schattenflotte ist, mit der Russland das seit dem 5. Dezember 2022 gültige[19] Öl-Embargo sowie den ab dem 5. Februar 2023 geltenden Preisdeckel für Ölprodukte russischen Ursprungs umgeht.[20]

Commons: Eagle S – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vesselfinder.com: Eagle_S, abgerufen am 26. Dezember 2024
  2. Reuters: Finland boards oil tanker suspected of causing internet, power cable outages, abgerufen am 26. Dezember 2024
  3. NTSB Releases Marine Accident Brief on Collision of Oil Tanker with Mobile Offshore Drilling Unit. Abgerufen am 26. Dezember 2024 (englisch).
  4. Tanker Causes Oil Spill in Chile. Abgerufen am 26. Dezember 2024 (englisch).
  5. Michelle Wiese Bockmann: Russia-linked cable-cutting tanker seized by Finland 'was loaded with spying equipment' In: Lloyd's List, 27. Dezember 2024. Abgerufen am 30. Dezember 2024 (englisch). 
  6. Maxi Beigang: „Vollbeladen mit Spionageausrüstung“: Recherchen enthüllen weitere Geheimnisse der russischen Schattenflotte. In: Tagesspiegel. 29. Dezember 2024 (tagesspiegel.de [abgerufen am 9. Januar 2025]).
  7. Eevi Karvinen: Näin poliisi kommentoi hurjaa lehtiväitettä Eagle S:n laitteista. Poliisi ei kertomansa mukaan ole löytänyt öljytankkerilta lehtiväitteiden mukaisia vakoilulaitteita. (deutsch: This is how the police commented on the wild press report about the Eagle S devices. The police say they have not found any of the alleged spying devices on the oil tanker.). In: Iltalehti. 31. Dezember 2024, abgerufen am 8. Januar 2025 (finnisch): „Keskusrikospoliisi kumoaa lehtiväitteet siitä, että Eagle S -öljytankkeri olisi varustettu vakoilulaitteistolla. Olemme tehneet aluksella nyt laajaa tutkintaa, eikä havaintoja kuvatun kaltaisista laitteista ole tehty, rikoskomisario Elina Katajamäki kertoo Iltalehdelle sähköpostitse. Merenkulkua seuraava verkkojulkaisu Lloyd’s List on väittänyt laivan olevan ”täynnä” erilaisia meri- ja lentoliikenteen kuunteluun tarkoitettuja kuuntelulaitteita.“
  8. Julia Wäschenbach: Finnland vermutet Sabotage hinter Schäden an Unterseekabeln. Abgerufen am 4. Januar 2025.
  9. Finnland verdächtigt Öltanker der Sabotage. tagesschau.de, 26. Dezember 2024, abgerufen am 28. Dezember 2024.
  10. The police transfer tanker Eagle S to Kilpilahti. Finnische Küstenwache, 28. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024 (englisch).
  11. Bianca Blei: In Finnland festgesetzter „Schattenflotten“-Tanker soll in Dänemark geprüft worden sein. In: derstandard.at. 27. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024.
  12. https://www.hbl.fi/2024-12-31/polisen-om-eagle-s-sju-personer-ar-misstankta/
  13. Thomas von Boguslawski, Stefanie Lindroos: Fingrid och Elisa kräver att oljetankern Eagle S beslagtas. In: Svenska Yle. 2. Januar 2025 (schwedisch, yle.fi [abgerufen am 9. Januar 2025]): ”Nu uppger Centralkriminalpolisen för Yle att en åttonde besättningsman ombord på Eagle S är misstänkt för brott. Även han har ålagts reseförbud, enligt CKP.”
  14. Nach Kabel-Schaden in Ostsee – EU erwägt Sanktionen gegen russische Schattenflotte. Deutschlandfunk, 27. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024: „Sie nahmen Ermittlungen wegen schwerer Sabotage auf.“
  15. „Dutzende Kilometer lang“ – Ermittler finden verdächtige Schleifspur am Meeresboden. In: Welt. 30. Dezember 2024, abgerufen am 7. Januar 2025.
  16. Beschädigte Unterwasserkabel – Ermittler finden Anker von verdächtigem Tanker. In: Welt. 7. Januar 2025, abgerufen am 7. Januar 2025.
  17. Lloyd’s List: Finland police seize Russian-linked dark fleet tanker Eagle S in cable-cutting investigation vom 26. Dezember 2024, abgerufen am 7. Januar 2025
  18. tagesschau.de: Ukraine-Liveblog: ++ Ukraine meldet Abschuss Dutzender Drohnen ++. Abgerufen am 8. Januar 2025.
  19. Holger Beckmann: Sanktionen gegen Russland: Wie Ölembargo und Ölpreisdeckel wirken sollen. Abgerufen am 8. Januar 2025.
  20. Nach Kabel-Schaden in Ostsee - EU erwägt Sanktionen gegen russische Schattenflotte. Deutschlandfunk, 27. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024.