Dukas (Adelsgeschlecht)Dukas (pl. Dukai; weibliche Form Dukaina) ist der Name einer byzantinischen adligen Familie, zu der auch die beiden byzantinischen Kaiser Konstantin X. (1059–1067) und Michael VII. (1071–1078) gehörten. HerkunftVerlässliche Nachrichten über den Ursprung der Familie liegen nicht vor. Ausgedehnte Besitzungen entlang dem Fluss Menander, nahe Nicopolis in Paphlagonien – einem byzantinischen Thema am Schwarzen Meer, an der mittleren Nordküste Kleinasiens – deuten jedoch auf eine Herkunft aus dieser Provinz hin. Dabei ist anzunehmen, dass es sich um eine Familie griechischen Ursprungs handelt, aber auch eine armenische Herkunft wäre möglich.[1] Nachdem die Familie in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts die kaiserliche Würde erlangt hatte, waren einige Geschichtsschreiber bemüht, den Ruhm des Hauses durch eine bis in die Antike zurückreichende Genealogie zu erhöhen. So führte der byzantinische Politiker, Feldherr und Geschichtsschreiber Nikephoros Bryennios (* um 1081; † 1136) – der Ehemann der Kaisertochter und Geschichtsschreiberin Anna Komnena – die Familie der Dukai auf einen Cousin von Konstantin dem Großen Kaiser des Römischen Reiches (306 – 337) zurück, der mit diesem im vierten Jahrhundert nach Konstantinopel gekommen sei und als Gouverneur von Konstantinopel den Titel Dux getragen hätte, der später zum Familiennamen wurde.[2] Obwohl dies theoretisch nicht ganz ausgeschlossen ist, da damals tatsächlich zahlreiche senatorischer Familien von Rom in die neue Hauptstadt Konstantinopel übersiedelt sind, lässt sich diese Abstammung mangels Dokumentation naturgemäß nicht belegen. Doch auch ohne diese Ursprungslegende zählt das Haus der Dukai zu den ältesten und vornehmsten Familien des Byzantinischen Reiches. GeschichteZeitlich treten drei Personengruppen mit dem Familiennamen Dukas auf: Die ältesten DukaiAls deren Ahnherr wird ein Andronikos Dux (Dukas) angesehen, der 792 als Tourmarch (Kommandant einer Turma (Militärbezirk mit einer Armeestärke von bis zu 5000 Mann)) im Thema (Provinz) Armeniakon auftritt.[3] Zwei Generationen später tritt ein anderer Andronikos Dukas auf, der von der Kaiserin Theodora II. während der Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn Michael III. (* 839; † 867) im Jahre 843 als General damit beauftragt wurde, die häretische Sekte der Paulikianer mit Gewalt zur Orthodoxie zu bekehren.[4][5][6] Diese Familie dürfte jedoch zu Beginn des zehnten Jahrhunderts in männlicher Linie ausgestorben sein. Die Dukas-LydosDiese Familie leitet sich aus der Ehe des Johannes Lydos mit einer Dukaina (* 900/905) ab, nannte sich anfangs Dukas-Lydos, später nur noch Dukas. Aus ihr stammt Andronikos Dukas-Lydos (* um 925, + nach 976), der mit Ne Skleraina (* um 930) einer Tochter des Pantherios Skleros (* um 900; † nach 844), 944 Domestikos ton scholon, verheiratet war. Die kaiserliche Linie der DukaiAls ihr Stammvater wird allgemein der Strategos und Protospatharios Andronikos Dukas (* um 975; † nach 1010) angesehen, der als Vater des byzantinischen Kaisers Konstantin X. Dukas, (* 1059; † 1067) und Großvater von Michael VII. Dukas (* 1071; † 1078) gilt.[7] Kontinuität der DynastieDie Frage, ob zwischen diesen Personengruppen gleichen Namens ein genealogischer Zusammenhang besteht bzw. gegebenenfalls, um welchen es sich dabei handelt, hat bereits die byzantinischen Geschichtsschreiber beschäftigt. Dies nicht zuletzt, da Dux eine byzantinische Funktionsbezeichnung für einen hochrangigen Feldherren bzw. Militärgouverneur war, auf die daher kein Monopol einer bestimmten Familie bestand und somit eine parallele Annahme der Funktion als Familiennamen keineswegs ausgeschlossen ist. Unter den byzantinischen Zeitgenossen gab es diesbezüglich verschiedene Ansichten, da etwa der Geschichtsschreiber Nikephoros Bryennios (* um 1081; † 1136), der byzantinische Universalgelehrte und Geschichtsschreiber Michael Psellos († 1078) und auch der Historiker Nikolaos Kallikes die Zusammengehörigkeit ausdrücklich bestätigten, während sie von dem Geschichtsschreiber Johannes Zonaras (lebte im 12. Jahrhundert) bezweifelt wurde. Auch in der neueren Literatur besteht diesbezüglich keine Einhelligkeit. Die Europäischen Stammtafeln[7] lassen die Frage Verknüpfung zwischen den älteren Dukai und der kaiserlichen Familie offen, ohne auf die Familie Dukas-Lydos einzugehen. Christian Settipani[8] geht hingegen von einer genealogischen Verbindung der drei Personengruppen aus. Demnach seien zwar die älteren Dukas zu Beginn des 10. Jahrhunderts in männlicher Linie ausgestorben, ihr Name sei jedoch durch eine Tochter an das Haus Lydos gelangt. Das Verbindungsglied zwischen den Dukas-Lydos und der kaiserlichen Dynastie der Dukai ist nach Settipani der Strategos und Protospatharios Andronikos Dukas (* um 975, † nach 1010), den er als Sohn entweder des byzantinischen Generals Christophoros Dukas (* um 950, + nach 979), oder als Sohn von dessen Bruder, Bardas Dukas „Mongos“ (der Heisere) (* um 955, + n. 1017) sieht. Dieser Andronikos wird auch in den Europäischen Stammtafeln als Stammvater der kaiserlichen Dynastie angegeben.[7] Das kaiserliche Haus der Dukai dürfte in männlicher Linie zu Beginn des 12. Jahrhunderts ausgestorben sein. Spätere NamensträgerWegen des großen Prestiges der Familie wurde der Familienname Dukas jedoch von verschiedenen Familien übernommen, die in weiblicher Linie von ihr abstammten. So etwa von den Dukas-Kalamanos, die ungarischer Herkunft sind und in männlicher Linie aus dem Königshaus der Árpáden stammen.[7] Hinzu kommt die verwirrende byzantinische Praxis, dem eigenen Familiennamen den Familiennamen weiblicher Vorfahren hinzuzufügen, diesem voranzustellen oder diesen durch den prestigeträchtigeren Familiennamen zu ersetzen, insbesondere dann, wenn dieser aus einer kaiserlichen Dynastie stammt. Eine Stammesgleichheit zwischen späteren Familien, die den Namen Dukas trugen, ist somit in der Regel nicht gegeben. Ein typisches Beispiel ist die Familie Batatzes (Vatatzes), aus der Johannes III., Kaiser von Byzanz im Exil zu Nicäa (1222–1254), aus Prestigegründen seinem Familiennamen durch Hinzufügen von „Dukas“ aufwertete. Sein Sohn Theodor II., byzantinischer Kaiser zu Nicäa (1254–1258), verzichtete auf seinen eigenen Familiennamen Batatzes und nannte sich stattdessen Dukas Laskaris. Dies nach einer vermutlichen Vorfahrin aus dem Haus Dukas und nach seiner Mutter, die eine Tochter des byzantinischen Kaisers Theodoros I. Laskaris war, der aber selbst schon seinen eigenen Familiennamen durch den Zusatz Komnenos in Komnenos Laskaris geschönt hatte. Noch großzügiger war eine entfernte Großnichte, Theodora Batatzaina (* um 1240, † 1303), die den Familiennamen Dukaina Komnene Palaiologina Batatzaina trug.[9] Ein anderes Beispiel für diese Praxis ist Johannes Dukas Komnenos (+ v. 1289), Archon (Herrscher) zu Neopatras. Er war ein außerehelicher Sohn eines außerehelichen Sohnes eines außerehelichen Sohnes aus dem Haus Angelos – den Despoten von Epirus. Er zog es jedoch vor, statt des eigenen Familiennamens den weiblicher Vorfahren zu tragen, obwohl diese vier (Komnenos) bzw. sogar fünf Generationen (Dukas) zurücklagen.[10] Die kaiserliche Dynastie der Palaiologen bestätigt diese Regel, da sich der erste byzantinische Kaiser aus diesem Haus Michael VIII., der von 1259 bzw. 1261 bis 1282 regierte, Dukas Angelos Komnenos Palaiologos nannte.[11] StammtafelDiese folgt der von Settipani vertretenen These eines genealogischen Zusammenhanges zwischen den drei Personengruppen der Dukai, die jedoch zwecks besserer Übersichtlichkeit getrennt angeführt werden. Die ältesten DukaiChristian Settipani[12] gibt für die älteste Zeit folgende Stammreihe am:
Die Dukas-LydosNach Christian Settipani:
Das kaiserliche Haus DukasNach den Europäischen Stammtafeln:[7]
Literatur
Einzelnachweise
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